Akute Belastungsreaktion: Was ist das?
Traumatische Ereignisse haben in vielen Fällen langfristige Konsequenzen, die jedoch bei rechtzeitiger Therapie zum Teil verhindert werden können. Nur kurze Zeit nach dem direkten oder indirekten Trauma kommt es häufig zu einer akuten Belastungsreaktion. Entsprechende Symptome können sich bereits wenige Minuten nach dem Ereignis oder längstens in einem Zeitraum von vier Wochen zeigen.
Es handelt sich um eine der häufigsten Konsequenzen nach dem Tod eines geliebten Menschen, in einer Katastrophensituation oder nach einem schweren Unfall. Jeder Mensch reagiert in solchen Krisensituationen unterschiedlich. Viele experimentieren intensive Angst, Schlafstörungen, Verhaltensänderungen und emotionale Höhen und Tiefen.
Akute Belastungsreaktion: Symptome, Ursachen und Bewältigungsstrategien
Eine akute Belastungsreaktion kann ernste Folgen haben, wenn sie nicht richtig und zeitnah behandelt wird. Besonders wichtig ist in diesem Fall eine kurzfristige Krisenintervention als Erstversorgung. Danach empfiehlt sich die psychologische Begleitung, um eine posttraumatische Belastungsstörung zu verhindern.
Dr. Richard Bryant führte an der Universität von New South Wales eine Studie durch, in der er nachweisen konnte, dass die Behandlung von Personen mit akuter Belastungsreaktion grundlegend ist, um eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) zu verhindern.
Besonders häufig werden Belastungsstörungen in Kriegsszenarien beobachtet. Der Begriff “Shell Shock” bezieht sich auf die Traumatisierung durch Granaten im Krieg, die schreckliche Konsequenzen hatten.
Symptome
Von einer akuten Belastungsreaktion sprechen wir, wenn eine Person nach einem traumatischen Erlebnis innerhalb von maximal vier Wochen an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen an körperlichen und psychischen Symptomen leidet.
Die wichtigsten Diagnosekriterien des DSM-V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) lauten:
- Störende Gedanken: Eine Person hat ständig quälende Erinnerungen in Form von Flashbacks sowie Albträume.
- Symptome, die mit dem Gemütszustand verbunden sind. Diese äußern sich als Angst, Furcht und ständige Bedrängnis.
- Dissoziative Symptome: Die Person hat oft das Gefühl, nicht anwesend zu sein. Sie kann nicht glauben, dass so etwas Schreckliches tatsächlich passiert ist. Dies drückt sich durch Benommenheit, veränderte Wahrnehmungen und die verlangsamte Zeitempfindung aus.
- Erregung: Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten sowie Entscheidungsmüdigkeit und soziale Probleme mit Freunden, Familie und Partner.
- Vermeidungsverhalten: Betroffene versuchen, nicht an das Ereignis zu denken und Erinnerungen sowie Gefühle zu vermeiden.
Ursachen
Nicht jede Person experimentiert nach einem traumatischen Erlebnis eine akute Belastungsreaktion. Besonders gefährdet sind Menschen, die bereits zuvor an einer psychischen Störung litten (z.B. Depression). Auch bei Personen, die bereits andere traumatische Erfahrungen oder eine Belastungsstörung hatten, ist eine Belastungsreaktion wahrscheinlicher.
Die akute Belastungsreaktion erklärt sich durch die Funktion des Zentralnervensystems:
- Bei einem beängstigenden oder bedrohlichen Ereignis kommt es zu einer automatischen Kampf- oder Fluchtreaktion.
- Diese Reaktion ist ein evolutionärer Mechanismus, der das Überleben in gefährlichen Situationen bezweckt.
- Es handelt sich um intensive Erlebnisse, bei denen das Nervensystem übermäßige Mengen an Adrenalin und Noradrenalin freisetzt. Diese Hormone verursachen unter anderem Herzrasen, Wachsamkeit sowie Angst und Muskelschmerzen.
- Das Auffälligste dabei ist jedoch, dass Menschen nicht nur dazu neigen, sich immer wieder an das traumatische Ereignis zu erinnern. Sie haben auch Angst davor, Ähnliches noch einmal erleben zu müssen. Die Angst nimmt zu, deshalb sehen Betroffene überall irrationale Bedrohungen.
Akute Belastungsreaktion: Behandlung
Nach der Diagnose ist eine entsprechende Therapie nötig, um chronische Beschwerden zu vermeiden. Eine Studie der Universität Bergen (Norwegen) sowie andere Forschungsarbeiten bestätigen die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie.
Die kognitive Umstrukturierung, Entspannungstechniken und imaginäre oder Live-Exposition erleichtern die Behandlung und eine Verbesserung der Symptome bei vielen Patienten.
Wir alle erleben im Laufe des Lebens traumatische Erfahrungen. Vergiss nicht, in diesem Fall einen Experten zu konsultieren, der dir helfen kann, die Symptome zu beschwichtigen und langfristige Folgen zu verhindern.
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- Bryant, R. A. (2018, December 1). The Current Evidence for Acute Stress Disorder. Current Psychiatry Reports. Current Medicine Group LLC 1. https://doi.org/10.1007/s11920-018-0976-x
- Kornør, Hege; Winje, Dagfinn; Ekeberg, Øivind; Weisæth, Lars; Kirkehei, Ingvild; Johansen, Kjell; Steiro, Asbjørn (September 2008). “Early trauma-focused cognitive-behavioural therapy to prevent chronic post-traumatic stress disorder and related symptoms: A systematic review and meta-analysis”. BMC Psychiatry. 8: 8. doi:10.1186/1471-244x-8-8