Tierethologie: Warum lieben Katzen kleine Räume?

Egal, wie klein die Box oder der versteckte Platz im Schrank ist, deine Katze wird nicht zögern, es sich darin bequem zu machen. Warum lieben sie Schachteln, Boxen und Höhlen?
Tierethologie: Warum lieben Katzen kleine Räume?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Katzen zählen zu den beliebtesten Haustieren: Ihre Anmut, ihre Offenheit gegenüber Erfahrungen und ihre Empathie und Rücksichtnahme faszinieren uns. Heute beantworten wir die Frage, warum unsere Stubentiger kleine Räume lieben und sich darin von der Welt abschotten, während sie sich ausruhen.

Diese Eigenschaft könnten wir als misanthropisch interpretieren, doch Katzen können sehr gesellig sein. Sie lieben die Sonne genauso wie ein verstecktes Plätzchen im Haus. Ihre Fähigkeit, es sich in einer kleinen Schachtel bequem zu machen, erstaunt uns immer wieder. Katzen beweisen uns immer wieder, wie flexibel sie sind. Was verrät uns die Tierethologie über dieses Verhalten?

Katzen lieben kleine Schachteln, doch auch einen auf den Boden gemalten Kreis interpretieren sie häufig als Rückzugort.

Warum lieben Katzen kleine Räume?
Kleine Räume bieten Katzen Schutz und Sicherheit. 

Warum Katzen kleine Räume lieben

Archäologische Funde auf Zypern bestätigen, dass Katzen bereits vor etwa 9.500 Jahren in menschlichen Behausungen anwesend waren. Besonders verehrt wurden die anmutigen Vierbeiner in Ägypten. So wurde beispielsweise die Göttin Bastet als sitzende Katze dargestellt. Außerdem kamen Katzen auf Schiffen zur Schädlingsbekämpfung zum Einsatz und gelangten so in andere Länder.

Wir wissen inzwischen sehr viel über die Welt der Katzen, die uns auch heute noch gleichermaßen fasziniert. Die Vorliebe für kleine Räume ist ein Instinkt, der Katzen einst vor Gefahren schützte und auch heute bei unseren Stubentigern zu beobachten ist. Wir analysieren anschließend, warum sie diese Angewohnheit haben.

Kranke Katzen ziehen sich instinktiv zurück, um sich zu schützen.

Überlebensinstinkt

Der Überlebensinstinkt prägt viele tierische Verhaltensmuster. Katzen lieben kleine Räume, da sie sich zum Schutz zurückziehen und die Sicherheit genießen. Dies ist auch bei kranken Tieren immer wieder zu beobachten.

Regulierung der Körperwärme

Hauskatzen stammen von der afrikanischen Wildkatze ab. Auch deshalb fühlen sie sich in Boxen und Schachteln wohl, denn sie lieben warme Orte. Je kleiner der Raum, desto angenehmer die Wärme. Außerdem mussten sie in ihren ersten Lebenstagen einen kleinen Raum mit ihren Geschwistern teilen, sie empfinden in einem Katzenhaus oder einer Schachtel deshalb Wohlbefinden und Geborgenheit.

Kleine Räume helfen beim Stressabbau

Katzen ziehen sich gerne in ihr kleines Versteck zurück, um Umweltstress zu meiden. Sie lieben es, mit anderen Katzen oder mit ihrer Bezugsperson zu spielen, doch ein ruhiger Zufluchtsort ist ebenso wichtig, damit sie sich erholen können. Kleine Räume bieten ihnen nicht nur ein willkommenes Gefühl der Sicherheit, sie halten auch störenden Lärm fern.

Der Höhlen- und Jagdinstinkt

In einer kleinen Schachtel können Katzen ihren Jagdinstinkt befriedigen. Sie sind perfekt getarnt und können ihre Opfer überraschen. Wir sprechen jedoch nicht von kleinen Beutetieren, sondern von ihren menschlichen Gefährten, die eine Überraschung erleben können.

Katzen lieben kleine Räume und Schachteln
Pappkartons sind ideale Objekte, um viele der Instinkte von Katzen zu befriedigen.

Kuriositäten: Kanizsa-Quadrat und unsichtbare Boxen

Die City University in New York hat Forschungen durchgeführt, um das Verhalten von Katzen besser zu verstehen. Ihre Vorliebe für kleine Räume ist so tief verwurzelt, dass manchmal kein physischer Raum nötig ist, um dies zu beobachten.

Eine Begrenzung auf dem Boden, ein einfaches Stück Papier oder Stoff, ein Bilderrahmen oder ein Kanizsa-Quadrat tun ebenfalls ihren Dienst. Das Kanizsa-Quadrat beruht auf einer optischen Illusion: Nur die Ecken sind durch vier Kreise, denen ein Dreieck fehlt (ähnlich wie die Pac-Man-Figur) gekennzeichnet, die fehlende Information, das heißt die Linien des Quadrats, wird nur mental wahrgenommen.

Es reicht deshalb oft, ein Quadrat oder einen Kreis auf den Boden zu malen oder zu legen, um Katzen das Gefühl der Sicherheit zu geben. Zumindest sind dies die Schlussfolgerungen der erwähnten Studie. Probiere es mit deiner Katze aus!


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  • Smith, Gabriella & Chouinard, Philippe & Byosiere, Sarah-Elizabeth. (2020). If I fits I sits: A citizen science investigation into illusory contour susceptibility in domestic cats (Felis silvestris catus) (under review)..

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