11 häufige Fragen über den Umgang mit Trauer

11 häufige Fragen über den Umgang mit Trauer
Raquel Aldana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Raquel Aldana.

Letzte Aktualisierung: 13. Juni 2023

Der Tod eines Nahestehenden löst eine fürchterliche Trauer in uns aus. Er lässt uns in einen Zustand der Lethargie treten, in dem wir denken, dass wir nie wieder hinausfinden könnten. Dies ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen. Jede Person trauert dabei auf ihre eigene Weise.

Wenn uns jemand verlässt, bricht etwas in uns. Es ist ein Gefühl, das schwer zu erklären ist. Dieses Gefühl bringt eine Vielzahl von Gedanken und Fragen mit sich, auf die wir oft keine Antwort haben. Um mit diesen Gefühlen umgehen zu können und um uns selbst helfen zu können, müssen wir es uns erlauben, Antworten zu geben. Wir müssen Licht ins Dunkel bringen und Antworten auf die Fragen finden, die uns quälen und unsere Gedanken ausmachen. Und wir müssen es uns erlauben, zu sprechen und uns auszudrücken.

Junge, der Vögel beobachtet

Wir alle haben verschiedene Wege, um mit der Trauer umzugehen. Unsere Reaktionen sind vielfältig: Weinen, Angst, Furcht. Es ist in jedem Fall wichtig, dass wir uns Zeit geben, um zu reagieren und um alles zu verarbeiten. Ebenso ist es grundlegend, dass die Menschen, die uns lieben, für uns da sind. Die Stille, ein Blick, eine Berührung und jemanden bei uns zu haben, der es nicht eilig hat und sich nicht unwohl fühlt – diese Gesten sind in solchen Situationen wertvoller als Worte.

Ich blicke in den Himmel und versuche dich unter so vielen Sternen zu sehen, ich suche nach deinem verlorenen Bild in den Schatten.
Ich erkenne dein Gesicht in den Wolken, die ich vorbeiziehen sehe, die ziellos reisen und dem Mond folgen.
Und ich frage: “Wo bist du?”
Und plötzlich ist mein Herz gerührt und gibt mir die tränenfeuchte Antwort, die mich wieder verstehen lässt: Du bist nicht hier, du verbleibst in meinem Herzen.

Trauernde Frau

11 Fragen und Antworten über die Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen

Obwohl jede Person den Tod eines Nahestehenden anders verarbeitet, gibt es ein paar Fragen, die während der Trauerphase häufig aufkommen. Wir können diese Wirklichkeit nicht ignorieren, denn sie löst eine große Beklommenheit und Ungewissheit in uns aus. Lasst uns einen Blick auf ein paar der häufigsten Fragen zum Umgang mit Trauer werfen:

1. Werde ich seine Stimme, sein Lachen, sein Gesicht vergessen?

Wenn eine nahestehende Person stirbt, versuchen wir unser Bestes, um sie in unserem Alltag bei uns zu behalten. Wir haben das Gefühl, dass es Verrat wäre, wenn wir uns nicht an ihr Lachen, ihren Gesichtsausdruck und ihre Gangart erinnern würden. Jedoch lässt die Zeit diese Erinnerungen verblassen und wir fangen an, Zweifel an ihnen zu hegen. Wir machen uns Sorgen darüber, dass wir vielleicht beginnen, die Attribute zu vergessen, die sie vom Aussehen her definiert haben.

Während wir dies in Betracht ziehen, sollten wir uns klarmachen, dass dieser geliebte Mensch in unserem Herzen bleibt. Auch wenn er nicht mehr hier ist und wir ihn nicht berühren oder ihm zuhören können. Die Zuneigung und die Momente, die wir gemeinsam erlebt haben, bleiben in unserem Herzen. Nichts und niemand kann sie uns nehmen, nicht einmal die Zeit.

