8 Konzepte in der Psychologie, die wir falsch verwenden

8 Konzepte in der Psychologie, die wir falsch verwenden
Sara Clemente

Geschrieben und geprüft von der Psychologin und Journalistin Sara Clemente.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Es gibt viele Konzepte in der Psychologie, die wir nicht richtig anwenden. Gründe dafür können mangelnde Erfahrung oder fehlendes Wissen sein, oder auch kultureller Vorgaben. Die meisten Fehler machen wir, weil wir dazu neigen, bestimmte Wörter als Synonyme zu verstehen und zu verwenden, obwohl sie es tatsächlich gar nicht sind.

Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, zu wissen, wo genau hier der Unterschied liegt, selbst wenn manche der Wörter sich in ihrer Bedeutung sehr ähnlich sind. Hier sind acht Wortpaare, die in diese Kategorie fallen.

Negative Verstärkung – Bestrafung

Verstärkung und Bestrafung sind zwei der wichtigsten Konzepte in der Verhaltenspsychologie. Verstärkung setzen wir ein, wenn wir versuchen, die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Handlung zu erhöhen. Wenn wir die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Verhalten auftritt, allerdings reduzieren möchten, ist die Rede dagegen von Bestrafung.

Bei negativer Verstärkung werden Reize, Objekte oder Situationen entfernt, die als unangenehm empfunden werden. Diese Strategie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die gezeigte Handlung wiederholt wird. Ein Beispiel für negative Verstärkung ist, wenn eine Mutter eine Strafe nicht umsetzt, die sie ihrem Sohn angedroht hat, weil er tatsächlich für seine Prüfung gelernt hat: Er muss jetzt nicht mehr bangen, dass er mit Hausarrest bestraft wird.

Als Bestrafung bezeichnet man einen negativen Stimulus, der die Wahrscheinlichkeit verringert, dass ein Verhalten wieder auftritt. Zwei Beispiele hierfür sind der oben genannte Hausarrest oder wenn unser Chef eine kleine Strafe für unser Zuspätkommen verhängt.

Ausgestreckter Zeigefinger zeigt auf Betrachter

Antisozial – schüchtern

Ein antisoziales Verhalten bezeichnet Handlungen, die für einzelne Personen oder die Gesellschaft insgesamt gefährlich oder schädlich sind. Betroffene fühlen sich ausgegrenzt und haben Schwierigkeiten, in der heutigen Gesellschaft zu leben. Die antisoziale Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung, die Menschen zugeschrieben wird, die soziale Normen und das Gesetz missachten. Es kommt auch vor, dass diese Personen im Impuls schwere Straftaten begehen, wohl wissend, dass sie gegen das Gesetz verstoßen.

Das andere Extremwert stellt die Schüchternheit dar, die keine Verletzungen oder Schäden anderer zur Folge hat. Es ist lediglich ein Gefühl der Unsicherheit, das aufkommt, wenn man mit neuen gesellschaftlichen Situationen konfrontiert wird.

Das Unterbewusste – das Unbewusste

Um diese zwei Konzepte in der Psychologie unterscheiden zu können, müssen wir unseren Blick zu Sigmund Freund wenden. Obwohl diese Begriffe oft synonym verwendet werden, gibt es doch feine und wichtige Unterschiede zwischen den beiden.

Das Unterbewusste ist der Bereich der Psyche, der unseren Vorlieben und unserem Verlangen gehorcht. Wenn wir zum Beispiel unseren Wäschekorb an einen neuen Platz stellen, dauert es ein paar Tage, bis wir uns daran gewöhnt haben. Aber wenn wir einen Moment innehalten, können wir uns problemlos bewusst machen, dass wir ihn umgestellt hatten. Das ist ein Zeichen dafür, dass die zugehörigen neuronalen Verbindungen im Laufe der Zeit stärker werden.

Auf der anderen Seite haben wir das Unbewusste, das den Teil der Psyche darstellt, der sich unserem Bewusstsein entzieht oder der nur schwer zu erschließen ist. Dies ist der primitivste Teil unserer Psyche, ein Ergebnis von genetischer Potenzierung durch jahrelanges Versuchen und Irren. Unbewusste Handlungen können wir uns nicht bewusst machen

Neid – Eifersucht

Dies ist ein weiteres Konzept in der Psychologie, das wir nicht richtig verwenden. Der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen ist sehr simpel und eine Frage von Anzahl und Besitz. Neid erfordert zwei Personen. Neid ist ein Gefühl, das mit dem „Nicht-Haben“ assoziiert wird. Die betroffene Person sehnt sich nach etwas, das eine andere Person hat, oder will, dass die andere Person es nicht besitzt.

