Édouard Manet: der erste Impressionist

Manet veränderte durch seine Werke die Art und Weise, wie europäische Maler ihre Motive auswählten. Vor seiner Zeit ging es in der Malerei hauptsächlich darum, Geschichten zu erzählen. Gleichzeitig wurde die graue Realität des alltäglichen Lebens ausgeblendet. Erfahre hier mehr über Manets Leben und seine Werke!
Édouard Manet: der erste Impressionist
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Camila Thomas

Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2023

Édouard Manet war ein französischer Maler, der im 19. Jahrhundert wirkte und mit seinem unverwechselbaren Stil und Themenschwerpunkt zahlreiche ihm nachfolgende Künstler inspirierte. Er beschritt neue Wege, indem er die bis dahin üblichen Motive in der Malerei ignorierte und sich stattdessen darauf konzentrierte, die Ereignisse und Gegebenheiten seiner Zeit darzustellen.

Im Jahr 1863 stellte Manet sein Gemälde Das Frühstück im Grünen aus. Das Werk wurde von den Kritikern der damaligen Zeit regelrecht zerrissen. Allerdings gab es eine jüngere Generation von Malern, die von seiner Malerei sehr begeistert war und ihn sehr dafür lobte. Diese Maler trugen später maßgeblich zur Entstehung des Impressionismus bei.

Édouard Manet: der erste Impressionist

Seine jungen Jahre

Édouard Manet wurde am 23. Januar 1832 in Paris geboren. Sein Vater, August Manet, war ein hochrangiger Beamter im Justizministerium. Seine Mutter, Eugénie-Désirée Fournier, war die Tochter eines Diplomaten und außerdem die Patentochter eines schwedischen Prinzen, der in der Erbfolge der Könige stand.

Seine Familie war sehr wohlhabend und in der Gesellschaft sehr gut etabliert. Daher hofften Manets Eltern auch, dass er einen angesehenen und seriösen Beruf ergreifen würde, vorzugsweise als Anwalt. Sie wussten allerdings nicht, dass ihm eine vollkommen andere Karriere bevorstand.

Im Jahr 1839 besuchte Édouard Manet die Canon Poiloup Schule in Vaugirard. Von 1844 bis 1848 war er Internatsschüler am Còllege Rollin. Er war nie ein guter Schüler. Sein einziges Interesse galt dem Malkurs, der dort angeboten wurde.

Sein Vater wollte, dass er ein Jurastudium absolvierte, aber Édouard entschied sich dagegen. Als sein Vater ihm daraufhin verbot, Maler zu werden, bewarb sich Édouard an der Marineschule. Allerdings schaffte er die Aufnahmeprüfung nicht.

Im Alter von nur 16 Jahren ging er als Auszubildender für Navigation auf ein Transportschiff. Als er im Juni 1849 nach Frankreich zurückkehrte, fiel er erneut durch die Aufnahmeprüfung für die Marineschule. Danach gaben seine Eltern schließlich seinem hartnäckigen Drängen nach und erlaubten ihm, Maler zu werden.

Manet - Bild

Manets erste formale Studien

Im Jahr 1850 begann Manet eine Ausbildung bei dem klassischen Maler Thomas Couture. Durch ihn entwickelte er ein Verständnis für die Malerei und erlernte verschiedene Techniken.

Nachdem er sechs Jahre bei Couture gelernt und gearbeitet hatte, eröffnete Manet im Jahr 1856 ein gemeinsames Atelier mit Albert de Balleroy, einem Künstler, der militärische Gemälde anfertigte. Hier malte er 1858 sein Bild Junge mit den KirschenKurz darauf wechselte er in ein anderes Atelier, in dem er Der Absinthtrinker (1859) anfertigte.

Im gleichen Jahr unternahm er mehrere kurze Reisen in die Niederlande, nach Deutschland und nach Italien. Zwischen den einzelnen Reisen verbrachte er zudem einige Zeit im Louvre und kopierte dort Gemälde von Tiziano und Diego Velázquez.

Obwohl er mit dem Realismus Erfolg hatte, begann Manet im Laufe der Zeit, in einem lockereren und impressionistischeren Stil zu malen. Besonders charakteristisch für seinen neuen Malstil waren dabei seine breiten Pinselstriche. Außerdem porträtierte er normale Menschen, die ihrer täglichen Arbeit nachgingen.

Er malte Sänger, Menschen auf der Straße, Römer und auch Bettler. Diese außergewöhnlichen Motive, die mit dem großen Wissen der alten Meister gemalt waren, überraschten und irritierten einige Menschen. Viele andere waren davon völlig begeistert.

Édouard Manet als Erwachsener und Das Frühstück im Grünen

Zwischen 1862 und 1865 wurden Manets Werke in einigen Ausstellungen der Galería Martinet gezeigt. Im Jahr 1863 heiratete er die Holländerin Suzanne Leenhoff. Sie hatte ihm zuvor Klavierunterricht gegeben. Vor ihrer Hochzeit waren sie bereits zehn Jahre ein Paar und hatten auch ein gemeinsames Kind.

Im gleichen Jahr lehnten die Juroren des Pariser Salons Das Frühstück im Grünen ab, welches er in einem vollkommen neuartigen Stil gemalt hatte.

Ich male so, wie ich es fühle, malen zu wollen; zur Hölle mit all ihren Studien.

-Édouard Manet-

Das Frühstück im Grünen war durch die Werke verschiedener alter Meister inspiriert wie beispielsweise Das ländliche Konzert (Giorgione, 1510) und Das Urteil des Paris (Raphael, 1517-20). Das Gemälde erregte großes Aufsehen und war der Beginn des “schlechten Rufs des Karnevals”, der ihn während seiner gesamten Karriere verfolgte.

