Psychologischer Extremismus: Was ist das?

Wir müssen versuchen, ein stabiles Gleichgewicht zu erreichen, das uns auch in Extremsituationen vor schädlichen Verhaltensweisen schützt.
Psychologischer Extremismus: Was ist das?
Cristina Roda Rivera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Cristina Roda Rivera.

Letzte Aktualisierung: 05. Februar 2023

Der Ausdruck psychologischer Extremismus bezieht sich auf ein Bedürfnis, das übermächtig wird und uns alles andere vergessen lässt. Es kann so mächtig werden, dass daraus eine Sucht entsteht. Nicht nur physiologische Bedürfnisse wie Hunger können extreme Ausmaße erreichen, auch das psychologische Verlangen kann ins Grenzenlose ausarten. Dabei kann es sich um das Bedürfnis nach Respekt, Würde, Anerkennung, Sicherheit, Freiheit oder andere Aspekte handeln. Das kann so weit gehen, dass dieses Bedürfnis den Alltag beherrscht.

Psychologischer Extremismus: das übermäßige Essbedürfnis
Psychologischer Extremismus bringt uns aus dem Gleichgewicht und hat körperliche, psychologische und soziale Auswirkungen.

Psychologischer Extremismus: Was ist das?

Motivationales Ungleichgewicht kann dazu führen, dass ein Bedürfnis dominant wird und unser Verhalten steuert. Das gesunde Gegenstück ist die Mäßigung, die uns im Gleichgewicht hält. Der psychologische Extremismus hat zahlreiche Gesichter: extreme Diäten, Extremsportarten, krankhafte Verliebtheit, Süchte… Die Folgen machen sich auf motivationaler, kognitiver, verhaltensbezogener, affektiver und sozialer Ebene deutlich.

Psychologischer Extremismus und Suchtverhalten

Extremes Verhalten jeglicher Art basiert auf einem Ungleichgewicht der Bedürfnisse. Das zeigen Studien mit Workaholics, Internetsüchtigen oder politischen Extremisten. Aber auch Sportler oder Künstler können extreme Verhaltensmuster entwickeln. Extreme Bedürfnisse und unerfüllte Sehnsüchte können unter anderem auf einen Mangel oder auf elterliche Vernachlässigung in der Kindheit zurückgeführt werden.

Diese Bedürfnisse dürfen nicht mit Zielen verwechselt werden. Ein Ziel ist beispielsweise, eine Prüfung zu bestehen, um eine Ausbildung abzuschließen. Extreme Bedürfnisse werden jedoch nie vollständig befriedigt und verlangen deshalb extreme Verhaltensweisen.

Welches Bedürfnis wird durch Rauchen befriedigt? Diese Gewohnheit kann aus einem sozialen Bedürfnis entstehen, entwickelt sich jedoch meistens zu einer Sucht. Süchte führen zu nachweislichen Veränderungen im GehirnBetroffene haben den dringenden Drang, ihre Sucht ständig zu befriedigen, alles andere wird unwichtig.

Der Mechanismus des psychologischen Extremismus ist immer derselbe: Ein spezifisches Bedürfnis, das dominant ist, macht andere Grundbedürfnisse unwichtig und führt zu motivationalem Ungleichgewicht.

Der perfekte Begleiter des sozialen Fanatismus

Fanatismus lässt sich durch bestimmte psychologische Eigenschaften vorhersagen: Psychologischer Extremismus zählt zu den Faktoren, die einen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen und zu extremen Verhaltensweisen und Ansichten drängen. Viele Vertreter einer starken Ideologie, bauen alle Lebensbereiche darauf auf und sind bereit, extreme Strategien zu entwickeln, um ihren Standpunkt zu verteidigen. Extremes Denken schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Diesen Menschen fehlt es an ausgeglichenen emotionalen und sozialen Fähigkeiten, die für das Leben in einer Gemeinschaft eine Grundvoraussetzung darstellen.

Behandlung durch die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT) von Ellis

Die  Rational-emotive Verhaltenstherapie (REVT) kommt in der Radikalisierungs- und Extremismusprävention erfolgreich zum Einsatz. Diese Therapieform überprüft Überzeugungen, Gefühle und Verhaltensweisen. Ellis geht in seinem Modell davon aus, dass festgefahrene, absolutistische Forderungen den Kern emotionaler Not bilden. Alle anderen Kategorien irrationaler Überzeugungen entstehen aus dieser dogmatischen Wurzel.

Die Rational-emotive Verhaltenstherapie differenziert drei Arten von absolutistischen Forderungen:

  • Forderungen an sich selbst (Ich muss produktiv sein, Kompetenz demonstrieren, Anerkennung erreichen…)
  • Forderungen an andere (Andere müssen fair sein, mich lieben, freundlich und nett zu mir sein…)
  • Forderungen an die Welt (Mein Umfeld muss sicher und sorgenfrei sein, ein angenehmes Leben ermöglichen…)

Selbstforderungen führen zu Selbsthass, Angst, Depression und Suizidverhalten. Fremdforderungen hingegen lösen Ärger, Wut, Verletzungen und gewalttätiges Verhalten aus. Und die Forderungen an die Welt führen zu Selbstmitleid, Depression, Verzweiflung, Angst und dysfunktionalen Verhaltensweisen wie Isolation, Sucht und Gewalt.

Psychologischer Extremismus: Mann spricht in der Therapie
Die Rational-emotive Verhaltenstherapie (REVT) von Ellis kann helfen, das durch psychologischen Extremismus verlorene Gleichgewicht wiederherzustellen.

Der Schlüssel: Gleichgewicht halten

Wie wir gesehen haben, entsteht psychologischer Extremismus durch ein motivationales Ungleichgewicht. Wir müssen deshalb versuchen, ein stabiles Gleichgewicht zu erreichen, das uns auch in Extremsituationen vor schädlichen Verhaltensweisen schützt. Jede Art von Extremverhalten kann problematisch sein, auch wenn die Ergebnisse erstaunliche Spitzenleistungen sind.


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