José Ortega y Gasset: Biografie des spanischen Philosophen
José Ortega y Gasset war einer der bedeutendsten Philosophen Spaniens. Intellektueller, Essayist, Journalist, Redner… Sein liberaler und regenerativer Diskurs enthielt die Essenz des Perspektivismus und der vitalen Vernunft. Er gehörte zur Noucentisme-Bewegung und zur Generation von 1914, zu der auch Persönlichkeiten wie Pablo Picasso und Juan Ramón Jiménez gehörten
Seine repräsentativsten Werke wie “España invertebrada” (1921), “La deshumanización del arte” (1925) und vor allem “Der Aufstand der Massen” (1930) beschreiben wichtige Aspekte über die soziale und intellektuelle Situation in Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ortega spiegelte wie kein anderer den Aufbruch der befreiten Massen wider, die endlich die Elite hinter sich ließen, um sich durch Kunst, bürgerliche Werte und eine liberale Philosophie auszudrücken.
Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser berühmte Philosoph sein Werk in einem äußerst komplexen Kontext entwickelte. Der Aufstieg des Kommunismus wurde mit dem Faschismus konfrontiert. Syndikalismus mit dem Nationalismus und damit auch mit der Volksklasse, die begann, sich durch kulturelle Bewegungen und Konsumverhalten zu profilieren.
“Ich bin ich und mein Umstand, und wenn ich ihn nicht rette, dann rette ich mich nicht.” Dieses sehr repräsentative Zitat von José Ortega y Gasset gab einen Einblick in den Einfluss dieses Szenarios, das davon ausging, dass der Mensch zwar die Umstände, die sein Leben begleiten, nicht kontrollieren kann, dass es aber immer einen gewissen Spielraum gibt, einen eigenen Raum, in dem wir für uns selbst verantwortlich sein und Veränderungen bewirken können.
“Das Leben ist seinem inneren Wesen nach ein ständiger Schiffbruch.”
Ortega y Gasset
José Ortega y Gasset: Biografie eines liberalen Philosophen
José Ortega y Gasset wurde 1883 in Madrid in eine wohlhabende Familie geboren. Seine Mutter war Dolores Gasset, die Tochter von Eduardo Gasset, dem Gründer der Zeitung El Imparcial. Später wurde sein Vater José Ortega Munilla Herausgeber dieser Zeitung. Es war ein Zuhause, das eng mit der Philosophie, dem Intellektualismus, dem Journalismus und auch der Politik verbunden war.
Ortega y Gasset zweifelte nicht lange daran, denselben Weg einzuschlagen. Er studierte Philosophie und Literatur in Bilbao und schloss sein Studium später in Berlin ab. Nach seinem Abschluss begann er als Professor für Psychologie und Ethik zu arbeiten, bis er 1910 als Professor für Metaphysik an der Universität Madrid begann.
Ab 1920 änderte sich sein Leben als Akademiker. Er gründete nämlich in diesem Jahr die Revista de Occidente, eine rachsüchtige und liberale Publikation, in der er die innovativsten, offensten und erlesensten geistigen Strömungen nach Spanien brachte. Später kamen Übersetzungen neuer philosophischer Bewegungen dazu, unter anderem jene von Edmund Husserl und Bertrand Russell hinzu.
José Ortega y Gassets Ziel war ebenso konkret wie hochgesteckt. Er wollte sein Land erneuern und sich damit an die europäischen Bewegungen anschließen. Der Philosoph wollte die Menschen wachrütteln, sie sollten sich gegen den Konservatismus stellen.
“Der Fortschritt besteht nicht darin, die Vergangenheit zu zerstören, sondern ihre Essenz zu bewahren, welche die Kraft hatte, das bessere Heute zu schaffen.”
Ortega y Gasset
Die politische Aktivität von José Ortega y Gasset
Ortega y Gasset wurde während der Zweiten Republik ins Parlament gewählt. Zusammen mit Marañón und Pérez de Ayala gründete er die “Agrupación al Servicio de la República”. Er vertrat diese Position mit großer Hoffnung, wurde sich jedoch darüber bewusst, dass die von der Republik eingeschlagene Richtung nicht mit seiner eigenen Meinung vereinbar war. Mit dem Bürgerkrieg änderte sich 1936 alles.
