Genophobie: Was tun bei Sexualangst?

Genophobie ist die irrationale Angst vor Sex und körperlicher Intimität. Diese spezifische Phobie kann sich durch intensive Angst, Unbehagen und Vermeidungsverhalten äußern, was das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigt.
Genophobie: Was tun bei Sexualangst?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. Juni 2024

Genophobie, auch als Koitophobie bekannt, ist die Angst vor Geschlechtsverkehr. Diese spezifische Phobie kann verschiedene Ursachen haben und in unterschiedlicher Intensität auftreten. Menschen, die unter Genophobie leiden, empfinden oft extreme Angst oder Panik bei der Vorstellung oder dem tatsächlichen Akt des Geschlechtsverkehrs. Diese klinische Realität kann sowohl Frauen als auch Männer betreffen und sich sehr negativ auf Beziehungen auswirken. Denn wenn der Partner nach dem Küssen und Kuscheln Lust auf Sex hat, gerät die betroffene Person in Panik und leidet an schrecklichen Ängsten.

Wissenswertes über Genophobie

Genophobie beschreibt die irrationale Angst vor Sex und körperlicher Intimität. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei nicht um eine anerkannte klinische Störung handelt, die im Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen (DSM-V) zu finden ist.

Diese spezifische Phobie ist interessanterweise eine relativ häufige Erfahrung: Eine in der Fachzeitschrift Journal of Sex & Marital Therapy veröffentlichte Studie ergab, dass 23,9 % der erwachsenen Frauen und 10,3 % der Männer unter dieser Angst leiden. Phobisches Verhalten umfasst jedoch mehr als nur eine einfache Angst. Es äußert sich bei Genophobie unter anderem auch durch folgende Merkmale:

  • Somatische Symptome: Dazu gehören Schwindel, Magenverstimmung, Kopfschmerzen, Zittern, Muskelverspannungen, Herzklopfen, Schweißausbrüche und Atemprobleme.
  • Emotionale Symptome: Die Nähe einer Person mit sexuellem Interesse löst intensive Angst und Beklemmung aus. Ekel und die Furcht vor körperlichem Kontakt können ebenfalls auftreten.
  • Kognitive Reaktionen: Menschen mit Genophobie haben oft extreme und irrational übertriebene Vorstellungen darüber, was sexuelle Interaktion bedeuten könnte. Sie fürchten sich vor Schmerzen, Schamgefühlen, Entblößung und anderen negativen Folgen. Nacktheit wird häufig als unangenehm empfunden.
  • Verhaltenssymptome: Vermeidungsverhalten ist charakteristisch für diese Störung. Betroffene meiden Situationen, die mit körperlicher Intimität und sexuellem Kontakt verbunden sind. Solche Erfahrungen können zu starkem Unbehagen, Nervosität und sogar Panikattacken führen.

Genophobie beeinträchtigt die Lebensqualität und führt häufig zu Einsamkeit.

Häufige Ursachen für Genophobie

Wie ein in der Zeitschrift Folia Medica veröffentlichter Artikel hervorhebt, führt die Angst vor sexuellen Beziehungen zu aversiven Verhaltensweisen, die großes zwischenmenschliches Leid verursachen können. Die psychosoziale Belastung ist immens und kann zum Scheitern von Beziehungen führen. Doch wie kommt es zu dieser irrationalen Angst?

Die häufigsten Auslöser sind:

