Selbstzerstörerische Menschen: 10 charakteristische Merkmale

Selbstzerstörerische Menschen: 10 charakteristische Merkmale
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Dass sich jemand selbst schädigt oder verletzt, scheint ein Verhalten zu sein, dem die Logik fehlt – es ist wohl typisch für den Wahnsinn. Dennoch beruht es auf einem negativen Impuls, den wir alle mehr oder weniger stark ausgeprägt in uns tragen und der in selbstzerstörerischen Menschen ans Licht kommt.

Sigmund Freud hat herausgefunden, dass wir alle einen Impuls für das Leben, für Konstruktives haben, welchen er als “Lebenstrieb” bezeichnet. Doch wohnt uns auch das Gegenteil inne, ein Gegengewicht, das Tod und Zerstörung vorzieht und “Todestrieb” genannt wird.

“Wenn du in der Zerstörung gefangen bist, musst du der Schöpfung eine Tür öffnen.”

Anais Nin

Dies ist einer der Gründe, warum Kriege zu allen Zeiten und in allen Kulturen stattgefunden haben. Es ist auch der Grund, warum viele Menschen ein selbstzerstörerisches Verhalten entwickeln. Nur in wenigen Fällen sind solche Verhaltensweisen jedoch fest verankert und werden zu dauerhaften Persönlichkeitsmerkmalen.

Normalerweise treten sie auf, wenn unterdrückte Gefühle an die Oberfläche kommen. Diese aggressiven Impulse sind auf jemand anderen gerichtet, doch aus irgendeinem Grund ist es uns nicht möglich, unsere Gefühle zu kanalisieren. Manchmal, weil sie sich an einen geliebten Menschen richten oder weil wir einfach Angst davor haben, ihnen eine Stimme zu geben. Wir unterdrücken sie also, aber das kann nicht lange gut gehen: Die Aggression richtet sich schließlich gegen uns selbst. Wir lernen, uns selbst als unseren schlimmsten Feind zu betrachten und entwickeln eine selbstzerstörerische Persönlichkeit.

Im Folgenden beschreiben wir dir die zehn Merkmale, an denen man selbstzerstörerische Menschen erkennen kann:

Mädchen mit zwei Gesichtern

1. Negative Ideen in selbstzerstörerischen Menschen

Zu den selbstzerstörerischen Ideen gehören all jene Gedanken, die dazu bestimmt sind, eine Person abzuwerten, ihre Errungenschaften zu schmälern oder ihr Wachstum einzuschränken. Im Kopf eines selbstzerstörerischen Menschen entstehen solche Gedanken beinahe automatisch.

Dann entsteht ein günstiger Kontext für die sich selbst erfüllende Prophezeiung: “Du wirst es nicht schaffen, du wirst dazu nicht in der Lage sein, du kannst es einfach nicht …”  Die Macht der Gedanken ist so groß, dass sie letztlich Realität werden.

Es gibt auch einen anderen Ansatz, bei dem jemand stets betont, was fehlte, was es noch gebraucht hätte, was nicht perfekt oder zu viel gewesen sei. All dies sind reichhaltige Quellen der Selbstzerstörung.

2. Passives Verhalten und erzwungene Inkompetenz

Passives Verhalten bedeutet, nicht gegen eine Situation oder einen Zustand, der uns Schmerzen zufügt, vorzugehen. Es wird anerkannt, dass diese etwas Negatives darstellen und dass sie uns schaden, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, um ihre Wirkung einzudämmen – aber trotzdem wird der Betroffene nicht aktiv. Das passiert oft im Angesicht von Missbrauch und Aggressionen.

Die erzwungene Inkompetenz ist die Neigung, die Defizite und Fehler der eigenen Person hervorzuheben. Bevor man überhaupt etwas versucht, müssen erst alle persönlichen Beschränkungen aufgehoben werden. Es werden keine Anstrengungen unternommen, ein gegebenes Problem zu lösen, wenn es keine 100%ige Erfolgsgarantie gibt. Damit werden die eigenen Mängel zu Rechtfertigungen dafür, nicht zu handeln.