2. Im Umgang mit Trauer: Werde ich verrückt?

Der Verlust eines Nahestehenden löst einen Schockzustand aus. Eine geistige Blockade, die extrem belastend und entfremdend wirkt. So viele Emotionen gleichzeitig zu erfahren gibt uns das Gefühl, dass wir die Kontrolle über uns selbst verloren hätten.

Wir müssen darauf hinweisen, dass diese Phase fast immer zu durchlaufen ist, um das verarbeiten zu können, was uns passiert ist. Sie funktioniert wie ein Abwehrmechanismus, der unser Inneres umgestaltet, um die Energie zu erzeugen, die wir brauchen, um uns über Wasser zu halten und mit unserem Leben weiterzumachen.

Trauernde Augen

3. Wie lange hält sie an?

Die Antwort auf diese Frage variiert sehr, weil dieser Zeitraum abhängig von den Umständen ist. Er ist abhängig von den persönlichen Eigenschaften, der Beziehung, die wir zueinander hatten, und der Art und Weise, wie der Verlust stattfand. Jedoch ist das erste Jahr immer sehr schwer. Alles erinnert uns an die verstorbene Person, da besondere Daten erlebt werden: die ersten Weihnachtsfeiertage ohne sie, ihr Geburtstag und der Tag, an dem wir uns kennenlernten.

Die Verzweiflung darüber, die aktuellen Ereignisse, Erfolge und Gefühle nicht mit dieser Person teilen zu können, lässt uns die Tragik schonungslos wieder und wieder erleben. Allerdings ist es wahr, dass dieser Zeitraum nicht passiv durchlaufen wird. Diese Phase hilft uns dabei, den Tod zu akzeptieren und langsam aber sicher mit dem Verlust zu leben.

4. Werde ich je wieder dieselbe Person sein?

Die Antwort auf diese Frage lautet nein. Der Tod eines Nahestehenden prägt, bricht und verändert uns zwangsläufig. Wir verlieren Teile unseres Lebens. Die Teile, die mit dieser Person in Verbindung standen. In manchen Aspekten reifen wir. Wir erhalten unser Wertesystem wieder, geben anderen Dingen eine neue Bedeutung und beginnen, anders zu denken. All dies bildet eine Lernkurve, die uns dem Leben häufig verschriebener denn je macht.

5. Warum ist mir das passiert? Warum ist er gegangen? Warum jetzt?

In einem verzweifelten Versuch, das zu verstehen, was unbegreiflich und unfair ist, stellen wir uns unweigerlich solche Fragen. Sie haben den Zweck, uns dabei zu helfen, die Wirklichkeit auf einem rationalen Weg unter die Lupe zu nehmen, zu analysieren und zu verstehen. Wir verspüren nämlich das Bedürfnis, die Situation zu kontrollieren und zu verwalten, um dadurch den Kummer zu bekämpfen.

Der Tod eines geliebten Menschen ist immer unliebsam und unerwünscht. In der Abwesenheit von Antworten fragen wir uns letztendlich: „Wozu?“  Dies ist eine Frage, die uns dabei hilft, unsere Erfahrung und unsere Trauer besser zueinander in Verbindung zu setzen.

Geöffnetes Herz

6. Bin ich krank?

Nein. Der Kummer und andere Gefühle, die beim Verlust eines Nahestehenden auftauchen, bedeuten nicht, dass wir krank seien. Unsere Trauer ist ein natürlicher Prozess, mit dem wir uns befassen müssen. Er bedeutet nicht, dass wir auf diese Gefühle nicht besonders achtgeben müssten. Wir sollten über sie nachdenken. Um wieder zu Kräften zu kommen, werden wir eine unbestimmte Zeit brauchen. Wir werden Zeit brauchen, um unser psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Um den Teil von uns zu stärken, mit dem wir unsere Emotionen und Gedanken bewältigen können.

