Zwei häufige Stressfaktoren: Job und Joblosigkeit

Job und Joblosigkeit prägen unseren Alltag und haben enorme Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit.
Zwei häufige Stressfaktoren: Job und Joblosigkeit
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 05. Februar 2023

Am Anfang eines Gesprächs steht häufig die Frage nach dem Job: Was machst du? Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt? Nicht nur der finanzielle Aspekt ist wesentlich, auch das Selbstwertgefühl und die Psyche spielen eine signifikante Rolle. Kannst du deine Fähigkeiten in deinem Job nicht einsetzen, ist das frustrierend, prekäre Arbeitsbedingungen erhöhen das Risiko von Angstzuständen und Depression.

Besonders dramatische Auswirkungen hat die Erwerbslosigkeit: Sie stürzt viele in einen Abgrund von Ängsten, geringem Selbstwertgefühl und Hoffnungslosigkeit. Job und Joblosigkeit prägen unseren Alltag und haben enorme Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit.

Die persönliche Entwicklung geht Hand in Hand mit der beruflichen Entwicklung.

Mann liebt seinen Job
Der Beruf ist eine Säule unserer psychischen Gesundheit.

Job und Joblosigkeit

Steve Jobs ging davon aus, dass man nur dann einen guten Job machen kann, wenn man liebt, was man tut. Trotzdem bedeutet das nicht automatisch, dass du dich erfüllt fühlst. Wir dürfen Arbeit jedoch auch nicht ausschließlich auf finanzielle Aspekte reduzieren, denn das Gehalt allein führt nicht zu Glück oder Selbstverwirklichung.

Arbeit prägt unsere Identität und erhält unser Leben (Gallo et al., 2005). Job und Joblosigkeit zählen jedoch auch zu den häufigsten Stress- und Angstfaktoren. Ein Job ist keine Garantie für Zufriedenheit und psychisches Wohlbefinden. Joblosigkeit kann die Psyche allerdings ebenfalls stark belasten.

Arbeit ist ein Grundpfeiler unserer psychischen Gesundheit

Arbeit ist nicht alles, das ist richtig. Jüngere Generationen werden sich immer mehr darüber bewusst: Für Millennials ist Spaß wichtiger – zumindest, solange sie die Möglichkeit haben, einen Job zu finden. Die erfolglose Jobsuche bringt das ganze Leben ins Wanken: Das Selbstbewusstsein geht verloren, die körperliche und geistige Gesundheit ist in Gefahr. Der Psychologe David L. Blustein weist in einer Forschungsarbeit darauf hin, dass die berufliche Tätigkeit eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Ausprägung des psychischen Wohlbefindens spielt.

Das hat folgende Gründe:

  • Arbeit ist der Mechanismus, mit dem wir nicht nur unseren Lebensunterhalt bestreiten, sondern auch Träume erfüllen und persönliche Ziele erreichen können.
  • Sie trägt zu unserer Effektivität bei, sie gibt uns das Gefühl, dass wir kompetent sind.
  • Es ist eine Dimension, die unser Selbstbild stärkt. Wir nehmen uns als Teil der Gesellschaft wahr.
  • Ein Job ermöglicht es uns, Fähigkeiten, Lernprozesse und Erfahrungen zu sammeln, die unsere Lebensgeschichte bereichern.

Auf die eine oder andere Weise dringt unsere berufliche Tätigkeit tief in unsere Psyche ein. Deshalb können Job und Joblosigkeit manchmal dasselbe Maß an Angst auslösen.

Jobverlust: Eine traumatische Erfahrung?

Ein Bericht der Mental Health Foundation aus dem Jahr 2021 erklärt, dass Erwerbslosigkeit und Arbeitsplatzunsicherheit die größten Ursachen für Ängste in der Allgemeinbevölkerung sind. Rund 70 % der Menschen fühlen sich durch den Verlust ihres Arbeitsplatzes in ihrer psychischen Gesundheit beeinträchtigt, und 25 % geben an, dass sie sich traumatisiert fühlen.

Warum? Warum kann der Jobverlust zu einem Trauma werden? Finanzielle Aspekte sind in diesem Fall natürlich besonders relevant, doch auch der Lebensstil, die tägliche Dynamik geht verloren. Betroffene fühlen sich durch den Jobverlust gezwungen, alles loszulassen und ihr Leben neu zu gestalten.

Je länger eine die Arbeitslosigkeit oder schlechte Arbeitsbedingungen andauern, desto stärker ist die Belastung der psychischen Gesundheit.

Job: Überstunden und Stress stehen dem persönlichen Glück im Wege

Auch diese Situation ist eine häufige Erfahrung: Der Job nimmt so viel Zeit und Ressourcen in Anspruch, dass du deine Freizeit nicht mehr genießen kannst. Du hast vielleicht schon immer von einer erfolgreichen Karriere geträumt, doch am Ziel angekommen, ist die Enttäuschung groß. Vielleicht fühlst du dich gezwungen, dich von deinen Prinzipien zu distanzieren oder unethische Entscheidungen zu treffen, die dich nachts nicht schlafen lassen. Oder du bist so stark in deinen Job involviert, dass keine Zeit für Spaß, Vergnügen und Erholung übrig bleibt.

Nach dem Job bleibt kein Leben übrig. Du weißt, dass du so nicht weitermachen kannst, doch die Angst vor der Joblosigkeit ist mindestens so groß. Du bist in dieser Situation gefangen.

Frau denkt über Job und Joblosigkeit nach
Die Jobunsicherheit, der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Gefühl, in einem Job nicht glücklich zu sein, verursacht große Ängste.

Was tun?

Ein Leben lang denselben Job auszuüben, ist nicht mehr die Norm. Die meisten wechseln die Arbeit immer wieder und erleben die Angst der Unsicherheit. Anpassungsfähigkeit ist deshalb eine besonders gefragte Kompetenz, und zwar auf physischer und psychischer Ebene. Wir müssen damit rechnen, dass unser Einkommen schwankt und dass wir immer wieder neue Herausforderungen bewältigen müssen. Besonders wichtig sind Methoden zur Stress- und Angstbewältigung, Resilienz und auch die Unterstützung von Familie und Freunden, die in schwierigen Zeiten unsere besten Rettungsanker sind.

Literaturempfehlung


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  • Blustein, D. L. (2008). The role of work in psychological health and well-being: A conceptual, historical, and public policy perspective. American Psychologist, 63(4), 228–240. https://doi.org/10.1037/0003-066X.63.4.228
  • Mental Health Foundation. (2021). Upheaval, uncertainty, and change: themes of adulthood. Author
  • Montgomery, S. M., Cook, D. G., Bartley, M. J., & Wadsworth, M. E. J. (1999). Unemployment pre-dates symptoms of depression and anxiety resulting in medical consultation in young men. International Journal of Epidemiology28(1), 95–100.
  • Moorhouse, A., & Caltabiano, M. L. (2007). Resilience and unemployment: Exploring risk and protective influences for the outcome variables of depression and assertive job searching. Journal of Employment Counseling44(3), 115–125.

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