Empathische oder gewaltfreie Kommunikation - ich gebe aus dem Herzen

Empathische oder gewaltfreie Kommunikation - ich gebe aus dem Herzen
Gema Sánchez Cuevas

Geschrieben und geprüft von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2023

Worte sind zweischneidige Schwerter. Mit ihnen lassen sich bereichernde, schützende Beziehungen aufbauen. Worte haben allerdings auch die Macht, Beziehungen zu zerstören und Schmerzen zu verursachen. Für eine gesunde Beziehung ist es daher unbedingt erforderlich, Folgendes zu lernen: Wie spreche ich aus meinem Herzen? Wie teile ich mich auf achtsame Weise mit? Darum ist die empathische oder gewaltfreie Kommunikation so wichtig.

Der US-amerikanische Psychologe Marshall B. Rosenberg definierte diese Form der Kommunikation in den frühen 1960er Jahren, während er die Faktoren untersuchte, die sich auf unsere Fähigkeit auswirken, Mitgefühl zu entwickeln. Er hatte vor, Antworten auf zwei Fragen zu finden, die ihn seit seiner Kindheit beschäftigten. Die erste Frage lautete: Was entfremdet uns von unserer fürsorglichen Natur und führt dazu, dass wir ein gewalttätiges und missbräuchliches Verhalten zeigen? Die zweite Frage war: Warum legen manche Menschen selbst unter den widrigsten Umständen eine fortwährend fürsorgliche Haltung an den Tag?

Infolgedessen beschrieb Rosenberg die Grundlagen der gewaltfreien Kommunikatio. Schauen wir doch einmal, was es damit auf sich hat.

” Was ich in meinem Leben möchte, ist Mitgefühl, einen Fluss zwischen mir und anderen, der darauf gründet, dass wir einander aus dem Herzen geben.”

Marshall B. Rosenberg

Empathische oder gewaltfreie Kommunikation

Viele Beziehungen verschlechtern sich, weil wir nicht wissen, wie wir miteinander kommunizieren sollten. Ein schlechter Kommunikationsstil führt zu beträchtlichen Konflikten. Wir sind der Überzeugung, dass Sprache gleich Kommunikation bedeute. Darüber vergessen wir den anderen wesentlichen Aspekt letzterer, das Zuhören.

Eine mögliche Lösung für dieses Problem ist Rosenbergs empathische oder gewaltfreie Kommunikation. Die Grundlage für diese Kommunikationsform ist der Gedanke, aus dem Herzen zu geben. Diese Art der Kommunikation macht es uns möglich, zu uns selbst zu finden, damit wir uns mit anderen verbinden können. Dabei kommt unser natürliches Mitgefühl zur Entfaltung.

In Lila-Tönen gehaltenes Bild eines Paares, das sich sitzend umarmt

Fähigkeiten, die mit verbaler und non-verbaler Sprache zu tun haben, bilden die Grundlage dieser Kommunikationsform. Diese Fähigkeiten machen es möglich, dass wir selbst unter den widrigsten Bedingungen menschlich bleiben.

Anders gesagt, dieser Fokus gibt uns die Möglichkeit zur Impulskontrolle – ungeachtet der Umstände und ungeachtet dessen, dass es so einfach wäre, Versuchungen zu erliegen. Wenn wir diese Fähigkeiten nutzen, können wir eine ehrliche und aufrichtige Kommunikation aufrechterhalten, die aus unserem Herzen kommt. Empathische oder gewaltfreie Kommunikation hilft uns also dabei, die Art und Weise, wie wir uns ausdrücken und wie wir anderen zuhören, anders zu gestalten.

Du siehst, das ist gar nichts Neues. Wir kennen sämtliche “Bausteine” dieser Kommunikationsform bereits seit Jahrhunderten. Es geht vielmehr darum, die Grundelemente wiederzufinden, uns ihrer bewusst zu werden und sie im Alltag anzuwenden.

