Anpassungsstörung: Wirst du von Problemen überwältigt?

Anpassungsstörung: Wirst du von Problemen überwältigt?
Francisco Pérez

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Francisco Pérez.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Wenn du Probleme erfährst – eine Kündigung, Scheidung, finanzielle Probleme oder eine ernsthafte Erkrankung – könntest du dich überwältigt fühlen. Dasselbe geschieht im Angesicht wesentlicher Veränderungen im Leben, auch wenn diese positiv sind, z. B. bei Heirat, der Geburt eines Kindes oder nach einem Umzug. Du könntest dich nervös, gereizt, traurig oder verängstigt fühlen.

Du musst dir keine Sorgen machen, wenn du dich einem dieser stressigen Ereignisse so fühlst. Es ist vollkommen normal. Wenn diese Symptome deinen Alltag jedoch erheblich beeinträchtigen, wenn du mehr als drei Monate benötigst, um dich Veränderungen anzupassen und es dir schwerfällt, dich zu erholen, könntest du an einer Anpassungsstörung leiden.

Frau, die von ihren Gefühlen überwältigt ist

Die Anpassungsstörung ist im Diagnostischen und statistischen Manual psychischer Störungen definiert, und zwar in der Kategorie trauma- und belastungsbezogene Störungen. Dies sind Erkrankungen, bei denen die ein traumatisches oder belastendes Ereignis im Vorfeld als Diagnosekriterium verwendet wird. Die Erkrankungen, die in dieser Kategorie aufgelistet sind, sind folgende:

Die Symptome, die nach einem traumatischen oder belastenden Ereignis entwickelt werden, variieren von Mensch zu Mensch. Bei manchen Menschen basieren sie auf Angst und Furcht. Nichtsdestotrotz erleben viele auch dissoziative Symptome oder Symptome wie Launenhaftigkeit, Zorn und Feindseligkeit.

Was genau ist eine Anpassungsstörung?

Diese Störung manifestiert sich in emotionalen oder verhaltensbezogenen Symptomen, die durch einen erkennbaren Trigger ausgelöst worden sind:

  • Dieser Stressor könnte ein einziges Ereignis, ein Trauma, sein.
  • Doch auch mehrere Stressoren können gemeinsam auf den Patienten wirken, wie Ärger auf der Arbeit und gleichzeitig bestehende Eheprobleme.
  • Diese Probleme könnten wiederholt auftauchen oder über längere Zeit anhalten. Zwei Beispiele sind vorübergehende, aber repetitive Unternehmenskrisen und unbefriedigender Sex.
  • Stressoren können eine Einzelperson, eine ganze Familie oder eine größere Gemeinschaft betreffen. Letzteres ist beispielsweise dann der Fall, wenn es eine Naturkatastrophe gibt.
  • Darüber hinaus könnte die Anpassungsstörung eine Konsequenz des Todes eines Nahestehenden sein. Davon sollte man aber nur ausgehen, wenn die Intensität und Dauer der Trauer über das hinausgeht, was man erwarten würde.
  • Anpassungsstörungen gehen mit einem erhöhten Risiko zum Suizid einher.
Von seinen Gefühlen überwältigter Mann

Wie diagnostiziert ein Psychologe eine Anpassungsstörung?

Laut des Diagnostischen und statistischen Manuals psychischer Störungen müssen Psychologen folgende Diagnosekriterien berücksichtigen:

A. Die Entwicklung emotionaler oder verhaltensbezogener Symptome als Reaktion auf erkennbare Stressoren. Diese treten innerhalb von drei Monaten nach dem auslösenden Ereignis auf.
B. Diese Symptome sind klinisch bedeutsam, was in mindestens einem der folgenden Punkte erkennbar wird:

  • Intensiver Distress, der unverhältnismäßig zur Ernsthaftigkeit oder Intensität des Stressors ist. Merke dir, dass der externe Kontext und die kulturellen Faktoren die Ernsthaftigkeit und Darstellung der Symptome beeinflussen.
  • Eine erhebliche funktionelle Verschlechterung in wichtigen Bereichen, z. B. auf der Arbeit und im Sozialleben.

