Seneca der Jüngere: Biographie eines Philosophen

Seneca der Jüngere war ein großer Denker und profunder Kenner der menschlichen Natur. Obwohl er mehr predigte, als selber zu handeln, sind seine philosophischen und ethischen Werke dennoch sehr lesenswert.
Seneca der Jüngere: Biographie eines Philosophen
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 18. Mai 2023

Seneca der Jüngere war eine der weisesten und inspirierendsten Persönlichkeiten im alten Rom. Obwohl er als Philosoph in die Geschichte einging, der sich vorwiegend mit Ethik beschäftigte, war er darüber hinaus auch ein sehr mächtiger und einflussreicher Mann. Er verstand die menschliche Natur in ihrer ganzen Tiefe und philosophierte über sie zu einer Zeit, die an Dekadenz kaum zu überbieten war.

Wie viele andere bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte, hatte auch Seneca einen unermüdlichen Wissensdrang. Daher arbeitete er sich mit großer Offenheit und Neugier in verschiedene Wissenschaftsgebiete, Kulturen und philosophische Denkansätze ein.

Er befasste sich sehr intensiv mit der römischen und griechischen Kultur. Mit der gleichen Leidenschaft und Begeisterung studierte er auch die Kultur der Ägypter. Seneca beschloss, der stoischen Lehre zu folgen und wurde zu einem der wichtigsten Vertreter des Stoizismus.

Eines der großen Paradoxa der Geschichte ist die Tatsache, dass Seneca der Lehrer eines Mannes war, der später zu seinem erbitterten Gegner werden sollte. Der römische Kaiser Nero, sein einstiger Schüler, verurteilte ihn letztendlich zum Tod.

In der klassischen Antike entstanden zahlreiche literarische und philosophische Schriften, die bis heute für uns von Interesse sind. Allerdings sind nur wenige dieser in lateinischer Sprache verfassten Werke überliefert. Dennoch geben uns die erhaltenen Schriften ausreichend Aufschluss darüber, was die damaligen Autoren, wie beispielsweise Seneca der Jüngere, zu sagen hatten. In unserem heutigen Artikel wollen wir uns eingehender mit dem Leben dieses herausragenden Denkers der Antike beschäftigen.

Seneca - Statue

Die Kindheit von Seneca dem Jüngeren

Obwohl die Angaben nicht vollständig gesichert sind, deutet doch alles darauf hin, dass Seneca im Jahr 4 v. Chr. im heutigen Córdoba (Spanien) geboren wurde. Er war ein kränkliches Kind, das sehr stark unter Asthma litt. Sein Vater war der Generalstaatsanwalt Roms und außerdem ein bekannter Redner und Rhetoriker.

Seneca hatte zwei Brüder. Außergewöhnlich ist die Tatsache, dass alle drei Brüder in der damaligen Zeit prominente Persönlichkeiten waren. Tragischerweise begingen alle Brüder Selbstmord, wenn auch nicht zur gleichen Zeit.

Tatsächlich wurde Seneca in Rom fast ausschließlich von der Stiefschwester seiner Mutter erzogen. Außerdem lebte er mit seiner Adoptivfamilie einige Jahre in Alexandria. Während dieser Zeit lernte er sehr viel über die ägyptische Kultur. Darüber hinaus begann er auch, sich mit verschiedenen Wissenschaften zu beschäftigen und eignete sich umfassendes Wissen an. Anschließend verbrachte er einige Zeit in Athen, das wird zumindest in manchen Quellen behauptet.

Der Glanz der Macht

Im Jahr 31 n. Chr. wurde er römischer Magistrat. Aufgrund seiner herausragenden Fähigkeiten wurde er nur wenige Jahre später der Hauptredner des Senats. Zu dieser Zeit bestieg der bösartige Caligula den Thron. Da er Seneca sehr um dessen Talente beneidete, verurteilte er ihn zum Tode. Doch allem Anschein nach überredete ihn eine Kurtisane, diese Strafe nicht in die Tat umsetzen zu lassen.