Seine Kritiker nahmen Anstoß an der Tatsache, dass auf dem Gemälde eine nackte Frau in Begleitung von zwei jungen Männern in zeitgenössischer Kleidung zu sehen war. Manet hatte sie nicht, wie bisher üblich, als verschwommene und allegorische Figuren dargestellt. Die moderne Darstellung der Frau ließ ihre Nacktheit in den Augen der Kritiker als vulgär und potentiell bedrohlich erscheinen.

Außerdem störten sich die Kritiker daran, dass Manet diese Personen in einem harten und unpersönlichen Licht gemalt hatte. Darüber hinaus konnten sie nicht nachvollziehen, warum er sie in einer Waldlandschaft gemalt hatte, die offensichtlich nicht realistisch war.

Seine wichtigsten Werke

Auch sein Gemälde Olympia, das er zwei Jahre später gemalt hatte, verursachte 1865 einen weiteren Skandal im Pariser Salon. Es zeigt eine liegende nackte Frau, die den Betrachter sehr keck anblickt. Manet malte sie in einem harten, sehr hellen Licht, welches beinahe den restlichen, sehr dunklen Raum verschwinden lässt. Da das Bild fast ohne jegliche räumliche Tiefe gemalt wurde, wirkt es beinahe, als wäre die Frau nur zweidimensional.

Diese zeitgenössische Odaliske, welche der französische Staatsmann Georges Clemenceau im Jahr 1907 im Louvre aufhängen ließ, wurde sowohl von den Kritikern als auch von der Öffentlichkeit als unanständig bewertet.

Manet war von dieser Reaktion tief getroffen und verließt Frankreich daraufhin im August 1865. Er ging nach Spanien und wollte sich dort niederlassen. Allerdings war sein Aufenthalt nur von kurzer Dauer, denn er mochte weder das Essen, noch war er der spanischen Sprache mächtig. Beides frustrierte ihn sehr.

Während seines Aufenthaltes in Madrid lernte er Théodore Duret kennen. Dieser wurde einer der wichtigsten Befürworter und Unterstützer von Manet. Außerdem traf er im Jahr 1866 den Romancier Emile Zola und die beiden wurden Freunde. Dieser schrieb einen großartigen Artikel über Manet, der 1867 in der französischen Zeitung Le Figaro erschien.

Zola wies darauf hin, dass praktisch jeder bedeutende Künstler zu Beginn seiner Karriere Anstoß in der Öffentlichkeit erregte und Kontroversen auslöste. Dieser Artikel beeindruckte und überzeugte den Kunstkritiker Louis-Edmond Duranty. Daher begann er damit, Manet zu unterstützen. Daraufhin befürworteten auch Maler wie Cézanne, Gauguin, Degas und Monet die Kunst von Manet.

Manet - Gemälde

Die späten Jahre von Manet

Im Jahr 1874 wurde Manet dazu eingeladen, seine Werke bei der ersten Ausstellung impressionistischer Maler auszustellen. Obwohl er den Impressionismus unterstützte, lehnte er diese und auch alle weiteren Einladungen ab.

Stattdessen wollte Manet sich lieber auf den Salon konzentrieren und die Rolle, die er in der Kunstwelt einnahm. Genau wie viele seiner Gemälde, war auch Manet selber in sich widersprüchlich. Er war zugleich gut bürgerlich und einfach, sowohl konventionell als auch radikal.

Man muss seiner Zeit entsprechen und das malen, was man sieht.”

-Édouard Manet-

Ein Jahr nach der ersten Ausstellung impressionistischer Gemälde erhielt er die Gelegenheit, Illustrationen für die französische Ausgabe von Edgar Allen Poes Die Krähe anzufertigen. Im Jahr 1881 wurde ihm von der französischen Regierung der Légion d’honneur (Ehrenlegion) verliehen.

Zwei Jahre später, am 30. April 1883, verstarb Manet in Paris. Neben den 420 Gemälden, die er schuf, hat er seither auch den Ruf als ausgesprochen einflussreicher und progressiver Künstler und bleibt unvergessen.

Vermächtnis

Zu Beginn seiner Karriere als Maler erfuhr Manet sehr viel Kritik und Ablehnung seiner Werke. Diese kritische Betrachtung seines Schaffens endete erst kurz vor dem Ende seiner Karriere.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde er zunehmend berühmter, da seine Gedenkausstellung sehr erfolgreich war. Außerdem wurde er von den Impressionisten, wenn auch kritisch, akzeptiert. Allerdings erlangte er erst im 20. Jahrhundert die volle Anerkennung bei den Kunsthistorikern, die ihn seither als einen der bedeutendsten Maler seiner Zeit bezeichnen.

Manets Ablehnung der traditionellen Modelle und Perspektiven symbolisieren den Bruch mit der akademischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Daher besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass sein Schaffen maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die revolutionären Arbeiten der Impressionisten und Post-Impressionisten überhaupt erst möglich wurden.

Außerdem beeinflusste er sehr maßgeblich die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts und dies nur aufgrund der Auswahl seiner Motive. Da er seinen Fokus auf moderne und urbane Themen legte, die er in einer direkten und beinahe distanzierten Art porträtierte, entfernte er sich dadurch immer weiter von den Standards des Pariser Salons.


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  • Venturi, L., & Fabricant, L. (1960). Cuatro pasos hacia el arte moderno: Giorgione, Caravaggio, Manet, Cézanne. Nueva Visión.
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