Seltsame Manien, eine Sammlung ungewöhnlicher Verhaltensweisen

Nicht alle Manien spiegeln eine zugrunde liegende Störung wider. Wir alle haben Manien und Marotten, es gibt jedoch Menschen, bei denen diese ausarten und klinische Ausmaße annehmen.
Seltsame Manien, eine Sammlung ungewöhnlicher Verhaltensweisen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 07. Dezember 2023

Manien und Marotten gewähren uns Einblicke in die Vielfalt menschlicher Eigenheiten und Obsessionen. Sie reichen von skurrilen Sammelleidenschaften und ungewöhnlichen Ritualen bis zu exzentrischen Gewohnheiten und krankhaften Zwängen. Erfahre anschließend

Krankhafte Manien führen zu intensiven Emotionen: extreme Freude, Reizbarkeit oder Erregung. Sie treten häufig im Zusammenhang mit psychischen Störungen wie Schizophrenie oder bipolarer Störung auf. Die dadurch entstehenden Verhaltensweisen sind stark belastend. Es handelt sich um sich wiederolende, zwanghafte Muster, die ohne ersichtlichen Grund auftreten. Manche Menschen sind in einem Gedankenkarussell gefangen, andere zeigen impulsives Verhalten, entwickeln einen Waschzwang oder horten zwanghaft unnütze Gegenstände.

Ein in der Fachzeitschrift Journal of Obsessive-Compulsive and Related Disorders veröffentlichter Artikel erklärt, dass Zwänge entstehen, um latente Ängste zu neutralisieren. Es handelt sich um charakteristische Begleiterscheinungen von Zwangsstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen oder anderen psychischen Problemen. Wir skizzieren nachfolgend seltsame Manien, die in diesem Zusammenhang immer wieder zu beobachten sind.

1. Trichotillomanie

Trichotillomanie ist eine psychische Störung, die zu wiederholtem und unkontrollierbaren Haareziehen an verschiedenen Körperstellen führt. Manche reißen sich die Kopfhaare aus, andere die Augenbrauen oder Haare in anderen Körperbereichen. Die Prävalenz dieser Manie liegt bei 0,5 bis 2,0 Prozent.

2. Onomatomanie

Dieser Ausdruck bezeichnet die krankhafte Besessenheit, bestimmte Wörter oder Laute zu wiederholen oder zu hören, die den Klang oder die Bedeutung eines Objekts oder einer Handlung nachahmen. Betroffene verwenden also die Lautmalerei in einem übertriebenen Maße. Beim Schließen einer Tür beschreiben sie diesen Vorgang zum Beispiel mit einem wiederholten “klack” oder “knall”.  Sie können auch die Kommentare anderer nachsprechen, was sehr anstrengend sein kann.

3. Pharmakomanie

In diesem Fall sprechen wir über das zwanghafte Verlangen, Medikamente zu konsumieren. Häufig handelt es sich um Schmerzmittel, Beruhigungsmittel oder Aufputschmittel. Menschen mit Pharmakomanie entwickeln häufig eine übermäßige Abhängigkeit von bestimmten Medikamenten, was ernste Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat.

4. Ablutomanie

Ablutomanie beschreibt die zwanghafte Obsession der persönlichen Sauberkeit und Hygiene. Es handelt sich um eine Zwangsstörung, die Betroffene dazu bringt, sich übermäßige Sorgen um ihre Reinlichkeit zu machen. Sie duschen häufig, waschen sich immer wieder die Hände und führen Waschrituale aus, die ihren Alltag stark beeinträchtigen.

5. Aboulomanie

Die Aboulomanie ist eine psychische Störung, die zu chronischer Unentschlossenheit führt. Betroffene sind nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen oder Verantwortung zu übernehmen. Sie bringen endlos viel Zeit damit, Überlegungen anzustellen, sind jedoch wie gelähmt, unsicher und unschlüssig.

6. Monomanie

Monomanie ist eine Störung, die Betroffene dazu bringt, sich auf eine fixe Idee oder ein einziges Thema zu fokussieren. Sie sprechen kontinuierlich über Politik, das Gemälde von Mona Lisa oder darüber, wie oft der Satellit Europa den Jupiter umkreist. Es entstehen absurde Gedanken, die ihre Beziehungen und ihre Lebensqualität ernsthaft beeinträchtigen.

7. Arithmomanie

Die Arithmomanie bezieht sich auf die Obsession mit Zahlen. Betroffene glauben, dass bestimmte Zahlen oder Zahlenfolgen eine transzendente Bedeutung haben. Die übertriebene Fixierung auf Zahlen oder Zahlenkombinationen kann im Rahmen einer Zwangsstörung oder auch eigenständig auftreten.

8. Phagomanie

In diesem Fall handelt es sich um eine zwanghafte Essstörung, bei der eine Person ein unkontrollierbares Verlangen nach Essen zeigt. Diese Essucht oder Binge-Eating-Störung führt zu ständigem Heißhunger, wobei Betroffene kein normales Sättigungsgefühl kennen.

9. Thanatomanie

Personen mit dieser Obsession fokussieren sich auf den Tod oder das Sterben. Sie gehen deshalb Risiken ein und empfinden eine krankhafte Faszination mit allem, was mit dem Tod zu tun hat.

