Was ist das Verhältnis zwischen Philosophie und Psychologie?

Was ist das Verhältnis zwischen Philosophie und Psychologie?
Roberto Muelas Lobato

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Roberto Muelas Lobato.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Philosophie und Psychologie sind zwei Disziplinen, die sich einen gemeinsamen Platz in der Geschichte teilen. Die Psychologie entsprang aus der Philosophie. Sie entstand, um die sogenannte empirische Methode in philosophische Fragestellungen einzubeziehen. Umgekehrt hat die Philosophie unzählige Impulse zu Forschungen in der Psychologie gegeben, wie Empfinden, Wahrnehmung, Intelligenz und Gedächtnis.

Im Gegensatz dazu sind die Lösungsansätze, die diese Wissenschaften auszeichnen, unterschiedlich. Obwohl sie sich Untersuchungsgegenstände teilen können, haben sie verschiedene (Grund-)Ansichten. Selbst mit den gleichen Theorien kommen Philosophie und Psychologie oft nicht zu demselben Ergebnis. Daher sehen sich die Fachleute dieser Disziplinen manchmal als Gegenspieler.

Eine Statue eines Menschen in denkender Pose.

Psychologie und Philosophie

Das Wort “Psychologie” kommt von den griechischen Worten “psyche” und “logos”. Man könnte diese auch mit “Seele” und “Studium” übersetzen. Psychologie bedeutet daher das Studium der Seele. Einfach ausgedrückt können wir sagen, dass Psychologie die Wissenschaft ist, die sich mit dem Studium des menschlichen Geistes und Verhaltens beschäftigt.

Die Psychologie soll klären, was in der “Black Box” unseres Gehirns passiert und wie sich diese Ereignisse auf unsere Handlungsweise auswirken. Dabei berücksichtigt die Wissenschaft auch jene Reize, denen wir durch unsere Umgebung ausgesetzt sind. Psychologen möchten weiterhin verstehen, wie Menschen Informationen empfangen und interpretieren, in Abhängigkeit von dem, was sie bis dahin erfahren haben.

Der Begriff “Philosophie” kommt ebenfalls aus dem Griechischen, die Wörter “philo” und “sophia” bedeuten soviel wie die “Liebe zur Weisheit”. Der Zweck der Philosophie ist es, Probleme zu lösen, die tatsächlich auftreten und vielleicht von größerer Transzendenz sind, wie Fragen zu Existenz, Wahrheit, Wissen, Moral, Schönheit, Geist und Sprache. In der Regel wird in der Philosophie auf nicht-empirische Weise geforscht. Wissenschaftler nutzen stattdessen die Methoden der konzeptuellen Analyse, mentale Experimente, Spekulation oder andere a priori-Verfahren.

Eine Statue eines Philosophen

Gemeinsamkeiten zwischen Psychologie und Philosophie

Aus mehreren Gründen hängt die Psychologie von der Philosophie ab. So gibt die Philosophie der Psychologie eine allgemeine Idee von der Bedeutung vom Menschsein. Auf dieser Grundlage basiert ein großer Teil der psychologischen Theorien. Philosophische Ansätze findet man in der Psychologie auf zwei Ebenen. Erstens, in relativen Hypothesen zum Verstand und den Methoden, um diesen zu studieren. Zweitens, in allgemeinen Prinzipien der wissenschaftlichen Forschung, die über die des Menschseins hinausgehen.

Umgekehrt besteht ebenfalls eine Beziehung. Manchmal verwendet die Philosophie nämlich doch empirische Methoden, um ihre Ziele zu erreichen. Daher teilen sich beide Wissenschaften Theorien und Studienobjekte.

Unterschiede zwischen Psychologie und Philosophie

Obwohl beide Disziplinen das Verhalten von Menschen untersuchen, grenzen sie sich voneinander ab. Unterschiede bestehen beispielsweise in Methoden, Absichten und darin, ob Fragen der Moral berücksichtigt werden.

Bezüglich der Methoden arbeitet die Philosophie mit konzeptuellen Kategorien und den Beziehungen, die zwischen ihnen bestehen. Daher ist diese Wissenschaft für jede Methode offen. Auf der anderen Seite stützt sich die Psychologie auf das Empirische und Statistische. Dies ist ihr wichtiger in quantitativer und qualitativer Forschung. Die Psychologie konzentriert sich auf Experimente und das empirische Testen von Hypothesen. Experimente sind eine Möglichkeit, unser Verhalten zu verstehen und die Effektivität von Werkzeugen, wie z. B. von Therapien, zu validieren.

In Bezug auf die Ziele der Disziplinen ist die Philosophie eher intellektuell ausgerichtet, während sich die Psychologie auf Therapie und Intervention konzentriert. Die Philosophie definiert Systeme oder Kategorien, die dazu dienen, die Wirklichkeit zu erklären. Anstatt die Welt als Ganzes zu studieren, versucht die Psychologie hingegen, einzelne Variablen menschlichen Verhaltens zu isolieren und individuelle Unterschiede dabei zu berücksichtigen. Schließlich verhält sich niemand identisch zu einer anderen Person, auch nicht unter den gleichen Umständen. Daher sind Psychologen auch an unserer Biologie interessiert, vor allem an der, die unser Gehirn betrifft.

Ein Turm, der aus Steinen gebaut wurde

Ein weiterer großer Unterschied zwischen den beiden Wissenschaften liegt in ihrer Auffassung von Moral. Die Philosophie versucht, alles zu erklären, was auch moralisch, richtiges Verhalten einschließt. Sie beschreibt daher manchmal, was richtig und was falsch ist.

Die Psychologie greift diese Debatte jedoch nicht auf. Obwohl die Psychologie Skalen für Ethik und Moral vorgeschlagen hat, ist es nicht ihr Ziel, zu untersuchen, was moralisch vertretbar ist und was nicht, sondern welche unterschiedlichen Moralvorstellungen es gibt.

Beide Disziplinen, Philosophie und Psychologie, studieren den Menschen und sein Verhalten. Sie haben Ähnlichkeiten und Unterschiede und interpretieren mitunter gleiche Tatsachen auf unterschiedliche Weise. Dabei wird die Methode, die der jeweilige Wissenschaftler verwendet, die Antworten beeinflussen, die er auf eine bestimmte Fragestellung gibt. Trotzdem teilen sie sich viele Theorien und Ergebnisse.


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  • Botterill, G., & Carruthers, P. (1999). The philosophy of psychology. Cambridge University Press.
  • Horgan, T., Horgan, T., & Tienson, J. (1996). Connectionism and the Philosophy of Psychology. Mit Press.

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