Die Grundregeln der empathischen Kommunikation

  • Was beobachte ich? Der erste Schritt besteht darin, zu beobachten, was in einer gegebenen Situation passiert. Bereichert das, was andere Menschen sagen oder tun, mein Leben? Der Schlüssel liegt darin, angemessen auszudrücken, ob dir das, was andere tun, gefällt oder missfällt. Wichtig ist, dass deine Aussage wertungsfrei ausfällt. Wie Jiddu Krishnamurti sagte, besteht die höchste Form der menschlichen Intelligenz darin, zu beobachten, ohne zu werten.
  • Was fühle ich? Im zweiten Schritt gilt es, herauszufinden, wie du dich fühlst. Fühlst du dich verletzt, glücklich oder verärgert? Es geht darum, die Gefühle und Emotionen genau zu bestimmen, die du im Augenblick gerade hast.
  • Welches Bedürfnis habe ich? Der dritte Schritt besteht darin, welches Bedürfnis mit den Gefühlen im Zusammenhang steht, die du gerade identifiziert hast.
  • Welche Bitte habe ich an den anderen? Der letzte Bestandteil der gewaltfreien Kommunikation ist, sich auf unseren Wunsch an die andere Person zu konzentrieren. Sie könnte diesen Wunsch erfüllen, um unser beider Leben zu bereichern. Damit das geschieht, müssen wir eine konkrete Bitte formulieren.
Zwei menschliche Oberkörper mit jeweils einem roten Herzen auf die Brust gemalt.

Gewaltfreie Kommunikation muss zuhören

Bei der empathischen oder gewaltfreien Kommunikation geht es nicht nur um deine eigene Fähigkeit, dich auszudrücken. Sie bedeutet auch, zu lernen, wie du die Äußerungen des anderen empathisch aufnehmen kannst.

Wahre Kommunikation findet dann statt, wenn du deinen Fokus auf die vier Grundregeln legst und andere dabei unterstützt, dasselbe zu tun. Die gewaltfreie Kommunikation ist keine Einbahnstraße, sondern ein Weg, auf dem die Ansichten beider Beteiligter Beachtung finden: Der Weg in die eine Richtung beschreibt, was ich beobachte und fühle. Ich finde heraus, was mein Leben bereichert. Der Weg in die andere Richtung beschreibt, was mein Gegenüber beobachtet, fühlt und braucht, um sein Leben zu bereichern.

Gewaltfreie Kommunikation ist die Sprache des Mitgefühls. Sie stellt die Brücke zu unserem Inneren und ist gleichzeitig eine ehrliche und aufrichtige Verbindung zum anderen.

Gewaltfreie Kommunikation ist mehr als eine bloße Kommunikationsform. Sie ist eine Haltung. Dank dieser Haltung können wir Verantwortung für die Vorgänge übernehmen, die in unserem Inneren ablaufen.

“Die Art und Weise, wie wir mit anderen und mit uns selbst kommunizieren, bestimmt schlussendlich unsere Lebensqualität.”

Anthony Robbins

Zwischen zwei großen steinernen Händen auf einer Insel züngeln Flammen heraus.

Ehe du zulässt, dass deine Impulse dein Verhalten kontrollieren und du Dinge sagst, die du später bereuen wirst, halte lieber für einen Augenblick inne und höre dir selbst zu. Auf diese Weise wirst du dich selbst erkennen und dir mehr Mühe geben können, dein Gegenüber zu verstehen. Es ist hingegen nicht hilfreich, zu schreien und deine Verachtung für den anderen in Worte zu kleiden. Ruhe und Sanftmut können bei unserem Unterfangen, Licht in dunkle Augenblicke zu bringen, nützliche Werkzeuge sein.

Denke daran, dass deine Art, dich mitzuteilen, Auswirkungen auf dein alltägliches Leben hat. Wenn die gewaltfreie Kommunikation in deinem Leben fest verankert ist, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Leben des anderen die Oberhand gewinnen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.