  • Körperliche Unsicherheit, Angst vor Ablehnung und Körperdysmorphie sind bedeutende Barrieren für erfüllende und befriedigende sexuell-affektive Beziehungen.
  • Die Angst vor Krankheiten, wie zum Beispiel Geschlechtskrankheiten oder der Kontakt mit Viren und Bakterien, ist oft mit anderen Phobien verbunden.
  • Umweltbedingte Faktoren wie Kultur, Religion und Erziehung können verzerrte Vorstellungen über Sex und Sexualität vermitteln und sogar zu Phobien führen.
  • Sexuelle Leistungsangst ist eine weitere Ursache für Genophobie, die durch die irrationale Angst vor unzureichender Leistungsfähigkeit oder Unfähigkeit, Freude zu bereiten, gekennzeichnet ist.
  • Sexuelle Traumata, wie Missbrauch in der Kindheit oder Vergewaltigung, können tiefgreifende Ängste vor sexuellen Beziehungen auslösen. Studien zeigen, dass sowohl Frauen als auch Männer von solchen Erfahrungen betroffen sein können, wobei Männer oft weniger über ihre Erlebnisse sprechen.
  • Medizinische Erkrankungen wie Erektionsstörungen oder Vaginismus können ebenfalls zur Entwicklung von Genophobie beitragen. Es ist wichtig, diese Herausforderungen anzusprechen, da oft psychologische Faktoren eine Rolle spielen.

Eine umfassende Behandlung, die psychologische Unterstützung und gegebenenfalls eine medizinische Interventionen umfasst, ist der beste Ansatz, um Phobien zu bewältigen und die sexuelle Gesundheit zu verbessern.

Wie wird Genophobie behandelt?

Bei der Behandlung von Angst vor Sex ist eine korrekte psychologische Diagnose immer der Ausgangspunkt. Es ist wichtig, die Ursache zu ermitteln, um den effektivsten Ansatz zu wählen. Wenn ein sexuelles Trauma zugrunde liegt, muss diese klinische Realität berücksichtigt werden.

Schauen wir uns die am besten geeigneten therapeutischen Ansätze an:

1. Strategische Kurztherapie

Die strategische Kurztherapie von Giorgio Nardone ist eine der nützlichsten Methoden zur Behandlung von Phobien, Angststörungen und Zwangsvorstellungen. In diesem Fall konzentriert sich der Therapeut darauf, den Patienten dazu zu bringen, die dysfunktionalen Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen, die das Problem aufrechterhalten. Das Ziel ist, der Person Werkzeuge an die Hand zu geben, um diese Realität durch spezifische Lösungen zu verändern. Der Hauptvorteil dieses Modells ist, dass in der Regel in kürzerer Zeit als bei anderen Therapieformen greifbare Ergebnisse erzielt werden.

2. Kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition

Die kognitive Verhaltenstherapie mit virtueller Realität wird immer häufiger bei der Behandlung von spezifischen Phobien eingesetzt. So kann die Person mit Genophobie durch dieses innovative Mittel ihren Ängsten ausgesetzt werden. Eine Studie im Journal of Clinical Medicine zeigt, dass das kognitiv-verhaltenstherapeutische Modell eines der effektivsten ist. Es hilft, gesündere Denk- und Verhaltensmuster zu entwickeln, und gibt Werkzeuge für Emotionsmanagement, Entspannung und Kompetenztraining an die Hand.

3. EMDR-Therapie bei Traumata

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine Technik, die häufig und effektiv zur Behandlung von Traumata eingesetzt wird. Wenn die Sexualphobie auf ein oder mehrere traumatische Erlebnisse zurückgeht, ist dieser Ansatz sehr nützlich, um diese Erfahrungen zu verarbeiten und sie allmählich zu integrieren, damit die Person die Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen kann.

4. Pharmakologischer Ansatz

Nach Einschätzung des Arztes oder Psychiaters kann eine Behandlung mit Anxiolytika und/oder Antidepressiva für einen bestimmten Zeitraum empfohlen werden. Dies lindert die mit der spezifischen Phobie verbundenen Symptome und erleichtert auch den psychotherapeutischen Prozess selbst.

Genophobie kann sehr einschränkend sein

Die irrationale Angst vor sexueller Intimität kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Es ist in diesem Fall entscheidend, fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen und offen über das Problem zu sprechen, ohne sich zu schämen. Mit der richtigen Behandlung kannst du lernen, intime Momente ohne Angst zu genießen und erfüllende Beziehungen aufzubauen.


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