Wie häusliche Gewalt Kindern schadet

Wie häusliche Gewalt Kindern schadet
Laura Reguera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Laura Reguera.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Glücklicherweise wächst das Bewusstsein für die unzähligen schrecklichen Konsequenzen der häuslichen Gewalt. Experten haben auf bleibende Schäden und sogar auf das Sterberisiko hingewiesen, mit dem viele Menschen jeden Tag leben müssen. Ebenso wissen wir, dass die körperliche Gewalt nicht das Einzige ist, was wehtut.

Der psychische Schaden ist eine weitere Konsequenz der Gewalt. Und er betrifft nicht nur das Opfer. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass auch Kinder in Situationen häuslicher Gewalt leiden. Sie sind stille Zeugen einer gewaltsamen, außer Kontrolle geratenen Situation. Die Kinder haben oft das Gefühl, für die Konflikte verantwortlich zu sein. Doch wie beeinflusst sie das auf psychischer Ebene?

„Der Missbrauch wird als Verhalten definiert, das dazu bestimmt ist, einen anderen Menschen durch den Gebrauch von Angst, Demütigung und verbalen oder körperlichen Angriffen zu kontrollieren und zu bezwingen.“

Susan Forward

Dunkles Bild einer zu Boden blickenden Person

Die Konsequenzen der häuslichen Gewalt auf die Bindung

Wenn Kinder geboren werden, haben sie bereits unterschiedliche Bedürfnisse. Einige von ihnen sind die Geborgenheit, die elterliche Liebe, die Stabilität und der soziale Kontakt. Wenn diese Bedürfnisse angemessen und regelmäßig gestillt werden, vertrauen sie auf die Liebe ihrer Eltern. Ebenso überzeugen sie sich schließlich davon, dass sie sie verdienen.

In Situationen, in denen ein Elternteil das andere missbraucht, werden Kinder sehr verwundbar. Einem Kind fällt es sehr schwer, sich in einer solchen Umwelt sicher zu fühlen. Ebenso ist es unwahrscheinlich, dass es seinen Eltern noch vertrauen kann oder dass sie sich auf angemessene Weise um das Kind kümmern werden. Die Eltern sind emotional meist nicht verfügbar und nicht in der Lage, das Kind so zu lieben, wie es das verdient. Stattdessen sind sie eine Quelle negativer Gefühle und Emotionen.

Eltern sollten ihren Kindern einen sicheren Ort anbieten. Einen Zufluchtsort, wenn ihre Kinder ihn brauchen. Ihre Söhne und Töchter sollten sie als einen sicheren Anker sehen, von dem aus sie hinausgehen und die Welt entdecken können. Jedoch verbreiten sie in Situationen häuslicher Gewalt vor ihren Kindern Furcht. Die Kinder sehen, wie ein Elternteil in seinem eigenen Zuhause Angst hat. Sie weinen und schreien deshalb, können aber keinen Trost finden. Deshalb ist die Bindung, die Kinder in diesen missbräuchlichen Situationen zu ihren Eltern aufbauen, meist unsicher oder vermeidend.

Hand, die an ein Fenster lehnt

Wie beeinflusst der Missbrauch die Entwicklung eines Kindes?

Häusliche Gewalt hemmt nicht nur die Entwicklung einer sicheren Bindung, welche so wichtig für das Wohlbefinden eines Kindes ist. Ebenso hat sie Konsequenzen für die psychische Entwicklung des Kindes. Ihr soziales und emotionales Wohlbefinden leidet unter dem Missbrauch.

Zusätzlich könnte es ihnen schwerfallen, ihre Emotionen zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Kinder haben oft das Gefühl, dass sie für die Situation im Zuhause verantwortlich seien. Ebenso könnten sie Angst haben, auch wenn sie vielleicht nicht verstehen, was sie fühlen oder warum. Dann versuchen sie, diese negativen Emotionen zu unterdrücken, wodurch diese zu einem chronischen Problem werden.

Experten haben bei Kindern, die dem Missbrauch ausgesetzt sind, auch ernst zu nehmende Probleme in Selbstwertgefühl und Selbstbild gesehen. Es könnte Verhaltens– und Sozialisierungsprobleme geben. Ihnen könnte es schwerfallen, sich sowohl mit Gleichaltrigen als auch mit anderen Erwachsenen zu identifizieren.

„Die Gewalt verursacht mehr gesellschaftliche Probleme als sie löst.“

Isaac Asimov

Häusliche Gewalt und posttraumatische Belastungstörung bei Kindern

Kinder, die sich wiederholt in Missbrauchssituationen wiederfinden, könnten eine posttraumatische Belastungstörung entwickeln. Obwohl sie nicht diejenigen sind, die missbraucht werden, sind sie dennoch Opfer. Aber wie sieht die posttraumatische Belastungstörung bei Kindern aus? Die Erkrankung zeigt sich bei Kindern anders als bei Erwachsenen.

Tatsächlich sehen Psychologen, dass Kinder, die der häuslichen Gewalt ausgesetzt waren, Flashbacks von traumatischen Ereignissen haben. Diese könnten stattfinden, während sie spielen und etwas Erinnerungen an Traumata auslöst, die sie erlebt haben. Oft haben sie auch Albträume. Kinder, die in solchen Familien leben, zögern meist, Verantwortung zu übernehmen. Das heißt, sie distanzieren sich gesellschaftlich. Sie könnten Fähigkeiten verlernen, die sie bereits erworben hatten, nicht mehr so viel spielen und sich allgemein weniger sozialisieren. Schließlich sind Kinder, die die häusliche Gewalt miterlebt haben, für Angst prädisponiert. Probleme, einzuschlafen oder sich zu konzentrieren, sind an der Tagesordnung. Sie könnten überwachsam erscheinen und dazu neigen, auf Reize zu heftig zu reagieren.

Schlussfolgernd ist es für das Wohlbefinden dieser Kinder lebensnotwendig, sicherzustellen, dass sie eine Therapie durch einen qualifizierten Psychologen erhalten. Mit indirektem Missbrauch zu leben kann für Kinder extrem schädigend sein. Lasst uns ihnen dabei helfen, die Hilfe zu erhalten, die sie brauchen, um zu gesunden und glücklichen Erwachsenen heranzuwachsen.

„Man muss immer Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

Elie Wiesel

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Peter Forster und Elijah Henderson


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.