Toxische Angst: Wie du sie erkennen kannst

Toxische Angst: Wie du sie erkennen kannst

Letzte Aktualisierung: 01. Juni 2017

Angst ist eine negative Emotion, die an sich aber nicht ungesund ist. In Maßen ist Angst normal und gesund, denn sie hilft uns dabei, ein gewisses Level an Aktivität beizubehalten, Gefahren zu meiden und bestimmte Aufgaben zu erledigen.

Trotz dessen fürchten wir die Angst, haben wortwörtlich Angst vor Sorgen, Nervosität, intensivem Herzklopfen, Schweißausbrüchen und Ähnlichem. Wir erschaffen so eine Art Teufelskreis, in dem wir die Angst spüren, wenn wir sie vorhersagen. Das heißt, die Angst vor der Emotion bewirkt eben diese Empfindungen, vor denen wir uns so sehr fürchten. Wenn Angst dann chronisch und irrational auftritt, wird sie zu einer schmerzhaften und toxischen Emotion, einer, die uns in unseren alltäglichen Leben stark einschränken kann.

Die Monster Adrenalin und Cortisol

Dieser Zustand, den wir “den Teufelskreis der Angst” nennen werden, wird von zwei Hormonen aufrechterhalten, nämlich von Adrenalin und Cortisol. Um zu verstehen, wie diese Hormone funktionieren, können wir uns vorstellen, wie wir reagieren, wenn wir auf einer Treppe ausrutschen und diese Mediatoren freigesetzt werden: Sofort beginnt unser Herz schneller zu schlagen und wir greifen nach dem Geländer, um unseren Körper zu schützen. Diese Effekte, die sich auf eine gesunde Angst beziehen, geben uns also Energie und Kraft, um uns zu beschützen. Es sind gefahrenvolle Momente, in denen unser Körper aus Notwendigkeit zu überleben eine gute Menge an Adrenalin und Cortisol ausschüttet. Wir könnten uns auch eine Achterbahnfahrt vorstellen, auf der ähnliche Empfindungen zu einer intensiven Erfahrung führen. Manchem bereitet das Spaß, anderen nicht. Wir wissen jedoch, dass die Empfindungen vorübergehen und zwar genauso schnell, wie sie gekommen sind.

Wenn wir allerdings auf Erwartungen und Gedanken, die versuchen, zukünftige Gefahren vorherzusagen, antworten, dann lassen wir das freundliche Adrenalinmonster nicht so schnell wieder einschlafen. Und weil wir es nicht schlafen lassen, füttert das Monster unsere Sorgen mit noch mehr Adrenalin. Dieses Hormon zieht uns mehr und mehr in die Angst und das ohne jegliche Rechtfertigung. Deshalb kommt es zu Panikattacken, deshalb leiden wir an Schlaflosigkeit und negativen Gedanken.

Masken, die sich die Angst aufsetzt

Chronische Sorgen: Angst kann sich in Form von übertriebener Sorge über die Familie, Gesundheit, akademische oder professionelle Ziele oder die wirtschaftliche Situation zeigen. Es ist wahrscheinlich, dass wir einen Knoten im Bauch spüren, dass wir das Gefühl haben, dass etwas Schlechtes passieren wird, auch wenn wir nicht wissen, was oder warum das so sein sollte.

Ängste und Phobien: Eine exzessive Angst vor Nadeln, Blut, medizinischen Eingriffen, Höhen, Aufzügen, dem Zahnarzt, offenem Wasser, Spinnen oder Reptilien, Hunden, Stürmen, geschlossenen Räumen – diese Art von Maske ist ein anderes Bild, in dem sich dir die Angst offenbart.

Leistungsangst: Manchmal paralysiert uns die Angst während akademischer Prüfungen, beim Theater spielen, bei einem Wettbewerb oder in jeder anderen Situation, in der eine gute Leistung gefragt ist.

Angst vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit: Unproportionale Angst vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit ist eine weitere häufige Erscheinungsform von Angst. Es kommt uns so vor, als würde sich die Welt mit einer Geschwindigkeit von tausend Kilometern pro Stunde drehen. Wir zittern, sind nervös und spüren diese Leere in unserem Kopf, während wir uns lächerlich machen und die ganze Welt dabei zuschaut.

