Genetik und Psychoanalyse

Freud hatte verschiedene Persönlichkeitstheorien. Viele davon waren in der damaligen Zeit absolut revolutionär und radikal. Eine der interessantesten war seine Theorie über Genetik und Psychoanalyse.
Genetik und Psychoanalyse
María Alejandra Castro Arbeláez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Alejandra Castro Arbeláez.

Letzte Aktualisierung: 24. April 2023

Dank einiger bedeutender Persönlichkeiten in der Geschichte haben wir heute eine ganz andere Sichtweise auf die Persönlichkeit, als wir dies noch vor einem Jahrhundert hatten. Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, war eine dieser Personen. Aufgrund seiner neuen Perspektive auf unsere Psyche entwickelte er einige für die damalige Zeit sehr radikale Theorien. In unserem heutigen Artikel wollen wir uns mit seiner Theorie über Genetik und Psychoanalyse eingehender beschäftigen.

Freud war nicht der Erste, der sich mit der Erforschung von Sexualität und dem Unterbewusstsein beschäftigte. Dennoch hat er uns eine ganz neue Sichtweise auf diese Themen vermittelt. Diese Perspektive nennt sich Psychodynamik. Seine Theorien, Studien, Publikationen und auch seine klinische Praxis revolutionierten das Gebiet der Psychologie.

Auch seine Ansichten zum Thema Sexualität lösten zahlreiche Kontroversen aus. Sie unterschieden sich stark von der traditionellen Denkweise der damaligen Zeit. So befasste er sich beispielsweise mit Themen wie der Sexualität bei Kindern.

“In Bezug auf die Sexualität sind wir momentan alle, egal ob krank oder gesund, nichts weiter als Heuchler.”

-Sigmund Freud-

Genetik - Freud

Genetik und Psychoanalyse: die Ursprünge dieser Theorie

In der Psychoanalyse gibt es zahlreiche ausgesprochen komplexe Konzepte, da sie sich alle wiederum auf andere Konzepte stützen und beziehen. Daher ist es sehr schwierig, eine Definition herauszugreifen, ohne dabei weitere zu erwähnen. Sie ergänzen sich alle gegenseitig und sind ständig im Wandel. Aus diesem Grund ist es auch nicht ganz einfach, den genauen Ursprung der Theorie über Genetik und Psychoanalyse zu benennen.

Letztendlich ist sie mehr eine theoretische Ahnung, die sich aus allen anderen Erkenntnissen Freuds ergibt. Dabei sprechen wir nicht nur über seine Forschungen und Studien, sondern auch über seine Ausbildung in Krankenhäusern und den Patienten, die er im Rahmen seiner klinischen Tätigkeit behandelte.

Wenn wir wirklich den genauen Ursprung dieser Theorie benennen müssten, dann würden wir sagen, dass sie sich erstmals in seinem Buch Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie zu manifestieren begann. In diesem Buch spricht er über Sexualität aus der Sicht der Psychoanalyse.

Welche Verbindung besteht zwischen Genetik und Psychoanalyse?

Freud hat verschiedene Modelle entwickelt, um die menschliche Persönlichkeit zu verstehen. Das genetische Modell ist nur eines davon. Außerdem gibt es noch ein topographisches, dynamisches, ökonomisches und strukturelles Modell.

Dieses genetische Modell konzentriert sich besonders auf unser Verlangen nach Vergnügen durch die Stimulation verschiedener erogener Zonen. Diese Theorie besagt, dass wir dieses Verlangen während unseres ganzen Lebens verspüren und es bereits in der Kindheit vorhanden ist.

Nach seiner Vorstellung entwickelt sich die Persönlichkeit eines Menschen je nach der Art der Belohnung oder Befriedigung, die dieser Mensch erhält. Beispielsweise würde die Verhinderung der Befriedigung für eine andere Person eine übermäßige Befriedigung darstellen. Nach der Auffassung der Psychoanalyse entwickelt sich jeder Mensch unterschiedlich und daher ist auch jeder Mensch verschieden.

Die Phasen der psychosexuellen Entwicklung in der Psychoanalyse

In diesem Modell der Psychoanalyse gibt es verschiedene Phasen. Jede Phase ist dabei mit einer bestimmten erogenen Zone, Fixierung und plötzlichen Frustration verknüpft. Nachfolgend erklären wir die einzelnen Phasen dieser Theorie, die auch als psychosexuelle Entwicklung bekannt ist.

Die orale Phase

Diese Phase dauert von der Geburt bis zum Alter von 18 Monaten. Die erogene Zone in dieser Phase ist der Mund. Die Befriedigung wird demzufolge über den Mund erzielt, beispielsweise durch Küssen, Saugen, Beißen und Essen.

