Die Symptome einer Depression: Wenn Körper und Verstand mit der Seele im Clinch liegen

Die Symptome einer Depression: Wenn Körper und Verstand mit der Seele im Clinch liegen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Die Symptome einer Depression fallen bei jedem Patienten unterschiedlich und individuell aus. Doch alle führen sie zu ein und derselben finsteren Realität: zu chronischem Pessimismus und der Unfähigkeit, mit dem Leben Schritt zu halten. Wir haben es mit einer Krankheit zu tun, die komplex ist und die Betroffenen unfähig macht, zu handeln. Eine Erkrankung, die weder Alter, Geschlecht noch sozialen Status kennt, und über die es immer noch gewisse Klischees gibt.

Man sagt, dass es der erste Schritt zur Heilung sei, den Schmerz in Worte zu fassen. Auszudrücken, wo es schmerzt, bedeutet, sich eine Verletzung vorzustellen, um ein Trauma und eine innere Dysfunktion diagnostizieren zu können, die sich durch eine bestimmte Symptomatik äußert. Wenn von einer Depression die Rede ist, fällt es dem Patienten allerdings äußerst schwer, zu erklären, wo es wehtut.

„Eine Depression nimmt einem die Hoffnung und ohne Hoffnung kann man nicht leben.“

Luis Rojas Marcos

Was ist der Grund für den Schmerz? Sowohl bei einer Dysthymie, einer saisonalen Störung, einer Depression als auch bei einer bipolaren Störung schmerzt einfach alles – der Körper, die Gedanken und das Leben selbst. Alles ist schmerzhaft und erschöpfend. Der Betroffene, der sich in einem ganzen Kaleidoskop aus Unannehmlichkeiten wähnt, fühlt sich oft nicht dazu in der Lage, zu erklären, was mit ihm geschieht.

Vielleicht ist es aus diesem Grund so schwierig, eine Depression zu diagnostizieren. Oft beschränken sich Hausärzte darauf, bestimmte Zustände zu behandeln, ohne zu erahnen, dass sich genau hinter diesen Symptomen eine Depression verbirgt. Darüber hinaus ist kommt es auch vor, dass Betroffene, besonders Männer, nicht um Hilfe bitten oder angebotene Hilfe verweigern. Sie verweilen in ihrer Apathie und sagen sich, dass es einfach nur der Stress, eine schlechte Phase und nichts weiter sei.

Wenn eine Depression früh erkannt wird, erleichtert das die Behandlung. Daher ist es so wichtig, dass wir lernen, die Symptome einer Depression zu erkennen, sowohl bei uns selbst als auch bei uns nahestehenden Menschen.

Depressiver Mann an ein Fenster gelehnt

Symptome einer Depression, die wir erkennen sollten

Die Symptome einer Depression sind sehr vielfältig. Es gibt viele Arten von depressiven Störungen und noch dazu können sie im Zusammenhang mit anderen psychologischen Zuständen stehen, die einer Diagnose bedürfen. Darüber hinaus erlebt jeder Mensch diese Krankheit auf eine andere Weise, was wiederum die Notwendigkeit, jede Behandlung, jeden therapeutischen Ansatz auf den Patienten anzupassen, hervorhebt.

Auch haben wir es hier mit einem Zustand zu tun, der fast jeden Teil unseres Organismus in Mitleidenschaft zieht: das Immunsystem, das Verdauungssystem, den Stoffwechsel, den Schlaf und kognitive Prozesse. Psychiater erinnern uns immer wieder daran, dass diese Krankheit, diese persönliche Situation und dieser Zustand kein Zeichen von Schwäche ist. Eine Depression ist nichts, wofür sich jemand entscheidet oder was er selbst herbeiführt, ist kein unglücklicher Knochenbruch, den man mit ein wenig Erholung und Rehabilitation heilen kann.

Es handelt sich um einen höchst komplexen und heiklen Zustand, der durch die folgende Symptomatik deutlich wird:

Verhaltenssymptome

Zu den häufigsten Symptomen einer Depression gehören jene, die mit dem Verhalten einer Person verbunden sind. Im Detail sind das:

  • Aktivitäten, die früher als angenehm empfunden wurden und den Betroffenen motivierten, sind nicht mehr interessant
  • Aufgaben, die vorher in kurzer Zeit erledigt wurden, kosten nun viel mehr Anstrengung. Das bloße Nachdenken über sie erschöpft den Betroffenen
  • Desinteresse an sozialen Kontakten
  • Schwierigkeiten bei der Erfüllung beruflicher Verantwortungen
  • Hypoaktivität oder Hyperaktivität. Diese Information ist wichtig: Wir assoziieren eine Depression oft mit Energiemangel und geringer Aktivität. Doch auch die entgegengesetzte Realität kann der Fall sein. Es gibt Menschen, die nicht aufhören können, etwas zu tun. Sie müssen immer beschäftigt sein, um nicht denken zu müssen.