C. Die Veränderungen, die mit dem Stressor im Zusammenhang stehen, stimmen nicht mit den Symptomen einer anderen psychischen Erkrankung überein. Ebenso sind sie keine Verschlimmerung einer bereits bestehenden geistigen Erkrankung.
D. Die Symptome beziehen sich nicht auf die normale Verarbeitung eines schmerzlichen Verlusts.
E. Sobald der Stressor abklingt, tun das binnen sechs Monaten auch die Symptome.

Patient im Gespräch mit einem Therapeuten

Gleichzeitig müssen Ärzte bei der Diagnose den kulturellen Kontext des Patienten berücksichtigen. Sie müssen prüfen, ob die Reaktion auf den Stressor gestört ist oder nicht, und die Kriterien dafür mögen in verschiedenen Kulturen unterschiedlich sein.

Das Diagnostische und statistische Manual psychischer Störungen differenziert Anpassungsstörungen zudem folgendermaßen:

  • Depressive Stimmung: Der Patient fühlt sich niedergeschlagen, verzweifelt und ihm ist nach Weinen zumute.
  • Angst: Der Patient fühlt sich nervös, besorgt, aufgewühlt oder hat Trennungsängste.
  • Depressive Stimmung gemischt mit Angst: Eine Kombination der Depression und der Angst dominieren das klinische Bild.
  • Verhaltensstörung.
  • Verhaltensstörung mit emotionaler Komponente: Der Patient erfährt emotionale Symptome und zeigt Verhaltensänderungen.
  • Unspezifiziert: Reaktionen, die zu keinem anderen Subtyp der Anpassungsstörungen passen.

Schließlich unterscheidet man außerdem die akute Anpassungsstörung von der anhaltenden Anpassungsstörung.

Wie entwickelt man eine Anpassungsstörung?

Nach Auftreten des Stressors beginnst du binnen drei Monaten die genannte Symptome zu entwickeln. Wenn das ursächliche Problem beseitigt wird, klingen innerhalb eines halben Jahres auch die Beschwerden ab. Wenn der Stressor ein akutes Ereignis ist, eine Kündigung zum Beispiel, treten die Symptome für gewöhnlich unmittelbar auf. Du könntest sie innerhalb weniger Tage wahrnehmen, allerdings halten sie weniger lange an, also nicht länger als ein paar Monate.

Überforderte Frau nagt an ihren Fingern

Menschen, die oft schwierige Situationen erleben, setzen sich mit vielen Stressoren auseinander. Bei ihnen ist das Risiko höher, eine derartige Störung zu entwickeln. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass Anpassungsstörungen sehr häufig vorkommen.

Was kann ich tun, wenn ich den Verdacht habe, dass ich eine Anpassungsstörung entwickle?

Zunächst empfehlen wir, einen Psychologen oder Psychiater aufzusuchen. Wenn du dich von einem Problem überwältigt fühlst, dann richte dich nach diesen Empfehlungen:

  • Überlege, ob du dich bereits vorher in einer ähnlichen Situation befunden hast, und wie du sie gelöst hast.
  • Sprich mit deiner Familie und deinen Freunden darüber, wie du dich fühlst.
  • Organisiere deine Gedanken. Du könntest dir wegen allem gleichzeitig Sorgen machen. Denke also ein wenig nach, wenn dir manche Dinge mehr Sorgen bereiten als andere. Schreibe deine aktuellen Probleme in einem Notizbuch auf und organisiere sie entsprechend dem Grad der Besorgnis. Du wirst sehen, dass manche Dinge nicht sehr wichtig sind.
  • Wähle ein Problem aus und löse es. Beginne damit, das leichteste Problem zu lösen.
  • Überlege, wie du dein Problem lösen kannst und setze deine Strategie in die Tat um. Verändere etwas.
  • Treibe Sport, nimm entspannende Bäder, nimm dir Zeit für dich.

Wenn deine Probleme nicht verschwinden oder wenn du deine Symptome nicht kontrollieren kannst, dann suche einen Fachmann auf. Du kannst zu deinem Hausarzt oder direkt zu einem Psychologen gehen. Schließlich sind Psychologen da, um dir zu helfen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.