Der kreative Prozess: die vier Phasen nach Graham Wallas

Die von Graham Wallas beschriebenen vier Phasen des kreativen Prozesses bilden eines der am weitesten verbreiteten Modelle. Möchtest du mehr darüber erfahren?
Der kreative Prozess: die vier Phasen nach Graham Wallas
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Der kreative Prozess entwickelt sich in mehreren Schritten, die systematisch ablaufen. Verschiedene Ansätze erklären diesen Prozess, wobei das Modell von Graham Wallas zu den bekanntesten zählt.

Lange Zeit war der Glaube verbreitet, dass der kreative Prozess externe Akteure wie Musen oder Geister als Quelle der Inspiration erfordert. Heute wissen wir, dass dieser Prozess das Ergebnis einer intensiven und komplexen Gehirnaktivität ist. Doch viele Aspekte sind auch heute noch ein Geheimnis, das Forscher zu weiteren Untersuchungen anregt.

Graham Wallas, Universitätsprofessor für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen, gründete mit anderen Kollegen die London School of Economics. Ihm verdanken wir eine der interessantesten Thesen über den kreativen Prozess. Lies weiter, um mehr darüber zu erfahren.

“Die Menschheit braucht kreatives Denken, um unmittelbare oder zukünftige Katastrophen zu verhindern.”

Graham Wallas

Ideen und der kreative Prozess

Ideen sind geistige Darstellungen, die aus dem Denken oder der Vorstellungskraft eines Menschen entstehen. Sie werden mit Denkprozessen, Kreativität und der Fähigkeit, den Verstand einzusetzen, in Verbindung gebracht. Aus Ideen entstehen Konzepte, die die Grundlage für alle Arten von Wissen bilden.

Kreativität ist die Fähigkeit, neue Konzepte oder Ideen aus bestehenden zu entwickeln. In der Regel geht es darum, ein Problem zu lösen. Sie beinhaltet konstruktive Vorstellungskraft und divergentes Denken.

Obwohl Kreativität für die menschliche Kognition charakteristisch ist, gibt es sie auch bei verschiedenen Tierarten. In algorithmischen Computersystemen fehlt sie völlig. Beim Menschen ist der kreative Prozess sehr komplex und erfordert eine Kommunikation zwischen den beiden Gehirnhälften, die unter anderem das Gedächtnis und die Intelligenz umfasst.

Nicht alle geistigen Prozesse, an denen Kreativität beteiligt ist, sind bekannt. Doch für Experten ist klar, dass sie eng mit der Vorstellungskraft verbunden ist. Eine mentale Fähigkeit, die es uns ermöglicht, Handlungen, Konsequenzen oder Initiativen in einem abstrakten Raum zu erschaffen, bevor wir sie in die Realität umsetzen.

der kreative Prozess

Der kreative Prozess: die vier Phasen nach Graham Wallas

Obwohl es verschiedene Ansätze gibt, die die Entstehung kreativer Ideen analysieren und zusammenfassen, zählen die vier Phasen von Graham Wallas zu den interessantesten. Wir erklären anschließend die einzelnen Phasen dieses Modells:

Phase 1: Vorbereitung

Der kreative Prozess beginnt mit der Vorbereitung. Dabei geht es darum, ein Problem in einem bestimmten Kontext zu identifizieren und einen Großteil der bereits vorhandenen Informationen zu sammeln. Es handelt sich um eine bewusste und freiwillige Anstrengung, die Verständnis und Analyse erfordert.

Das Problem wird nicht immer von Beginn an als solches erkannt, was eine größere Komplexität und Schärfe bei der Identifizierung voraussetzt. In anderen Fällen kann es als Schwierigkeit, Herausforderung oder Aufgabe wahrgenommen werden. In der ersten Phase ist es grundlegend, die Situation und ihre Auswirkungen genau zu verstehen.

Phase 2: Inkubation

Diese Phase des kreativen Prozesses zeichnet sich dadurch aus, dass du dich für eine unbestimmte Zeit von deinem Problem trennst. Diese Zeit ist wichtig, damit Ideen entstehen, die dir bei der Lösung des Problems helfen können. Es handelt sich um einen großteils unbewussten Prozess.

Ideen entstehen spontan im Traum, beim Spazierengehen, auf einer Reise oder zu jeder anderen Zeit. Viele Menschen geben in dieser Phase auf und stoppen den kreativen Prozess. Dazu kommt es oft durch Ungeduld.

Phase 3: Erleuchtung

Die Erleuchtung beginnt, wenn die Ideen Gestalt annehmen. Du siehst alternative Problemlösungen und hast vielleicht sogar ein “Heureka-Erlebnis”. Die Idee ist bereits sehr konkret.

Dies ist der Moment der größten persönlichen Zufriedenheit, der eine Belohnung für die getätigte Investition darstellt. Du hast eine Lösung auf einem bisher neuen Weg erreicht.

Phase 4: Überprüfung

In der Überprüfungsphase geht es darum, die Ergebnisse zu bewerten, um verschiedene Aspekte zu korrigieren oder zu verbessern. Ebenso wird überprüft, ob der kreative Prozess erfolgreich war und die Erwartungen erfüllt hat.

Wenn nicht, ist es notwendig, zur Inkubationsphase zurückzukehren und neue Optionen zu prüfen, um das Ziel zu erreichen. Wenn wichtige Aspekte nicht von Anfang an berücksichtigt wurden, ist es oft nötig, von vorne zu beginnen. In den meisten Fällen geht es in dieser Phase auch um die Sozialisierung der Ergebnisse.

der kreative Prozess: Frau beim Nachdenken

Weitere Überlegungen

Abschließend ist anzumerken, dass alle Phasen des kreativen Prozesses ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen. Es gibt den intellektuellen, aber auch den emotionalen Teil.

Du musst unter anderem wissen, wie du mit den Schwierigkeiten umgehen kannst, die immer dann auftreten, wenn du einen Schritt nach vorne machst und feststellst, dass Variablen ins Spiel kommen, mit denen du nicht gerechnet hast. In den verschiedenen Phasen des Prozesses besteht die Gefahr, die Motivation zu verlieren und aufzugeben.

Ebenso können Druck oder der Wunsch, so schnell wie möglich Ergebnisse zu sehen, die bereits geleistete Arbeit zunichtemachen. Der Prozess benötigt Zeit, deshalb ist Geduld eine notwendige Tugend. Nur so erzielst du kreative Ideen, die tatsächlich umsetzbar sind und die gewünschten Ergebnisse erzielen.


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