Demosthenes: Der große, stotternde Redner

Noch heute, mehr als 2000 Jahre nach seiner Geburt, zählt Demosthenes zu den herausragendsten Persönlichkeiten der Geschichte.
Demosthenes: Der große, stotternde Redner
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 05. Februar 2024

Demosthenes ging als der größte Redner Griechenlands in die Geschichte ein. Das allein ist schon eine herausragende Leistung. Was er aber für diesen Ruhm tun musste, darin liegt der faszinierende Teil seiner Geschichte, die zu den inspirierendsten überhaupt gehört: Demosthenes litt unter einer Vielzahl körperlicher Einschränkungen. Er war äußerst empfindlich und er war ständig krank. Doch die schwerste Erkrankung, an der er litt, war sein Stottern.

Für jemanden, der das Ziel hatte, in der Öffentlichkeit aufzutreten, war das Stottern sicherlich eine enorme Hürde. Durch seine Beharrlichkeit und harte Arbeit fand er aber schließlich einen Weg, seinen Gedanken und seiner Stimme Gehör zu verschaffen.

“Demosthenes, welches Talent er doch von der Natur erhalten und durch Übung gesteigert hatte. Er wandte alles im Oratorium an. Übertraf jeden an Energie und Vehemenz, der in der Galerie oder im Forum gegen ihn antrat.” 

Plutarch

Demosthenes wurde etwa 383 v. Chr. in Athen geboren. Er stammte aus einer reichen Familie. Sein Vater war Händler und somit gehörte die Familie nicht der Aristokratie an, denn die Aristokraten betrachteten den Handel als unwürdiges Geschäft. Dennoch konnte der Vater Demosthenes beachtliche Güter und großen Reichtum vorweisen. Er besaß u. a. eine Messerfabrik, eine Möbelfabrik und eine Waffenkammer.

Im Alter von 7 Jahren musste Demosthenes sich seiner ersten großen Herausforderung stellen, als er Waise wurde. Sein Erbe wurde bis zu seiner Volljährigkeit von drei Erziehungsberechtigten verwaltet. Dabei handelte es sich um zwei Neffen des Vaters und einen Jugendfreund. Im Laufe ihrer befristeten Vormundschaft schafften es die drei, das gesamte Erbe langsam aber sicher zu verschleudern. Und als Demosthenes schließlich alt genug war, um es anzutreten, war von ihm nichts mehr übrig.

Demosthenes als Statue.

Die Legende des Demosthenes

Demosthenes erhielt eine Ausbildung, die seinem Stand entsprach. Trotz seiner häufigen gesundheitlichen Probleme war er ein motivierter und neugieriger Schüler, der sein Wissen stets erweitern wollte. So wurde er zu einem unersättlichen Leser. Demosthenes wurde zu einem der gebildetsten Männer seiner Zeit.

Dieser junge Athener wollte der beste Redner Griechenlands werden. Er interessierte sich für Politik und sehnte sich danach, mit seinen Ideen den Einfluss ausüben zu können, den er seiner Meinung nach verdient hatte. Voller Sorgfalt studierte er die Ansprachen großer Redner. Doch es heißt, dass sein Versuch, als junger Mann seine erste Versammlung abzuhalten, in einem Fiasko endete. Es wird davon berichtet, dass er von den Zuhörern ausgebuht und verspottet wurde. Das lag vor allem an der Tatsache, dass Demosthenes stotterte. Die Wörter prallten gegen seine Lippen und er schaffte es nicht, sich verständlich zu machen. Es heißt, jemand habe ihm aus dem Publikum zugerufen: “Zieh’ die Luft in deine Lungen, nicht in dein Gehirn!” 

Diese Erfahrung wirkt prägend auf Demosthenes. Trotz aller Hürden, die ihm zu diesem Zeitpunkt erschreckend hoch gewirkt haben mussten, war er fest entschlossen, sein Ziel zu erreichen.

Ein Entwicklungsprozess

Demosthenes betrachtete Spott und Kritik als Herausforderung. Der Umstand, dass er allein aufgewachsen war, hatte sein Temperament gestärkt. Daher entschied er sich, gegen seine eigenen Einschränkungen zu kämpfen und das zu werden, wonach er sich sehnte: der beste Redner seiner Zeit. Niemand glaubte, dass er es schaffen konnte: Wie sollte jemand, der stotterte, eine großartige Rede halten?

Die Legende besagt, dass Demosthenes sich strenge Regeln auferlegte, um seine Rückschläge zu meistern. Zuerst rasierte er sich seinen Bart ab. In der damaligen Zeit war das verpönt. Er tat es aus Kalkül, um sich selbst davon abzubringen, auszugehen und stattdessen seine Zeit mit dem Studium verbringen zu können. Demosthenes übte das Sprechen bis zum Morgengrauen.

EIn Gemälde mit einer Darstellung aus dem antiken Griechenland. Ein Mann hält eine Rede und 5 Männer stehen um ihn herum.

Sobald die ersten Sonnenstrahlen am Himmel erschienen, ging Demosthenes zum Strand. Dort schrie er die Sonne an, so laut er konnte. Auf diese Weise wollte er seine Lungen stärken. Er befolgte somit den Rat des Zuhörers, der ihn verspottet hatte. Anschließend ging er zum Lernen wieder nach Hause. Auch dies tat er in einer ganz bestimmten Art und Weise. Er nahm eine Handvoll Steine in den Mund und ein Messer zwischen die Zähne. Er zwang sich dazu, beim Sprechen nicht zu stottern.

Nach jahrelangem Training gelang es Demosthenes, normal zu sprechen. Von diesem Zeitpunkt an beteiligte er sich aktiv an den politischen und rechtlichen Angelegenheiten der Stadt. Es heißt, dass seine Reden von Tausenden besucht wurden. Er war nicht nur ein guter Redner, sondern auch ein exzellenter Schriftsteller. Noch heute, mehr als 2000 Jahre später, gehört er zu den herausragendsten Persönlichkeiten der Geschichte.


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  • Demóstenes, & de Oca, F. M. (1979). Discursos. Porrúa.
  • Demóstenes, & Eire, A. L. (1995). Discursos políticos. Planeta DeAgostini.
  • Demóstenes, & Ciriza, V. C. (1987). Las cuatro filipicas. Bosch.
  • López Eire, A., & Colubi Falcó, J. M. (1985). Demóstenes. Discursos políticos II.

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