3. Essstörungen

Unzureichende Ernährung ist eine Form der Selbstverletzung. Betroffene führen ihrem Körper nicht die Nährstoffe zu, die er braucht, um gesund zu bleiben. Ähnliches gilt für den gegenteiligen Fall: Übermäßige Nahrungsaufnahme führt zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen, sowohl kurz- als auch langfristig. Manche Menschen verspüren unstillbaren Appetit, der nicht in ein Gefühl der Sättigung, sondern nur in Traurigkeit und Schuldgefühle umgewandelt werden kann … und den Wunsch noch mehr zu essen.

Junger, dünner Mann

Die Art, wie wir uns ernähren, sagt viel darüber aus, was wir denken und wie wir uns fühlen.

4. Anderen Schmerz zufügen und Selbstmitleid

Selbstzerstörerische Menschen entwickeln oft feindliche oder schädliche Einstellungen gegenüber anderen Personen. Sie erzeugen unnötige Konflikte oder sind rücksichtslos, unhöflich, neidisch, verbreiten Klatsch usw. Sie sehen andere grundsätzlich als Objekt der Konfrontation. Sie verursachen ihnen Frustration, weil ihre Beziehungen immer auf Vergleichen basieren.

Üblicherweise geraten Betroffene nach solchen Konflikten in lange Episoden des Selbstmitleids. Sie können gut austeilen, aber wenn sich jemand wehrt, schlüpfen sie schnell in die Opferrolle. Sie beleidigen, aber wenn sie beleidigt werden, bedauern sie sich selbst. Sie geben nicht zu, dass die Frucht ihrer Ernte die Frucht dessen ist, was sie selbst gesät haben.

5. Selbstverletzung und Drogenmissbrauch

Selbstverletzung ist manchmal offensichtlich, doch sehr häufig auch gut versteckt. Manche Menschen fügen sich absichtlich Verletzungen zu: Sie schneiden sich oder ziehen sich an den Haaren, lassen sich ein schmerzhaftes Tattoo oder ein Piercing an einer sehr empfindlichen Körperstelle setzen. Sie bringen sich in riskante Situationen, was häufig zu Unfällen führt.

Hände mit Blumen

Es gilt auch als Selbstverletzung, wenn Substanzen missbraucht werden, die den Körper schädigen. Der offensichtlichste Fall ist der Drogenkonsum, einschließlich des übermäßigen Konsums von Alkohol. Abhängigkeiten sind höchst selbstzerstörerisch und führen in Extremfällen sogar zum Tod.

6. Sozialer Selbstmord

Sozialer Selbstmord wird begangen, wenn emotionale Bindungen zu anderen Menschen getrennt werden. Im Allgemeinen ist dies ein gradueller Prozess: Zuerst gibt es ein Widerstreben, mit anderen Zeit zu verbringen, und nach und nach setzt eine fortschreitende Isolation ein.

Selbstzerstörerische Menschen isolieren sich nicht nur selbst, sondern entwickeln eine Reihe von Verhaltensweisen, die andere irritieren. Manchmal sind sie übermäßig anspruchsvoll oder verhalten sich verächtlich gegenüber anderen. Sie sehen nur das Negative in ihren Menschen. Sie fühlen, dass deren Verhalten die eigene Ablehnung verdient.

7. Das Verstecken von Emotionen und das Ablehnen von Hilfe

Selbstzerstörerischen Menschen fällt es sehr schwer, ehrlich zu sich selbst zu sein. Sie erkennen ihre eigenen Gefühle und Emotionen nicht, versuchen aber unbewusst, sie zu verstecken. Sie rationalisieren alles und weigern sich, zuzugeben, dass sie ein Problem haben.

Frau wirkt bedrückt, sie liegt im Wasser

Daher ist es auch sehr schwierig, solchen Menschen zu helfen. Wenn ihnen jemand vorschlägt, einen Psychologen aufzusuchen, reagieren sie mit Aggressionen oder Verachtung. Sie reagieren generell gereizt, wenn sie Ratschläge erhalten oder jemand meint, zu wissen, was besser für sie wäre. Diese Menschen wollen nicht, dass es ihnen gut geht oder dass sich die Umstände und die anderen Menschen ändern, damit sie weiterhin in ihrer Situation bleiben können.

