Wenn das Schicksal existiert, dann gibt es keine Verantwortung

Wir neigen häufig dazu, das Schicksal für Misserfolge oder Erfolge verantwortlich zu machen. Dies hindert uns jedoch daran, unser Leben und unsere Verantwortung selbst in die Hand zu nehmen.
Wenn das Schicksal existiert, dann gibt es keine Verantwortung
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 11. Juli 2023

Fast jeder von uns macht manchmal das “Schicksal” für Erfolge oder Misserfolge verantwortlich. Wenn Vorhersehung, Kismet oder Fügung für das verantwortlich ist, was uns passiert, haben wir eine magische Formel, die alles erklärt und rechtfertigt.

“Wir werden das Schicksal haben, das wir verdient haben.”

Albert Einstein

Schicksal bringt den Gedanken zum Ausdruck, dass alles im Voraus geschrieben ist und scheinbare Zufälle nicht verhindert werden können, da sie so vorherbestimmt sind. Wenn wir dies akzeptieren, wird praktisch jede Bemühung sinnlos, denn ganz egal, was wir tun, erwartet uns immer derselbe Weg. Wir hätten in unserem Leben keine Verantwortung mehr.

Was ist Schicksal?

Träume und Schicksal

Das Schicksal bezieht sich auf Ereignisse, die sich menschlichen Einflüssen entziehen. Es handelt sich um unfreiwillige, naturgegebene Umstände. Die Definitionen sind jedoch sehr vielfältig, denn sie wurden von Philosophie, Mythologie, Religion und Esoterik unterschiedlich geprägt: 

  • In der Philosophie hat das Schicksal mit der Theorie der Kausalität zu tun. Alles, was passiert, hat eine Ursache, die dazu führt.
  • In der griechischen und römischen Mythologie wurde diese Idee durch eine Göttin personifiziert, die die Macht hatte, alles zu bestimmen, auch die Zukunft anderer Götter.
  • In verschiedenen Religionen geht es um die göttliche Bestimmung. Hindus glauben an Karma, Christen und Muslime an den Willen der Vorsehung.
  • In der Esoterik ist das Schicksal eine Realität, die durch die Einflüsse der Sterne bestimmt wird, oder eine Mischung aus dem Konzept des Karmas und der göttlichen Vorsehung.

Wir Menschen haben uns schon immer Fragen über unser Schicksal gestellt: “Wohin gehe ich?”, “Wohin sollte ich gehen?”, “Warum komme ich am Ende nicht an das Ziel, das ich mir vorgenommen habe?” Die Frage des Schicksals hält nach dem Sinn des Lebens Ausschau. Es handelt sich um ein ständiges Anliegen, das sich durch unsere gesamte Menschheitsgeschichte zieht.

Wozu ist das Schicksal da?

Frau mit Rabe glaubt an das Schicksal

Das Konzept des “Schicksals”, verstanden als Vorbestimmung, hätte nicht so viele Jahrhunderte überlebt, wenn es nicht nützlich wäre. Damit lassen sich die meisten komplexen Situationen des Lebens erklären und verstehen, zumindest scheinbar:

  • Das Schicksal erklärt Widrigkeiten als unvermeidliche Realität, die bei Fehlern als Bestrafung oder bei einer bestandenen Prüfung als Belohnung interpretiert werden kann.
  • Es assoziiert Erfolg mit einer starken Glückskomponente. Wenn Glück vom Schicksal bestimmt wird, müssen wir uns dafür nicht anstrengen.
  • Das Schicksal übernimmt die Verantwortung für alle Ereignisse. Es befreit uns von Schuldgefühlen und macht Bemühungen sinnlos, denn es bestimmt unseren Weg.

Wie schaut es mit der Verantwortung aus?

Das Beunruhigende an der Annahme, dass es eine Vorbestimmung oder ein von einer höheren Macht geschriebenes Schicksal gibt, ist, dass du die Kontrolle über dein eigenes Leben abgibst. Der anfängliche Glaube entwickelt sich schließlich zu einer Lebensweise.

Du betrachtest dein Leiden als unvermeidbare Realität. Du gibst dich mit dem Gedanken zufrieden, dass Veränderungen unmöglich sind. Du hast tatsächlich keine Ideen, die dir eine andere Perspektive geben könnten, denn du hältst an dem Gefühl fest, dass alle Türen verschlossen sind.

Wahrer Erfolg entsteht nicht durch zufällige Situationen, sondern durch lange und geduldige Arbeit. Wenn du allerdings an das Schicksal glaubst, wirst du mehr damit beschäftigt sein, nach einem Glücksfaktor zu suchen, als nach einer Methode, um voranzukommen. Wenn es das Schicksal gäbe, bräuchte man keine Gefängnisse. Wie könnte jemand für Diebstahl oder Mord verurteilt werden, wenn diese Taten nicht an ihm selbst lägen, sondern bereits feststünden?

Mann mit Wage denkt über Schicksal nach

In Wirklichkeit baut sich jeder sein eigenes Schicksal. Auch wenn es Faktoren gibt, auf die der Einzelne keinen Einfluss hat, gibt es immer verschiedene Möglichkeiten, mit der gleichen Situation umzugehen. Zu akzeptieren, dass alles im Voraus geschrieben ist, bedeutet, die Freiheit und das Leben selbst aufzugeben.

 

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Christian Schloe


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.