Was sind Mörderabilia?

Das Geschäft mit dem Tod und die Faszination für Serienmörder hat dazu geführt, dass sich ein sehr makabres Sammelgebiet entwickelt hat. Einige Menschen sammeln und kaufen Memorabilien, die mit tragischen Ereignissen in Zusammenhang stehen. Dieses Phänomen und die Sammlerstücke bezeichnet man als Mörderabilia.
Was sind Mörderabilia?
Cristina Roda Rivera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Cristina Roda Rivera.

Letzte Aktualisierung: 13. März 2023

Der neue Quentin Tarantino Film hat das Interesse an Geschichten über Morde wieder aufleben lassen, die im Stil von Charles Manson begangen wurden. Besonders ein Ereignis erschütterte Hollywood und übt bis heute eine durchaus befremdliche Faszination auf viele Menschen aus. Dadurch entstanden zahlreiche Theorien, denen allen eines gemein ist: eine morbide Faszination für die Umstände, die zum Tod von Sharon Tate geführt haben. Der Mord an ihr scheint der Auslöser für das Phänomen zu sein, über welches wir heute sprechen werden: Mörderabilia.

Glücklicherweise ist Tarantino heute brillanter und reifer als je zuvor und daher erzählte er die Geschichte aus einer anderen Perspektive. Er konzentrierte sich auf die Freude und das Talent, das die Schauspielerin bis zu ihrer Ermordung hatte.

Dadurch gelang es ihm, Sharon Tate als lebensfrohe und talentierte Frau darzustellen, die weit mehr war als nur das tragische Opfer eines grausamen Mordes. Blut und Gewalt sind denen vorbehalten, die sie verdienen (und das ist auch alles, was wir an dieser Stelle darüber sagen können).

Mörderabilia - Schatten eines Mannes

Was sind Mörderabilia?

Das Wort leitet sich aus dem englischen Wortspiel “murderabilia” ab und setzt sich aus den Begriffen murderer (Mörder) und memorabilia (Memorabilia) zusammen. Es bezeichnet das Sammeln von Gegenständen, die in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit Massen- oder Serienmördern stehen.

Über Mörder gibt es unzählige Dokumentationen, Filme und Fernsehserien und offensichtlich besteht nach wie vor ein großes Interesse an diesen Themen. Einige Fans sind so fasziniert von diesen berühmten Verbrechern, dass sie sie regelrecht verehren.

Menschen haben schon immer eine Faszination für das Makabre empfunden. Diese Faszination ist so ausgeprägt, dass sich eine ganze Branche entwickelt hat, die sich nur einem einzigen Thema widmet: Mord. Allerdings ist es für die Familien der Opfer sehr befremdlich und schmerzhaft zu sehen, dass Menschen Geld für Dinge bezahlen, die jenen Verbrechern gehörten, die ihrer Familie so großes Leid zugefügt haben. Der Kapitalismus hat sicherlich auch seine Schattenseiten. Dennoch sollte es nicht möglich sein, mit Mord und Vergewaltigung Geld zu verdienen.

Die Verkäufer dieser Mörderabilia rechtfertigen ihre Geschäfte damit, dass sie nur von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen würden und wir in einer freien Marktwirtschaft leben.

Sie verkaufen diese Produkte, weil es eine Nachfrage nach ihnen gibt. Allerdings führt dieses makabere Geschäftsmodell dazu, dass Serienmörder beinahe zu Stars werden. Gleichzeitig verbleiben die Leichen ihrer Opfer (besonders bei Vergewaltigungen und Morden) praktisch anonym. Das wiederum ist der Stoff für Horrorgeschichten der nachfolgenden Generationen.

Tagsüber ein mittelmäßiger Künstler, nachts ein Mörder

Dabei sind die “Kunstwerke”, die die berüchtigsten Verbrecher der Vereinigten Staaten von Amerika schaffen, in der Regel banal oder einfach nur schlecht. Die Arbeiten zeugen von mangelnder Kreativität und sind wenig originell. Allerdings sagt die Kritik an diesen Werken mehr über den Kritiker als über den Künstler aus. Daher fällt es der Öffentlichkeit schwer zu glauben, dass diese Monster etwas derartig Banales schaffen könnten. Die Realität verblasst im Vergleich zur Legende.

Wenn John Wayne Gacy nicht so grauenvolle Verbrechen begangen hätte, dann wären seine Gemälde absolut wertlos. Niemand kauft sie, weil sie so schön sind. Das Konzept der Mörderabilia beruht darauf, dass Menschen schon immer eine beinahe religös anmutende Verehrung für den Tod empfanden. Diese reichte über das Sammeln von heiligen Reliquien bis zur schaurigen Begeisterung für öffentliche Hinrichtungen. Die Massen verlangten nicht nur den Körper des Hingerichteten, sie wollten auch das heilige Leichentuch besitzen.

Warum begann der Kult um Mörderabilia?