8. Körperliche und geistige Vernachlässigung

Selbstzerstörerische Menschen vergessen, sich um ihren eigenen Körper zu kümmern. Sie haben eine extrem negative Meinung über ihren Körper und verspüren keinerlei Lust, auch nicht im sexuellen Sinn. Sie investieren sehr wenig in sich selbst. Sie betätigen sich nicht sportlich und legen auch keinen Wert auf ihre Gesundheit und auf ihr Äußeres. Mangelnde Körperpflege ist eine Manifestation der geringen Wertschätzung, die sie sich selbst gegenüber empfinden.

Sie bemühen sich auch nicht, ihre mentalen Probleme zu lösen. Wenn sie an Schlaflosigkeit leiden, akzeptieren sie dies, ohne ohne Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Fühlen sie sich emotional unbehaglich, beschließen sie, sich selbst zu schikanieren, doch sie denken nicht daran, nach einem Weg zu suchen, der es ihnen ermöglichen würde, diesen Konflikt zu lösen.

9. Unnötige Selbstaufopferung

Das Leben kann Opfer verlangen. Diese sind jedoch nur sinnvoll, wenn sie auf ein höheres Gut ausgerichtet sind. Beispielsweise wenn sie ein notwendiger Schritt sind, um mehr Wohlbefinden zu erlangen. Wenn sie jedoch zu einer konstanten Bedingung werden, so entsprechen sie selbstzerstörerischem Verhalten.

Mann von hinten, hält sich den Kopf

Manche Menschen nehmen an, dass Selbstaufopferung ein Test ihrer Gutmütigkeit, ihres guten Charakters oder Altruismus wären. Doch im Hintergrund begehen sie einen Akt der Selbstsabotage. Was dieses Verhalten verbirgt, ist ein Verzicht auf Wünsche, Träume und Errungenschaften. Eine schmerzhafte Situation wird nur aufrechterhalten, um die Chancen auf Gesundheit zu reduzieren.

10. Sabotage von Beziehungen

Im Grunde fühlen sich selbstzerstörerische Menschen nicht liebenswürdig. Die Liebe zu sich selbst ist sehr gering. Deshalb tolerieren sie in gewisser Weise keine Beziehung, in der alles gut läuft. Seltsamerweise tun sie alles in ihrer Macht Stehende, um eine Beziehung zu beenden, wenn sie sich geliebt oder geschätzt fühlen. Sie fühlen sich in der Rolle des Opfers wohler. Sie bevorzugen es, ihr Glück zu verlieren, um sich darüber beschweren zu können.

Darüber hinaus sind solche Menschen sehr launisch und anspruchsvoll. Sie versuchen, die andere Person davon zu überzeugen, dass es keinen Sinn hätte, eine Beziehung zu ihnen zu erhalten, oder dass die Zuneigung, die sie erfahren, kein Fundament hätte. Die Sabotage erfolgreicher Beziehungen ist eine Möglichkeit, sich zu versichern, in der selbstzerstörerischen Position bleiben zu können.

Frau bewegt sich im Wind

 

Diese Art von Verhalten spricht von unverarbeiteten Erfahrungen und Schwierigkeiten in der Kreation des Selbstbildes. Selbstzerstörerische Menschen sind vor allem Opfer ihrer selbst. Sie sind in diesem Zustand gefangen und können sich nicht dagegen wehren.

Natürlich haben Menschen mit diesen Eigenschaften Schwierigkeiten, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen. Aber darüber hinaus haben sie große Probleme mit der Selbstwahrnehmung. Es ist, als wären sie in einem Spiegel gefangen, der sie verzerrt reflektiert.

Um sich selbst konstruktiver zu sehen, müssen sie eine Autoritätsperson herausfordern. Was hinter dieser Position steckt, ist die unbewusste Angst davor, glücklich zu werden. Dieses Identitätsmerkmal wird in traumatischen Situationen geformt und erfordert eine professionelle Behandlung.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.