Von Eifersucht sind normalerweise drei oder mehr Personen betroffen, und es hat das „Haben“ selbst zum Gegenstand. Eifersucht kommt auf, wenn man eine Beziehung in Gefahr sieht, die man sehr schätzt. Sie ist eine emotionale Antwort auf die Angst, etwas sehr Wertvolles zu verlieren.

Deswegen fühlen wir Neid, wenn wir sehen, dass unser Nachbar ein neues Auto gekauft hat. Wenn unser bester Freund heiratet, dann kann es hingegen sein, dass wir eifersüchtig werden, denn seine neue Frau schadet der Beziehung, die wir mit ihmbisher pflegten.

Eifersüchtiges Paar

Biologisches Geschlecht – soziales Geschlecht

Die American Psychological Association legt in der neusten Ausgabe des Manual of the American Psychological Association  dar, dass sich das biologische Geschlecht auf die anatomischen und physiologischen Unterschiede bei Menschen bezieht, und dass das soziale Geschlecht, oft auch „Gender“ genannt, mehr mit gesellschaftlich geprägten Unterschieden zu tun hat.

Wir gehen davon aus, dass das Geschlecht von Natur aus festgelegt sei. Das heißt, wir kommen entweder als Jungen oder als Mädchen auf die Welt. Auf der anderen Seite sagt die APA, dass Gender etwas sei, das wir erlernen, ändern und manipulieren können.

Wahn – Halluzination

Zwischen diesen zwei Konzepten in der Psychologie kann es zur Verwechslung kommen, da Patienten mit auditiven Halluzinationen (z. B. Stimmen hören) Wahnvorstellungen entwickeln können (z. B. glauben sie, dass andere ihnen wehtun wollen).

Während Halluzinationen eine Sinneserfahrung darstellen, die von der Psyche erfunden werden, ist der Wahn ein Zustand, in dem tatsächliche Reize und die bestehende Realität verzerrt werden. Im Wahn wird eine wohldurchdachte Idee mit vollster Überzeugung ausgelebt, obwohl der gesunde Menschenverstand in eine andere Richtung weist.

Empfindung – Wahrnehmung

Beide Prozess sind Teil des gleichen Weges, der mit Sinnesreizen beginnt und im Gehirn endet. Aber obwohl wir diese oft als Synonyme verwenden, bedeuten sie nicht das Gleiche: Wir Sonnenlicht regt Lichtrezeptoren auf der Netzhaut an, und Geräusche die Haarzellen des Innenohrs. Wir erhalten sowohl interne als auch externe Reize, und empfinden sie mithilfe dieser spezialisierten Zellen.

Demzufolge ist die Empfindung das erste Stadium im Prozess der Wahrnehmung, und unsere fünf Sinnesorgane sind für sie zuständig. Die eigentliche Wahrnehmung ist der nächste Schritt. Das Gehirn interpretiert die Informationen, die durch unsere Sinne vermittelt werden, und gibt diesen eine Bedeutung.

Eine Frau riecht an einem Löwenzahn

Symptom – Merkmal/Anzeichen

Obwohl beide Begriffe Indikatoren einer Pathologie darstellen, werden Symptome subjektiv wahrgenommen und Merkmale oder Anzeichen objektiv festgestellt. Patienten schildern und erklären ihre Symptome selbst, aus ihrer eigenen Sichtweise und Wahrnehmung. Beispiele hierfür sind Benommenheit, Schwindel oder Schmerz. Sie können auch beschreiben, dass sie sich schwach fühlen.

Merkmale und Anzeichen allerdings werden von medizinischen Fachkräften durch entsprechende Untersuchungen festgestellt. Diese umfassen beispielsweise Fieber, Ödeme, psychomotorische Retardierung und Gelbsucht. Muskelschwäche wird zu einem objektiven Merkmal, wenn fehlende Kraft in entsprechenden diagnostischen Tests nachgewiesen wird.

Wenn wir wissen, wie man diese Konzepte aus der Psychologie richtig anwendet, wird es einfacher für uns, Texte zu verstehen und Zusammenhänge genauer zu beschreiben. Ein guter Ausgang ist das Warten wert!


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.