7. Brauche ich die Hilfe eines Psychologen?

Sich in der Zeit der Trauer schlecht zu fühlen ist genau genommen eine gesunde Sache. Zunächst muss sich der Trauernde ausdrücken, Erinnerungen durchgehen und sich stetig der Abwesenheit bewusst werden. Manche Menschen brauchen einen Psychologen, der ihnen in der Trauerarbeit hilft, um dem Kummer Grenzen zu setzen. Der Psychologe kann auch dabei helfen, indem er zuhört und die Person bedingungslos versteht. Die Therapie bietet diese Option. Doch zweifellos braucht nicht jeder Trauernde therapeutische Hilfe. Dies hängt von der individuellen Situation ab.

8. Was soll ich mit den persönlichen Gegenständen machen?

Zwei Extreme bezüglich dessen, was mit den persönlichen Gegenständen des Verstorbenen getan wird, werden häufig beobachtet: Manche Menschen trennen sich von allem, in der Vorstellung, dass dies den Schmerz der Erinnerungen mildere. Andere hingegen lassen alles genau so, wie es die verstorbene Person hinterlassen hat. Beide Reaktionen zeigen uns, dass keine Akzeptanz des Verlustes stattgefunden hat.

Deshalb ist es ratsam, diesen Personen dabei zu helfen, ihren Verlust zu verdauen. Es gibt keinen idealen Weg, um dies zu tun, doch wir sollten es vermeiden, in Extreme zu verfallen. Die gesündeste Sache, die man tun kann, ist es, Dinge nach und nach zu entsorgen oder zu verschenken. Doch nur, wenn man sich stark genug dazu fühlt. Wir sollten allerdings nicht vergessen, dass wir uns mithilfe von Dingen mit hohem sentimentalen Wert liebevoller an die Person erinnern können.

9. Heilt die Zeit alle Wunden?

Die Zeit heilt nicht alles, doch sie bietet Perspektiven. Mit dem Vergehen der Zeit und mit neuen Erfahrungen entlang unseres Weges distanzieren wir uns von dem schmerzhaften Ereignis. Dies bringt uns an den Punkt, an dem wir zwischen dem einen oder anderen wählen müssen: Wir können entweder eine pessimistische Einstellung oder eine Einstellung der Bewältigung annehmen. Die Zeit hilft uns dabei, diese Entscheidung zu überdenken, wenn wir uns noch nicht für letzteres entscheiden konnten.

Trauernder Engel

10. Wann ist die Trauer vorbei?

Die Trauer endet, wenn wir beginnen, dem Leben wieder Interesse zu zeigen. Wir beginnen, unser Enthusiasmus für das Leben zu erneuern, unsere Energien auf unsere Interessen zu fokussieren. Auf Beziehungen, uns selbst, unsere Projekte und darauf, uns wieder besser zu fühlen. Sobald wir uns liebevoll und nostalgisch erinnern, werden die Erinnerungen keinen anhaltenden Schmerz mehr auslösen.

11. Was kann ich mit allem, das ich erfahre und fühle, tun?

Nach dem Wirbelsturm an Emotionen und Empfindungen, die uns gefangen hatten, sehen wir uns schließlich damit konfrontiert, diese schmerzhafte Erfahrung in etwas Nützliches für unser Leben zu verwandeln. Jedes dieser Ereignisse hat eine intime Bedeutung, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Wir müssen sie entdecken und entschlüsseln, um unser Leben wieder aufzubauen.

Es könnte hilfreich sein, darüber zu schreiben. Wir könnten Musik hören, die uns dabei hilft, unsere Emotionen zu verarbeiten oder bedeutungsvolle Tätigkeiten durchführen. Dies wird uns dabei helfen, für die Zeit mit der verstorbenen Person dankbar zu sein und uns liebevoll an sie zu erinnern. Wir werden uns bewusst, dass sie uns nie verlassen wird, weil sie in Form von Erinnerungen und Lehren in uns verbleibt. Wir werden ihr Abbild auf Erden sein, ein Bild, das nie verblasst.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Mayra Arvizo


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.