Der Philosoph hatte keine andere Wahl, als im Exil zu leben. Fast zehn Jahre lang suchte er Zuflucht in Frankreich, Holland, Argentinien und Portugal. Bei seiner Rückkehr 1945 traf er auf viele gleichgesinnte Intellektuelle, mit denen er weiterarbeiten konnte. So gründete er 1948 zusammen mit Julián Marías das Instituto de Humanidades (Institut für Geisteswissenschaften).
Von diesem Moment an war er wieder eine feste Größe in der spanischen Kulturszene. Er unterrichtete mehrere Klassen von Philosophiestudierenden und brachte seine liberalen Ideen in mehreren Zeitungen, Büchern und Aufsätzen zum Ausdruck. Ortega y Gasset gründete die Tageszeitung El Sol (1917), die Zeitschrift España (1915) und die Revista de Occidente (1923).
Er war eine Figur von unbestreitbarer Bedeutung, die später die Generation von 1927 inspirierte. Sein Weg als regenerativer Intellektueller, seine persönliche Ideologie und seine philosophischen Prinzipien waren grenzüberschreitend und erreichten nicht nur Europa, sondern auch Lateinamerika.
José Ortega y Gasset starb 1955 in seinem Haus in Madrid im Alter von 72 Jahren.
Das Schlüsselwerk von José Ortega y Gasset: Der Aufstand der Massen
José Ortega y Gasset war mit drei grundlegenden Strömungen verbunden: dem Noucentisme, eine Bewegung der kulturellen Erneuerung, dem Perspektivismus – ein von Friedrich Nietzsche begründetes Konzept, das die Idee vertritt, dass es keine einzige Wahrheit gibt und jeder seine eigene Vision hat – und dem Vitalismus. Er selbst entwickelte dieses letztgenannte Konzept, das von einer unvermeidlichen Wechselbeziehung zwischen der Person und ihrer Realität ausgeht. Diese Säulen waren die Schlüssel für sein repräsentativstes Werk: “Der Aufstand der Massen” (1930).
Die Gefahr einer Masse, die nicht von Vernunft gesteuert wird
Zu den wichtigsten Aspekten dieses Werks zählt das Ende des Konservatismus und der Beginn von etwas Neuem, das nicht immer so positiv ist, wie wir vielleicht denken. In dieser Erneuerung, die das moderne Leben mit sich bringt, entstehen auch eine Reihe von Herausforderungen, die jede Einzelperson, jeder moderne und scheinbar befreite Bürger verstehen muss:
- Zunächst einmal hat der Begriff “Masse” nichts mit dem von Marxisten verwendeten Begriff zu tun.
- Für Ortega y Gasset sind die Massen Menschen, die sich entindividualisiert haben. Das heißt, sie sind keine isolierten oder individuellen Figuren mehr. Sie sind ein Kollektiv, das oft mehr von Gefühlen als von der Vernunft gelenkt wird.
- Diese Massen tauchen bereits in den neuen Demokratien dieser Zeit auf. Selbst wenn wir den Autoritarismus hinter uns lassen, entstehen also andere Gefahren. Denn Kollektive können auch von anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gelenkt werden.
- In seinem Buch bezog sich Ortega y Gasset auf die Vandalenakte, die Ende der 1930er-Jahre in Frankreich stattfanden. Tausende von jungen Menschen gingen auf die Straße, um Autos anzuzünden und damit ihrer Wut Luft zu machen, angeleitet oder motiviert von jenen, die versuchten, “die Massen zu entflammen”.
Ein sehr gegenwärtiges Vermächtnis
“Der Aufstand der Massen” ist ein Schlüsselwerk des Philosophen José Ortega y Gasset, der darin zahlreiche Ideen beschreibt, die auch heute hochaktuell sind und uns zum Nachdenken einladen. Wenn wir als Mitläufer agieren, ist die Demokratie selbst bedroht.
Wir sind Teil eines historischen und sozialen Kontextes, dem wir nicht entkommen können. Wir müssen uns jedoch von der Masse abgrenzen, die nach dem Instinkt handelt. Ortega y Gasset fordert uns auf, als Individuen zu handeln, die für sich selbst verantwortlich und stets wachsam gegenüber denjenigen sind, die es wagen, unsere eigenen Freiheiten zu beschneiden.
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