Chronische Erschöpfung - Symptome, Ursachen und Behandlung

Chronische Erschöpfung - Symptome, Ursachen und Behandlung
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 02. Mai 2023

Die Zahl der Menschen, bei denen eine chronische Erschöpfung diagnostiziert wird, steigt Tag für Tag. Die Myalgische Enzephalomyelitis bzw. das Chronische Erschöpfungssyndrom ist eine Erkrankung, die mehr Fragen als Antworten birgt. Es handelt sich um ein systemisches und belastendes Leiden, das die Energieressourcen der Betroffenen aufbraucht und deren Gesundheit und Wohlbefinden stark beeinträchtigt. So sehr, dass sie keinerlei Motivation mehr finden und sich Patienten von ihrer Umwelt isolieren. Sogar von den Menschen, die sie am meisten lieben.

Diejenigen, die am Chronischen Erschöpfungssyndrom leiden, sagen, dass der Name ihr Leiden nicht genau beschreibe. Sie sagen, dass der Bezug, den die Ärzte ihrer komplexen Krankheit gegeben haben, eine Vereinfachung der Tatsachen sei. Es sei mehr als pure Erschöpfung, die sie plage, es sei eine Abgeschlagenheit, die sie außer Gefecht setze. Zudem gehe sie weit über körperliche Ermüdung hinaus, weil sie sogar das Immunsystem schwäche und Betroffene anfällig für Infektionen mache. Die Patienten leiden zudem an niedrigem Blutdruck, Gedächtnisstörungen und Reizbarkeit.

Wir alle haben uns schon müde und erschöpft gefühlt. Jedoch befinden sich die Menschen, die am Chronischen Erschöpfungssyndrom leiden, in einer komplexeren und verheerenderen Situation: Sie haben eine chronische Erkrankung unbekannten Ursprungs.

Ein weiterer Aspekt, den Patienten mit einem Chronischen Erschöpfungssyndrom gemein haben, ist das Gefühl, von der medizinischen und wissenschaftlichen Gesellschaft vergessen worden zu sein. Sie fühlen sich hilflos, verlieren im Angesicht fehlender therapeutischer Ansätze die Hoffnung. Ihre Unfähigkeit dazu, ihre Energiespeicher aufzuladen und sich optimistisch zu fühlen, macht jede Aufgabe zu einer schier unüberwindbaren Hürde. Das beeinträchtigt sie in jedem Aspekt ihres Lebens und ist eine enorme psychische Belastung.

Wir wissen noch immer sehr wenig darüber, was das Chronische Erschöpfungssyndrom auslöst. Viele Menschen stigmatisieren Betroffene: Ihre Erkrankung macht sie unproduktiv auf der Arbeit, sie müssen sich regelmäßig ein paar Tage frei nehmen. Sie sind nicht in der Lage, ihre Beziehungen oder ihre Freizeit zu genießen.

Erschöpfter Mann mit Rückenschmerzen

Chronisches Erschöpfungssyndrom – Was genau ist es?

Es gibt hier Erschöpfung und es gibt dort Erschöpfung. Wir alle wissen zum Beispiel wie es ist, nach einem Arbeitstag oder nach einer körperlichen Anstrengung auf dem Sofa zusammenzusinken. Eine heiße Dusche und ein paar Stunden Ruhe sind uns dann jedoch genug, um wieder zu genesen. Allerdings gibt es Menschen, die erschöpft aufwachen. Es ist egal, wie lange sie sich ausruhen, denn ihre Erschöpfung will nicht verschwinden. Und zusätzlich zur Erschöpfung treten noch andere Symptome auf, besonders bei Frauen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren:

Diese sind:

  • Energiemangel
  • Motivationsmangel
  • Apathie und schlechte Laune
  • Konzentrationsprobleme und Gedächtnisstörungen
  • Mangelnde sexuelle Begierde
  • Das Gefühl der Schwere in Körper und Gliedern
  • Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Kopfschmerzen
  • Häufigere Erkältungen und Infektionen, ein geschwächtes Immunsystem
  • Schwierigkeiten, wirkliche Erholung zu finden

Warum leide ich chronischer Erschöpfung?

