8 psychologische Strategien für den Umgang mit Misserfolgen

8 psychologische Strategien für den Umgang mit Misserfolgen
Sergio De Dios González

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

Mit Misserfolgen und den dazugehörigen Emotionen umzugehen, ist eine tägliche Herausforderung. Sobald eine neue Aufgabe auf uns wartet, sei sie privater, beruflicher oder akademischer Natur, stellen wir uns wieder die Frage: Was, wenn ich versage?  Die Idee des Versagens kann uns stärker beschäftigen als die des Erfolges.

In der Lage zu sein, Misserfolge, Probleme, Frustration und Stress ablegen zu können, kann den Unterschied ausmachen und darüber entscheiden, ob wir Erfolg haben oder ob wir uns in ein Dilemma begeben, aus dem wir nur schwer wieder herauskommen. Um letzteres zu vermeiden, kommt es nicht nur darauf an, dass wir auf unsere Ziele hinarbeiten, wir müssen auch über den Umgang mit Misserfolgen Bescheid wissen.

Was verstehen wir unter Erfolg?

Erfolg unterscheidet sich je nach Situation und Person. In den meisten Fällen verbinden wir mit ihm Geld und Aufstieg. Ein guter Verdienst in einem guten Job. Aber, Erfolg kann durchaus auch in anderen Formen in unser Leben treten. Soziales Ansehen, die Qualität unserer Beziehungen, den passenden Partner finden …

Wir bekommen nicht immer, was wir wollen. Wenn wir aber wissen, wie wir mit diversen Situationen umgehen müssen, dann gelingt es uns auch, sie zu bewältigen – aus ihnen den besten Nutzen zu ziehen und stärker aus ihnen hervorzugehen.

Eine Frau blickt bei Sonnenuntergang auf die Skyline einer Stadt und streckt die Arme in die Luft.

Was verstehen wir unter Bewältigung?

Zur Bewältigung gehören eine ganze Reihe von Gedanken und kognitive Prozesse, die unser Verhalten in Richtung Problemlösung lenken. Wir ändern stetig unser Vorgehen, um voranzukommen, abhängig davon, welche Ressourcen uns zur Verfügung stehen und welche Anforderungen unser Umfeld an uns stellt.

Was sind Bewältigungsmechanismen? Vielleicht denkst du bei dem Wort an ganz spezifische und geplante Abläufe. Tatsächlich aber löst jede Reaktion auf ein Ereignis einen Bewältigungsmechanismus aus. Das Weinen nach einer Trennung ist ebenso ein Bewältigungsmechanismus wie mit Freunden auf eine Party oder zum Sport zu gehen, um abzuschalten. Sie alle sind Methoden, die uns dabei helfen können, unsere unangenehmen Gefühle zu verarbeiten, und sie erlauben uns den Umgang mit Misserfolgen.

Werfen wir einen Blick auf zwei Bewältigungsstrategien:

  • Problemlösestrategie: Diese legt den Schwerpunkt auf das Problem. Das Problem, das die unangenehmen Gefühle auslöst. Eine Beseitigung der Ursache führt auch zu einer Änderung der Folgen.
  • Emotionale Regulierungsstrategie: Es geht darum, unsere emotionale Reaktion auf das Problem anzupassen. Dabei handelt es sich um einen Selbstkontrollmechanismus. Wir passen die Lösung an das Problem an, das wir im Moment nicht beseitigen können oder wollen.

Wenn der Plan nicht funktioniert, ändere den Plan, aber niemals das Ziel.

Nicht alle Strategien können einen Konflikt positiv auflösen. Wir können zu jeder Zeit auf eine bestimmte Weise reagieren, doch die zugehörigen emotionalen Folgen können für den Umgang mit Misserfolgen vielleicht hinderlich sein. Im schlechtesten Fall verschlimmert sich unsere Situation sogar noch. Wenn wir z. B. jemanden anschreien, der uns verletzt hat, wird die Situation lediglich verschärft. Wir erhalten den Schmerz aufrecht und vertiefen den bereits vorhandenen Konflikt.