Emotionale Symptome

  • Schlechte Laune
  • Ständiges Gefühl der Frustration
  • Vertrauensprobleme
  • Gefühle der Enttäuschung
  • Das Gefühl, dass einen niemand versteht
  • Reizbarkeit und Wut
  • Katastrophendenken und Hoffnungslosigkeit in Bezug auf die Zukunft
  • Ständiges Wiederkäuen von Ereignissen (Gedanken, die immer wiederkehren, Dinge im Übermaß analysieren, eine obsessive Denkweise etc.)
  • Permanente Traurigkeit
Depressive Frau

Kognitive Symptome

  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Gedächtnisverlust
  • Sogenannter mentaler Nebel, also das Gefühl, von der Realität getrennt zu sein
  • Denkfehler

Physische Symptome

Die Symptome einer Depression erstrecken sich auch auf die physische Ebene. Dies bringt den Patienten dazu, seinen Hausarzt aufzusuchen, um für organische Störungen Hilfe zu erhalten. Dann liegt es am Experten, zu erkennen, dass hinter diesen Symptomen eine depressive Störung stecken könnte.

  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen und -krämpfe
  • Verdauungsprobleme
  • Gewichtszunahme oder -abnahme
  • Haarausfall
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung
  • Hautprobleme
  • Ein geschwächtes Immunsystem

Selbstmordgedanken

Eines der wichtigsten Symptome einer Depression, das unbedingt erkannt werden muss, sind Selbstmordgedanken. Sie kommen zunächst nur hin und wieder auf, aber in einigen Fällen können sie zu dauerhaften Gedanken an den Suizid werden, bis sie in einem ersten Versuch enden. Es ist daher essenziell, auf diese Art von inneren Dialogen zu achten:

  • „Wenn ich auf einmal verschwinden würde, würde nichts passieren.“
  • „Ich wünschte, ich würde ins Bett gehen und nicht mehr aufwachen.“
  • „Niemand würde es bemerken, wenn ich nicht mehr da wäre.“
  • „Ohne mich wären alle besser dran.“

Symptome einer Depression bei Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen

Es ist wichtig, nochmals zu betonen, dass die Symptomatik dieser Krankheit von Patient zu Patient variiert. Darüber hinaus entscheidet das Alter über bestimmte Symptome, auf die im Detail geachtet werden muss.

Kleiner Junge sitzt auf seinem Bett und hält sich die Hände vors Gesicht

Depression bei Kindern

  • Verlust des Interesses am Spielen
  • Das Kind weigert sich, zur Schule zu gehen
  • Die psychomotorische Aktivität scheint gehemmt oder vermindert
  • Zeichnungen mit aggressiven oder negativen Inhalten
  • Appetitlosigkeit
  • Albträume und Schlafstörungen
  • elbstverletzendes Verhalten

Depression bei Jugendlichen

  • Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit
  • Ein geringes Selbstwertgefühl
  • Verweigerung sozialer Kontakte und Isolation
  • Der Jugendliche will allein sein
  • Schlechte Schulleistungen
  • Müdigkeit
  • Ständige Erkrankungen: Grippe, Erkältungen, Schwindel, Erbrechen etc.
  • Selbstverletzendes Verhalten

Depression bei älteren Menschen

  • Schlechte Laune
  • Verdauungsprobleme
  • Appetitlosigkeit
  • Inaktivität und Müdigkeit
  • Benommenheit
  • Gedächtnisverluste
Mann stützt sich verzweifelt auf seine Hand

Wie wir gesehen haben, fallen die Symptome einer Depression zwar unterschiedlich aus, aber es gibt Gemeinsamkeiten, auf die wir uns stützen können. Eine Depression ist ein erschöpfender Teufelskreis, der sich durch Pessimismus und fehlende Energie auszeichnet. Doch es gibt eine Tatsache, die wir nicht außer Acht lassen sollten. Wenn sich der Betroffene darauf konzentriert, was ihm die Depression antut und was sie ihm nimmt, wird sein Gefühl des absoluten Kontrollverlusts nur noch verstärkt. Der Patient muss seine Einstellung ändern und noch mehr tun, und das schafft er in aller Regel nicht allein.

Auch wenn wir das Gefühl haben, dass bei dieser Krankheit nur kleine Fortschritte in der Forschung gemacht werden, sollten wir dennoch erwähnen, dass man sie heilen kann, um schließlich hinter sich zu lassen. Dazu muss der Betroffene einen ersten wichtigen Schritt machen, den mutigsten Schritt von allen: Er muss um Hilfe bitten und sich um sich selbst kümmern.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.