Das ist die erste Frage, die sich ein Patient nach der Diagnose des Chronischen Erschöpfungssyndroms stellt. Warum ich? Habe ich etwas getan, das diese chronische Erkrankung hervorgerufen hat? Nun, es ist wichtig klarzustellen, dass wir die Ursachen dieser belastenden Erkrankung noch immer nicht kennen.

  • Forscher spekulieren, dass es einen viralen Ursprung habe. Sie glauben, dass das ursächliche Virus zunächst das Immunsystem angreife und schwäche. Nichtsdestotrotz haben Wissenschaftler keine Korrelation feststellen können zwischen diesem Leiden und viralen Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus oder dem Humanen Herpesvirus Typ 6.
  • Manche Menschen scheinen genetisch dazu veranlagt, diese Erkrankung zu entwickeln.
  • Andererseits stellten Wissenschafter die Hypothese auf, dass das Leiden mit Stress oder sogar mit bestimmten Formen der Depression im Zusammenhang stehe. Das Merkwürdige daran ist jedoch, dass die chronische Erschöpfung nicht verschwindet, wenn Patienten eine Behandlung erhalten und sie ihren Stress oder ihre Depressionen unter Kontrolle bekommen.

Interessant ist auch, dass viele Patienten symptomfreie Zeiten durchleben. Man ist sich nicht sicher, warum das passiert – virale Latenz ist ein bekanntes Phänomen, aber eine genetische Veranlagung besteht lebenslang. Und dann kehren die Symptome nach ein paar Wochen oder Monaten doch wieder zurück.

Erschöpfte Frau fasst sich an die Stirn

Gibt es eine wirksame Therapie?

Sowohl Patienten als medizinisches Fachpersonal warnen davor, dass häufig Fehldiagnosen gestellt würden. Manchmal sei die chronische Erschöpfung ein Symptom anderer psychischer Erkrankungen, wie der bipolaren Störung. Und andere Male haben gewisse Medikamente schwächende Nebenwirkungen. Ärzte müssen diese und viele weitere Faktoren berücksichtigen, um eine genaue Diagnose stellen zu können. Ein klinisches Kriterium ist, das der Patient seit mehr als sechs Monaten eine extreme Erschöpfung erfährt, wobei diese von Schlaflosigkeit, Muskelschmerzen und Apathie begleitet wird.

Wenn der Arzt andere Erkrankungen ausgeschlossen hat und die Verdachtsdiagnose auf Chronisches Erschöpfungssyndrom gestellt wird, wird zunächst die Ernährung des Patienten analyisert und optimiert. Es kann sehr hilfreich sein, wenn Betroffene auf eine ausreichende Versorgung mit Magnesium und Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren achten.

Das Chronische Erschöpfungssyndrom ist eine chronische, nach aktuellem Kenntnisstand nicht heilbare Erkrankung. Deshalb ist das Hauptziel der Therapie, die Lebensqualität des Patienten so gut wie möglich zu verbessern. Ergänzende Therapien, wie die Achtsamkeit oder die kognitive Verhaltenstherapie, können dabei helfen, den Alltag besser zu bewältigen.

Schließlich ist die Integration in eine Selbsthilfegruppe empfehlenswert. Menschen zu haben, mit denen man sich unterhalten kann und die in schwierigen Momenten für einen da sind, ist von unschätzbarem Wert. Betroffene können auch andere Strategien verfolgen, wie Yoga, Schwimmen, Tanzkurse oder sogar Akupunktur. Alles ist erlaubt, was es ihnen gestattet, jene Motivation und Energie zu schöpfen, die dieses Leiden ihnen genommen hat.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.