Ein junger Mann sitzt nachdenklich an einem Tisch.

Der Umgang mit Misserfolgen

Lazarus und Folkman gehören zu den bekanntesten Namen, wenn es um die Beobachtung unseres Umgangs mit Misserfolgen und seinen Auswirkungen geht. Sie haben Gedanken und Handlungen, die uns bei der Problem- und Stressbewältigung helfen, analysiert und bewertet.

Insgesamt gibt es acht Strategien, zu denen auch die oben genannten der Problemlösung und emotionalen Regulierung gehören. Andersherum besteht jede Strategie aus einer ganzen Serie von Verhaltensweisen und Denkprozessen. Dabei handelt es sich um verschiedene Methoden, mit denen wir Menschen Hürden überwinden. Lazarus und Folkman haben diese Daten mithilfe ihres bekannten Ways-of-Coping-Fragebogen gesammelt.

  • Konfrontation: Wir stellen uns der Realität, indem wir versuchen, sie zu modifizieren. Wir versuchen, unseren Fehler zu korrigieren, versuchen es noch einmal. Das kann mitunter ein gewisses Risiko bedeuten. Außerdem müssen wir mehr Ressourcen aufwenden, um entweder eine neue Möglichkeit zu erhalten oder um den Erfolg zu garantieren.
  • Distanz: das Gegenteil von Konfrontation. In diesem Fall distanzieren wir uns von dem, was passiert ist. Besonders, wenn es um die Übernahme von Verantwortung geht. Wir versuchen, unsere Rolle innerhalb des Geschehens so klein wie möglich zu halten.
  • Selbstkontrolle: Wir konzentrieren uns auf die Regulierung unserer Emotionen. Das bedeutet nicht, dass wir gar nichts tun, vielmehr vollziehen wir eine mentale Handlung.
  • Soziale Unterstützung: In dieser Strategie geht es darum, im eigenen Umfeld Unterstützung zu finden. Manchmal können wir uns durch den Ausdruck unserer Gefühle besser auf das Problem konzentrieren. Durch das Gespräch mit anderen, deren Tipps und Ratschläge, kann es uns gelingen, den Konflikt aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
  • Verantwortung akzeptieren und anerkennen, wer welche Rolle in der Entwicklung des Geschehens gespielt hat. Die Tatsache akzeptieren, dass wir eine gewisse Verantwortung tragen und den Fokus zur Problemlösung auf uns selbst richten.
  • Flucht oder Vermeidung: Wir träumen von möglichen Lösungen, die wir ausführen, aber wir handeln nicht. Andere Strategien dieser Kategorie können zwar mehr Handlung beinhalten – essen, trinken, rauchen, etc.-, gehören aber dennoch in die Kategorie der Vermeidungs.
  • Planen: nachdenken über und entwickeln möglicher Lösungen. Zur Planung kann das Erstellen einer Mind Map gehören, um mögliche Fehlerquellen zu identifizieren.
  • Positive Umwertung: positive Folgen erkennen, die ein Misserfolg mit sich bringen kann. In anderen Worten: immer das Positive sehen.
In einer abgeschiedenen Region läuft eine Frau auf Zuggleisen.

Das Leben ist ein ständiger Lernprozess. Es ist recht selten, dass dabei alles so läuft, wie wir es wollen. Daher kann es schon mal vorkommen, dass wir frustriert sind oder das Gefühl haben, versagt zu haben. Das ist aber völlig normal und nichts Ungewöhnliches. Unsere Möglichkeit, zu wachsen und Erträge aus unseren Investitionen zu erhalten, ergibt sich, wenn wir damit beginnen, unsere emotionalen Ressourcen zum Umgang mit Misserfolgen einzusetzen. Auf diese Weise lernen wir Lektionen für das Leben, aus denen wir Weisheit gewinnen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.