10. Agromanie

Dieser Begriff beschreibt die Besessenheit für das Landleben oder die Landwirtschaft. Betroffene entwickeln eine starke Leidenschaft und idealisieren alles, was mit Natur oder landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu tun hat.

11. Aphrodisiomanie

Ahprodisiomanie ist eine krankhafte Fixierung auf das sexuelle Verlangen. Es handelt sich um eine Form der Hypersexualität, welche die Funktionsfähigkeit der Betroffenen im täglichen Leben stark beeinträchtigen kann.

12. Eremiomanie

Eremiomanie eschreibt den übermäßigen Wunsch oder die Obsession, sich zurückzuziehen oder sich von der Gesellschaft zu isolieren. Betroffene entscheiden sich für die Abgeschiedenheit und ertragen keine anderen Menschen in ihrer Nähe.

13. Graphomanie

Personen mit Graphomanie sind vom Schreiben besessen. Sie füllen eine Seite nach der anderen mit Text, ohne ein definiertes Ziel zu verfolgen. Der Schreibdrang ist für sie eine Notwendigkeit.

14. Infomanie

Infomanie bezieht sich auf eine übermäßige Abhängigkeit von Informationen, insbesondere in der digitalen Ära und im Zusammenhang mit Technologie. Menschen mit dieser Manie haben das übermäßige Verlangen, sich über das Internet, soziale Medien, Nachrichtenquellen oder andere Quellen zu informieren.

15. Logomanie

Die Logomanie beschreibt einen übermäßigen Drang zum Reden oder Sprechen. Es handelt sich um ein Verhalten, bei dem eine Person ein unkontrollierbares Verlangen hat, zu reden oder sich verbal auszudrücken, oft in einem kontinuierlichen und fließenden Redefluss.

16. Mikromanie

Menschen mit Mikromanie, die auch als Kleinheitswahn bezeichnet werden kann, unterschätzen sich selbst und betrachten sich als wertlos und nichtig. Dazu kommen zum Teil Vorstellungen körperlicher Unterentwicklung.

17. Nosomanie

Dieser Begriff beschreibt die obsessive Angst vor Krankheiten. Menschen mit Nosomanie überwachen ihre Gesundheit kontinuierlich und interpretieren jedes kleinste Anzeichen übertrieben. Sie sind konstant um ihre Gesundheit besorgt.

18. Phytomanie

Personen mit Phytomanie zeigen eine übertriebene Leidenschaft für Pflanzen, Gärten und Gartenarbeit. Ihre Faszination für die Pflanzenwelt geht weit über das normale Interesse hinaus.

19. Mythomanie

Mythomanie bezeichnet das zwanghafte Lügen oder das übermäßige Bedürfnis, Geschichten zu erfinden oder sich in der Realität unehrlich zu verhalten.

20. Xenomanie

Die Xenomanie beschreibt im Allgemeinen eine übermäßige Faszination oder Leidenschaft für das Fremde oder das Unbekannte. Betroffene fühlen eine starke Anziehungskraft oder eine intensive Neugierde für fremde Kulturen, Sprachen, Traditionen oder Reisen.

21. Nostomanie

In diesem Fall sprechen wir über die übermäßige oder zwanghafte Sehnsucht nach der Rückkehr in die Heimat oder zu einem vertrauten Ort.

Manien: Welche Therapieformen gibt es?

Bei Manien ist die Expositions- und Reaktionsverhinderungstherapie ein wirksames Modell. Die Zeitschrift Psychology Research and Behavior Management hebt ihre Wirksamkeit bei der Behandlung dieses psychischen Zustands hervor. Diese Therapieform umfasst folgende  Schritte:

  • Exposition: Die Patienten werden kontrolliert und schrittweise den Situationen, Objekten oder Gedanken ausgesetzt, die ihre Zwänge und Ängste auslösen. Sie sollen sich an die Angst gewöhnen und lernen, dass sie irreal und nicht notwendig ist. Die Expositionshierarchie besteht aus der Ausarbeitung einer Liste mit Situationen oder Stimuli, die Angst auslösen. Die Situationen werden nach der Intensität der Reaktionen, die sie auslösen, geordnet. Danach beginnen die Betroffenen, sich mit den weniger bedrohlichen Stimuli zu beschäftigen und bearbeiten allmählich alle Punkte der Liste.
  • Reaktionsvermeidung: Diese Technik bezweckt, Zwangsverhalten und Ängste zu reduzieren.
  • Neubewertung von Überzeugungen: Die Patienten arbeiten daran, irrationale und katastrophale Überzeugungen neu zu bewerten. Sie lernen, realistischer und ausgewogener mit ihren Zwangsgedanken umzugehen.
  • Bewältigungstechniken: Bei diesem Ansatz lernen Betroffene wertvolle Bewältigungsstrategien, um mit der Angst umzugehen, ohne auf Zwänge zurückzugreifen. Diese Strategien können Entspannung, tiefes Atmen, Achtsamkeit und die kognitive Umstrukturierung umfassen.

Manien können behandelt werden

Nicht alle Manien spiegeln eine zugrunde liegende Störung wider. Wir alle haben Manien und Marotten, es gibt jedoch Menschen, bei denen diese ausarten und klinische Ausmaße annehmen. Wenn Manien die Lebensqualität einschränken, ist spezialisierte Hilfe nötig. Mit den richtigen Strategien können Zwangsgedanken und -rituale behandelt und überwunden werden.


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