Diese “Kunst” und das Sammeln dieser Werke könnte als Verbindung zwischen dem normalen Bürger und dem berüchtigten, herzlosen und asozialen Mörder fungieren. Dadurch wird die Kunst zu einem Artefakt des Bewusstseins. Normalerweise ist es so flüchtig, dass du das Unterdrückte in dir entdecken kannst, die dunkle Seite deines Lebens. Anders ausgedrückt kann Kunst ein Spiegel zwischen dem Künstler und dem Betrachter sein.

Tatsächlich eröffnet diese Theorie eine sehr hilfreiche Perspektive. Sie geht davon aus, dass ein Mörder seine Gedanken teilweise auch gewaltfrei ausdrücken kann.

Andererseits wird der Zuschauer durch Kunst, Filme und Dokumentationen immer wieder mit Gewalt und Verbrechen konfrontiert. Dadurch wird seine Neugier geweckt und gleichermaßen befriedigt. Die Faszination, die derartige Geschichten auf Menschen ausübt, kann von der normalen Neugier eines Beobachters bis hin zu einer ausgeprägten Bewunderung oder Verehrung für einen bestimmten Mörder oder ein Verbrechen reichen.

Warum sollte jemand das Eigentum eines Mörders kaufen?

Diese Sammlerstücke können im Gehirn eines Sammlers positive Assoziationen auslösen. Er wird in den mentalen Zustand versetzt, den er sich davon erwartet. Besonders zutreffend ist dies bei jenen Menschen, die Nachrichten über Verbrechen lediglich als eine unpersönliche Art der Unterhaltung betrachten.

Sammler könnten auch durch die Ansichten der Essentialisten motiviert sein und die Vorstellung, dass sie durch die Stücke selber berühmt werden könnten. Sie glauben, dass die Eigenschaften der Prominenten (die guten und die schlechten) auf sie übergehen könnten, sobald sie deren Eigentum besitzen. Außerdem vermittelt ihnen der Besitz dieser Gegenstände das Gefühl, dieser berühmten Person näher zu sein und eine besondere Verbindung zu ihr zu haben.

Welche Gegenstände kaufen diese Sammler?

Die Gefahr bei dieser Faszination für Mörder ist die pervertierte Zuneigung, die Sammler für die Objekte empfinden, die aus dem Umfeld dieses Mörders stammen. Dabei kaufen sie alles, von einer Haarlocke bis zu einem originalen Kunstwerk.

Zu den teuersten Mörderabilia, die je verkauft wurden, zählen die Briefe des BTK Mörders Dennis Rader, ein Autogramm von Albert Fish, Fotos der Kray-Brüder, Jack Rubys Pistole, Ted Bundys Weihnachtskarte, eine Haarlocke von Charles Manson, der Ford Sedan von Ed Gein und Zeichnungen von John Wayne Gacy.

Die Dinge, die Ted Kaczynski bei seiner Verhaftung im Jahr 1996 hinterließ, wurden bei der bisher bekanntesten Mörderabilia Auktion versteigert. Folgende Artikel wurden im Jahr 2011 online verkauft: Kaczynskis Kapuzenpullover, seine Sonnenbrille, eine Smith Corona Schreibmaschine, Briefe seiner Tante Frida und sein handgeschriebenes Manifest.

Ted Kaczynski, der auch als “Unabomber” bezeichnet wurde, war ein Mörder wie viele andere auch. Dennoch führten sein Intellekt und die Thesen, die er in seinem Manifest vertrat, dazu, dass seine Mörderabilia weitaus interessanter für Sammler waren, als die anderer, weitaus blütrünstigerer Mörder.

Mörderabilia - Ted Kaczynski

Unter den Sammlern von Mörderabilia sind auch viele Frauen

Frauen interessieren sich häufig besonders für Geschichten über Vergewaltigung, Entführung und Mord. Männer hingegen entscheiden sich üblicherweise für Kriegsgeschichten. Außerdem bevorzugen Frauen Bücher, welche die Verbrechen sehr detailliert beschreiben. Weniger Interesse haben sie an solchen, die diese schwierigen Fragen nicht behandeln.

Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass Frauen statistisch gesehen weitaus häufiger Opfer von Vergewaltigungen werden. Männer hingegen werden in der Regel Opfer von Gewaltverbrechen.

Außerdem sind Frauen häufiger faszinierte Anhängerinnen von Serienmördern. Einige Forscher begründen diesen Hang von Frauen zu extrem gewalttätigen Männern mit einer anachronistischen evolutionären Strategie. Diese Strategie blieb uns von unseren Urahnen erhalten. Damals war Gewalt das Merkmal des wertvollsten und mächtigsten männlichen Mitglieds einer Gemeinschaft.

Daneben gibt es noch eine andere Theorie, die besagt, dass sich Frauen von Männern angezogen fühlen, die offene Wunden aus ihrer Vergangenheit haben. Die Frauen glauben, dass sie ihnen bei der Heilung der Wunden helfen können. Sie möchten das Biest zähmen und den armen, missbrauchten kleinen Jungen trösten und heilen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.