Was sind Stimmungsschwankungen und wie beeinträchtigen sie dich?

Was sind Stimmungsschwankungen und wie beeinträchtigen sie dich?
Gema Sánchez Cuevas

Geschrieben und geprüft von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Letzte Aktualisierung: 08. Mai 2018

Wenn es etwas gibt, das man von allen Emotionen sagen kann, dann ist es, dass sie universell sind. Mal abgesehen davon, was Menschen abhängig von Land und Ethnie verstehen und zeigen, sind unser aller Gefühle dieselben. Wenn unsere Gefühlslage jedoch aus dem Gleichgewicht gerät und zu Taumeln beginnt, sprechen wir von Stimmungsschwankungen – und auch die betreffen Menschen in aller Welt.

Die Fähigkeit, zu erkennen, was deinem Gegenüber durch den Kopf geht, gibt dir ein angenehmes Gefühl und reduziert deine Ungewissheit. Wenn du einer traurigen Person begegnest, kannst du dieses Gefühl erkennen, verstehen, Mitgefühl entwickeln. Das heißt, du bist mit der Trauer vertraut und weißt, wie du mehr oder weniger angemessen reagieren kannst. Was passiert aber, wenn du jemandem begegnest, der Anzeichen für außer Kontrolle geratene Emotionen zeigt? Wie gehst du mit jemandem um, der an Stimmungsschwankungen leidet?

„Im Umgang mit Menschen dürfen wir nie vergessen, dass wir es nicht mit logisch handelnden Wesen zu tun haben, sondern mit Wesen voller Gefühle, Vorurteile, Stolz und Eitelkeit.“

Dale Carnegie

Sie sind nicht „bipolar“, sondern haben Stimmungsschwankungen

Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um zu klären, was es bedeutet, bipolar zu sein. Oft hören wir, wie jemand eine Person als „bipolar“ beschreibt, weil er nicht versteht, wie deren Stimmung so schnell umschlagen kann. Die bipolare Störung ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die auch als manisch-depressive Störung bezeichnet wird. Sie verläuft in Schüben, die Tage bis Monate dauern können. Eine bipolare Störung erfordert psychiatrische Diagnostik und eine spezielle Behandlung. Was wir also beiläufig als bipolar bezeichnen, sind wohl eher Stimmungsschwankungen.

Frau mit zwei Gesichtern

Stimmungsschwankungen werden von der Bevölkerung nicht als psychische Erkrankung verstanden. Was sind sie aber dann und wann treten sie auf?

  • Im Wesentlichen sind sie Emotionen, die wir nicht mehr unter Kontrolle haben. Hierbei mangelt es den Betroffenen an der Fähigkeit zur Regulierung ihrer Gefühle und am Ausdruck fundamentaler Empfindungen. Menschen, die diese Episoden der Traurigkeit und des Glücks erfahren, erleben daher sowohl Momente des unkontrollierbaren Schluchzens als auch des unangemessenen Lachens.
  • Stimmungsschwankungen sind ein Symptom, das mit Erkrankungen wie Autismus-Spektrum-Störungen oder Schizophrenie einhergeht. Doch allem Anschein nach können auch gesunde Menschen an Stimmungsschwankungen leiden.

Eine Krankheit oder ein schwieriger Moment?

Stimmungsschwankungen zählen zu den affektiven Störungen. Affektivität bezeichnet verschiedene Reaktionen, die eine Person gegenüber inneren (z. B. Gedanken) und äußeren Faktoren (z. B. Arbeit, Familie, soziale Lage usw.) zeigt. Was ist aber die Ursache für pathologische Veränderungen der Affektivität, für jenes Auf und Ab von Stimmung und Gefühlslage? Sind es Gedankenmuster oder körperliche Prozesse?

Wir wissen, dass die emotionale Regulation im limbischen System stattfindet, welches ein Teil unseres Gehirns ist. Es gibt also einen Bereich in unserem Gehirn, der unsere Emotionen hervor- und zum Ausdruck bringt. Damit gibt es Hirnzellen, die unsere Gefühlslage beeinflussen und Eindrücke fehlerhaft verarbeiten, wenn sie geschädigt sind. Und das ohne dass wir etwas dagegen tun könnten. Hirnschädigungen sind tatsächlich die Hauptursache für starke Stimmungsschwankungen. Sie schränken Betroffene erheblich ein. Normalerweise sehen wir sie bei Menschen, die an Multipler Sklerose, Amyotropher Lateralsklerose, Demenz oder Hirntumoren leiden, oder die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben.

„Es ist gefährlich, wenn wir uns nicht unserer Verantwortung für unser Verhalten, unsere Gedanken und unsere Gefühle bewusst sind.“

Marshall B. Rosenberg

 

Aber während eines schwierigen Moments fällt es uns allen schwer, unsere Emotionen und deren Ausdruck zu regulieren, wenn wir diese als etwas Negatives betrachten, wie z. B. die Traurigkeit. Wahrscheinlich kennen wir alle jemanden, der sich gerade in einer traumatischen Scheidung befindet oder sie bereits hinter sich gebracht hat. Dieser Mensch könnte unter der Woche, wenn er gerade nicht traurig ist und weint, Momente der Erleichterung erfahren. Ebenso könnte er entspannte Momente bei einem Abendessen mit Freunden oder beim Anschauen einer Fernsehserie erleben. Das bedeutet jedoch nicht, dass er Stimmungsschwankungen hätte, sondern ist normal.

Mann mit zwei Gesichtern

Stimmungsschwankungen überraschen jeden, der sie erlebt. Warnzeichen sind, dass man auf eine neutrale Bemerkung stark reagiert, es mit dem Lachen übertreibt oder im Angesicht einer undramatischen Situation unkontrollierbar weint. Der Unterschied zwischen gewöhnlichen Hochs und Tiefs und pathologischen Stimmungsschwankungen besteht vor allem in der Stärke derselben, aber auch in deren Dauer und Begleitsymptomen.

„Emotionen können dir entweder im Weg stehen, oder dich auf den Weg bringen.“

Mavis Mazhura

Gewöhnliche Stimmungsschwankungen sind keine chronische Erkrankung, sondern ein vorübergehender Zustand, in dem die Emotionen der Betroffenen nur schwer zu bändigen sind. Trotz der Belastung, die dadurch entsteht, erlebt die betroffene Person in der Regel stabile Momente. Dennoch kann diese affektive Störung kann wichtige Konsequenzen auf einer sozialen und arbeitsbezogenen Ebene haben.

Die betroffene Person könnte in eine Isolation getrieben werden und eine Depression entwickeln. Wenn du selbst an Stimmungsschwankungen leidest, solltest du einen Arzt aufsuchen, damit er eine entsprechende Untersuchung durchführen kann. So kann er einschätzen, ob er dich an einen Spezialisten verweisen sollte.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.