Als dann Kaiser Claudius an die Macht kam, versuchte dessen erste Frau Messalina noch einmal, Seneca zum Tode zu verurteilen, was ihr aber nicht gelang. Stattdessen wurde er verbannt. Daher verließ Seneca Rom und ging für acht Jahre nach Korsika.

Anschließend setzte sich Agrippina, Claudius zweite Frau, dafür ein, dass Seneca nach Rom zurückkehren durfte. Der Grund für ihre Bemühungen war der, dass sie in Seneca einen Verbündeten sah, der ihrem Mann dabei nützlich sein konnte, sein Ansehen zu stärken. Außerdem war sie davon überzeugt, dass er ihr bei der Erreichung ihres wichtigsten Zieles helfen konnte. Sie wollte ihren Sohn Nero zum Kaiser machen, obwohl er kein rechtmäßiger Sohn von Claudius war.

Seneca und sein Schüler Nero

Schließlich trugen Agrippinas Pläne die ersehnten Früchte. Als Claudius starb, war Nero erst 17 Jahre alt. Zu dieser Zeit wurde Seneca politischer Berater und Minister. Faktisch war es Seneca, der in den folgenden acht Jahren gemeinsam mit Sextus Afranius Burrus, einem von Neros Beratern, das römische Reich regierte.

Allem Anschein nach schätzte Nero seinen Berater und Lehrer außerordentlich. Darüber hinaus führten die Regierungsentscheidungen des Philosophen Seneca zu Wachstum und Stabilität im römischen Reich. Als Kaiser Nero älter wurde, begann er allerdings zunehmend, seinem Mentor zu misstrauen.

Obwohl Seneca ein Vertreter der stoischen Morallehre war, hat er während dieser Jahre mehr Reichtum angehäuft, als irgendein anderer Machthaber jener Zeit. Aufgrund dieser Tatsache und nach zahlreichen Intrigen, nahm Nero ihn zunehmend als potentiellen Feind wahr. Daher warf er ihm Heuchelei und Doppelmoral vor und beschuldigte ihn sogar, der Liebhaber seiner Mutter zu sein.

Seneca - Cordoba

Senecas Tod

Als Nero Senecas Mutter ermordete, reagierte dieser darauf sehr widersprüchlich und in ausgesprochen bedauerlicher Art und Weise. Anstatt diese Tat in Frage zu stellen und sich darüber zu beklagen, versuchte er vielmehr, das Vorgehen zu rechtfertigen. Es war sehr offensichtlich, dass er den Kaiser sehr fürchtete und nur darum bemüht war, sich selber zu schützen.

Als dann auch noch Burro verstarb, war Seneca praktisch alleine. Um Neros Gunst wieder zu gewinnen, bot er ihm daher an, ihm all seinen Reichtum und Besitz zu überlassen. Gleichzeitig ersuchte er den Kaiser darum, sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen zu dürfen. Zumindest schrieb er dies über die Bedrohung, die er empfand. Er fürchtete um sein Leben und versuchte, es mit allen erdenklichen Mitteln zu schützen.

Trotz all dieser Bemühungen verwickelte Nero Seneca in eine Verschwörung gegen ihn, um ihn so zum Tode verurteilen zu können. Zu jener Zeit war es üblich, dass der Verurteilte durch eigene Hand sterben musste, wenn er ein Patrizier war. Auch Seneca und seine Frau befolgten diese Regel. Nachdem Seneca Selbstmord begangen hatte, taten es ihm seine Brüder und sein Neffe gleich, da sie die Grausamkeit Neros fürchteten.

So endete das Leben dieses großen Denkers: auf tragische und unfaire Weise.

 


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  • Zambrano, M., & Seneca, L. A. (1987). El pensamiento vivo de Séneca. Cátedra.

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