Soziale Phobie: Uns während sozialer Anlässe nervös, angespannt und unfähig, auch nur ein einziges Wort zu sagen, zu fühlen, ist eine andere Maske der Angst. Uns gehen Dinge wie “ich habe nichts Interessantes zu sagen”, “ich kann mit niemandem reden”, “sie werden denken, dass ich komisch und zu nichts zu gebrauchen bin”  und “ich bin es nicht wert, dass mir jemand Aufmerksamkeit oder Interesse schenkt”  durch den Kopf.

Panikattacken: Schweißausbrüche, Schwindel, Blackouts, Starrheit, starkes Herzklopfen, intensive Angst… Hast du so etwas ganz plötzlich gespürt und dachtest, dass du sterben müsstest? Wenn das so ist, dann hat die Angst eine grausame Verkleidung benutzt, nämlich die einer Panikattacke.

Agoraphobie: Hast du Angst davor, außerhalb deines Zuhauses zu sein? Bist du fest davon überzeugt, dass dir auf der Straße, in der Schlange im Supermarkt oder in einem öffentlichen Verkehrsmittel etwas Schreckliches zustoßen könnte? Hast du das Gefühl, dass du eine Panikattacke bekommen könntest und dir keiner helfen würde? Die Angst hat sich in diesem Fall als Agoraphobie, einer intensiven Angst vor der Außenwelt, verkleidet.

Besessenheit und Zwänge: Da sind die Gedanken, die dich unablässig quälen und die du nicht aus dem Kopf bekommst. Gleichzeitig zwingt dich etwas in dir, bestimmte abergläubische Rituale auszuführen, um deine Ängste zu kontrollieren. Beispielsweise verspürst du das Bedürfnis, dir ständig deine Hände zu waschen, zehnmal nachzusehen, ob du die Tür abgeschlossen hast, oder zehn Ave Marias zu beten, um deine Familie zu beschützen. Hier hat sich die Angst als Besessenheit und Zwang verkleidet und so eines ihrer dunkelsten Kostüme angelegt.

Posttraumatische Belastungsstörung: Hast du vor Monaten oder gar Jahren ein traumatisches Ereignis (sexueller Missbrauch, Misshandlung, Zeuge eines Mordes) erlebt und haben sich die schrecklichen Bilder dauerhaft in dein Gedächtnis gebrannt? Bist du deshalb schlaflos und fühlst dich nicht sicher? Nimm Kontakt zu einem Spezialisten im Bereich der psychischen Gesundheit auf, denn es könnte sein, dass sich die Angst hier in Form von einer posttraumatischen Belastungsstörung zeigt.

Sorge um das Aussehen oder Dysmorphophobie: Dein Aussehen erscheint dir extrem unnormal, aber du kannst nur das sehen, was du fühlst. Jeder um dich herum sagt dir, dass alles in Ordnung ist, dass deine Haare, dein Körper oder deine Nase normal erscheinen. Wahrscheinlich verspürst du das Bedürfnis nach plastischer Chirurgie und mit der Absicht, deine Mängel zu studieren, schaust du dich ständig im Spiegel an. Vielleicht zeigt sich die Angst hier in Form der Dysmorphophobie.

Sorgen um deine Gesundheit oder Hypochondrie: Schmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Unwohlsein… Du bist dir sicher, dass du an einer Krankheit leidest, die deine Gesundheit schwächt, aber der Arzt kann nichts feststellen. Seine Erklärungen beruhigen dich allerdings nicht mehr. Es ist möglich, dass du der Angst in Form der Hypochondrie zum Opfer gefallen bist. Um zu genesen, suche also einen Psychologen auf, um deine Vorstellungen und deine Art, über deine Gesundheit zu denken, zu überprüfen.

Anmerkungen für den Leser

Auf keinen Fall sollte der Inhalt dieses Textes als Diagnose verstanden werden. Die Idee ist, dem Leser die Möglichkeit näherzubringen, dass es eine unbewusste Angst in seinem Kopf geben könnte. Es ist sehr wichtig, dass du im Verdachtsfall einen Spezialisten der Psychologie kontaktierst, um dich untersuchen und falls nötig behandeln zu lassen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.