Die orale Phase besteht aus zwei Unterphasen. Die erste ist die passive orale Phase, in der das Kleinkind durch Saugen oder Daumenlutschen Vergnügen erfährt. Sobald das Baby Zähne bekommt, beginnt die aktive orale Phase. Ab diesem Zeitpunkt kann es auch beißen.

Wenn in dieser Phase eine Störung auftritt, dann kann daraus eine Fixierung entstehen. Diese wiederum kann zur Entwicklung einer rezeptiven Persönlichkeit führen, in der die Person auch weiterhin Befriedigung durch orale Stimuli erfährt. Das ist beispielsweise bei Rauchern der Fall. Plötzliche Frustration kann zu einer aggressiven Persönlichkeit führen, die auf feindliche oder ablehnende Weise nach Befriedigung sucht.

Die anale Phase

Die anale Phase durchläuft ein Kleinkind im Alter von 18 Monaten bis zum 4. Lebensjahr. In dieser Phase befindet sich das Lustzentrum im Anus. Dabei wird die Lust sowohl durch Defäkation als auch durch Unterdrückung des Stuhlgangs erzielt.

Während dieser Zeit gibt es eine anal-sadistische Phase, die mit dem Vorgang der Darmentleerung in Zusammenhang steht. Fixierung in dieser Phase kann dazu führen, dass diese Menschen im Erwachsenenalter dazu neigen, permanent Geld auszugeben. Die andere Phase ist passiv oder retentiv, das bedeutet, dass der Schließmuskel permanent kontrolliert wird. Störungen in dieser Phase können dazu führen, dass ein Mensch später dazu tendiert, über alles die Kontrolle behalten zu wollen.

Die phallische Phase

Diese Phase durchläuft das Kind im Alter von 4 bis 7 Jahren. Die erogene Zone in dieser Phase sind die Genitalien und das Kind entwickelt großes Interesse am eigenen Körper. Daher kommt es auch zu häufiger Masturbation. Außerdem können Ängste vor geschlechtsspezifischen Unterschieden auftreten, was zu einer Identifikation mit dem Vater oder der Mutter führen kann.

Diese einseitige Identifikation kann auch zum Ödipuskomplex führen, der die Persönlichkeit eines Menschen prägt. Es gibt einen positiven und einen negativen Ödipuskomplex.

Der positive Ödipuskomplex führt dazu, dass sich das Kind zum andersgeschlechtlichen Elternteil hingezogen fühlt. Gleichzeitig entsteht eine Konkurrenzsituation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil. Beim negativen Ödipuskomplex geschieht das Gleiche, wobei hierbei die Geschlechterrollen vertauscht sind. Daher fühlt sich das Kind zum gleichgeschlechtlichen Elternteil hingezogen und lehnt den andersgeschlechtlichen Elternteil ab.

Die Latenzphase

Diese Phase durchlaufen Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren. Während dieser Zeit werden die sexuellen Instinkte üblicherweise so lange unterdrückt, bis die Kinder die Anforderungen ihrer Umgebung verinnerlicht haben. Durch die Unterdrückung der Sexualität können die Kinder diese Anforderungen leichter erlernen und zu diesem Zeitpunkt beginnt auch die Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Üblicherweise suchen sich Kinder in dieser Phase auch überwiegend gleichgeschlechtliche Spielkameraden.

Die genitale Phase

Diese Phase beginnt ab dem 12. Lebensjahr und die erogenen Zonen sind wiederum die Genitalien. Es kommt zu einem Wiederaufleben der Sexualität. Außerdem können auch ödipale Phantasien entstehen. Diese Phase beginnt praktisch kurz vor der Pubertät. Dadurch verstärkt sich der sexuelle Antrieb der Teenager und sie entwickeln zunehmendes Interesse am Geschlechtsverkehr.

Genetik - Mensch

Genetik und Psychoanalyse: abschließende Betrachtung

Psychosexuelle Entwicklung ist ein dynamischer Prozess, bei dem verschiedene Phasen zur gleichen Zeit ablaufen können. Manchmal können während einer dieser Phasen Auslöser für spätere Störungen bei Menschen entstehen.

Wie du gesehen hast, ist Freuds Theorie über Genetik und Psychoanalyse ein origineller Ansatz, die Persönlichkeit aus der Sicht der Sexualität zu erklären. Zur damaligen Zeit war diese Theorie revolutionär und noch heute wird sie kontrovers diskutiert.


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  • Freud, S. (2012). Tres ensayos sobre una teoría sexual. Buenos Aires: Alianza editorial.

  • Domínguez, D. (2014). La singularidad de la teoría psicoanalítica. Jornadas Jaques Lacan y la psicopatología. Psicopatología Cátedra II- Universidad de Buenos Aires, Argentina.


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