Dein Verstand braucht einen Kapitän und keinen blinden Passagier

Dein Verstand braucht einen Kapitän und keinen blinden Passagier

Letzte Aktualisierung: 26. Dezember 2017

Manchmal kann unser Verstand ein wahres Gefängnis sein. Unsere eigenen Gedanken werden zu unseren schlimmsten Feinden. Stress und Angst machen dann sogar unsere Pläne, Hoffnungen und Stärken zunichte. Die Zügel unserer Denkweisen in die Hand zu nehmen ist Teil der Überlebenskunst und bestimmt über unsere Lebensqualität und Freiheit.

Oft hören wir Sätze, wie, dass der Verstand kein Glas ist, dass gefüllt werden, sondern eine Glühbirne, die angeschaltet werden soll. Oder dass unser Geist sogar wie ein Fallschirm sei, der nur funktioniert, wenn wir dazu in der Lage sind, ihn zu öffnen. Überall lesen und hören wir diese Metaphern, die uns glauben lassen können, dass der Verstand wie ein Schalter umgelegt werden muss, damit er optimal „funktionieren“ kann.

„Das Pendel des Geistes pendelt zwischen Sinn und Unsinn hin und her und nicht zwischen Gut und Böse.“

Carl Gustav Jung

Es ist wichtig, dass wir ein paar Tatsachen verstehen. Der Verstand ist keine Einheit an sich, es gibt keinen „Schalter“, genauso wenig gibt es Menschen, die mit einem „stärkeren Verstand“ geboren werden und sich daher leichter an jegliche Widrigkeiten des Lebens anpassen können. Was es aber gibt, sind unsere Denkweisen. Sie sind wie ein komplexes Geflecht aus kognitiven und affektiven Dimensionen, die Hochs und Tiefs, Krisenzeiten, Wachstumsphasen und herausfordernde Momente ausstehen müssen.

Wir könnten uns den Verstand wie eine Art Schiff vorstellen, das auf dem Meer fährt, auf dem sich Ruhe und Sturm abwechseln. Wenn wir einfache blinde Passagiere auf diesem Schiff sind, die sich unter Board verstecken, wird es seinen Kurs verlieren. Ein guter Kapitän gibt sich allerdings nicht damit zufrieden, nur das Steuer in die Hand zu nehmen. Wer die Kontrolle über das Schiff hat, kennt unzählige Navigationstechniken, um dieser hin und wieder stürmischen See die Stirn zu bieten.

Nachstehend möchten wir dich dazu einladen, mehr über dieses sehr hilfreiche Thema zu erfahren.

Segelschiff

Die eigenen Denkweisen verstehen, bevor wir versuchen, das Steuer zu übernehmen

Jeder von uns besitzt so manchen Ratgeber oder Bücher, in denen beschrieben wird, wie wir mit Veränderungen umgehen sollen. All diese Nachschlagewerke laden uns dazu ein, die Kontrolle über unseren Verstand zu übernehmen oder positiver zu sein. Dennoch müssen wir verstehen, dass es nicht angemessen ist, zu versuchen, etwas zu kontrollieren, ohne zu wissen, wie wir das anstellen. Das ist so, als würden wir einen depressiv kranken Menschen dazu motivieren wollen, optimistischer zu sein. Diese Ratschläge sind nicht immer nützlich, weil der Verstand komplex, speziell und darüber hinaus unflexibel ist.

Das Buch Handbook of Emotion Regulation (zu Deutsch: Das Handbuch der Gefühlskontrolle) vom Institut für Kognitive Neurologische Wissenschaft in Massachusetts zeigt einen sehr nützlichen und gleichzeitig einfach zu verstehenden kognitiven und neurowissenschaftlichen Standpunkt auf, um diese Prozesse zu erklären. Zuerst wird uns eine sehr symbolische Metapher für diese Momente gegeben, in denen unser Verstand wie unser schlimmster Feind gegen uns arbeitet: Der Verstand ist wie ein giftiges Dorngestrüpp, das aus unserem emotionalen Untergrund herauswächst und alles vergiftet.  Er schaltet uns das Licht aus.

Dabei handelt es sich um Augenblicke, in denen wir nicht gerade effektive Strategien anwenden, um unsere Probleme zu lösen. Eine mentale Erschöpfung, obsessive negative Gedanken machen sich breit und wir können unsere Gefühle nicht selbst regulieren. Wie wir sehen gibt es unzählige Denkweisen, die zu einem „Ganzen“ werden, das uns nach und nach zu Gefangenen unserer selbst macht. Dieser giftige Dornbusch belagert jede Ecke unseres Verstandes und drückt uns auf den Boden. Es bringt uns rein gar nichts, wenn man uns sagt, dass wir optimistischer sein sollen, weil wir uns genau in diesen so wichtigen Momenten mit dem Optimismus konfrontiert sehen.

Frau im Wald

Wie wir zum Kapitän unseres eigenen Verstandes werden

Uns allen wurde beigebracht und man hat uns sogar davon überzeugt, dass wir freie Geschöpfe sind, die dazu bestimmt sind, zu wachsen, unsere Träume zu erfüllen und unser Glück zu finden. Aber mit der Zeit wird uns klar, dass uns das Leben oftmals ein Bein stellt und wir darüber hinaus auch gewisse persönliche Grenzen haben, die uns daran hindern, zu wachsen und ein erfülltes Leben zu führen.

„Das Geheimnis des Glücks liegt darin, einfache Vorlieben und einen komplexen Verstand zu haben. Auch wenn das Problem darin besteht, dass es viele Menschen mit einem einfachen Verstand und komplexen Vorlieben gibt.“

Fernando Savater

Wir müssen ein Rätsel lösen. Das interessanteste und komplexeste aller Rätsel. Die Rede ist von diesem Rätsel, das sich hinter unserem Verstand verbirgt und es uns unmöglich macht, weiter zu kommen. Viele Experten auf dem Gebiet der emotionalen und kognitiven Psychologie sagen uns, dass wir alle ein „Gedankenmuster“ hätten, um uns unglücklich zu stimmen. Das heißt, dass wir eine bestimmte Denkweise haben, die die Wurzel des Problems ist. Manchmal ist das die Unentschlossenheit, eine uns selbst einschränkende Einstellung, die erhaltene Erziehung, weil wir uns nicht selbst behaupten können usw.

Dieses Geheimnis in unserem Innern müssen wir lüften. Dafür können wir die nachfolgenden Strategien benutzen.

Fliegende Drachen

Die V-H-V-Regel

Wir wissen bereits, dass niemand die Kontrolle über sein mentales Schiff übernehmen kann, wenn er nicht zuvor weiß, wie das geht und welche Faktoren ihn daran hindern, seinen Weg weiterzugehen. Damit uns das gelingt, ist die einfache Strategie der „V-H-V-Regel“ sehr hilfreich.

  • Verstehe: Als erstes solltest du dir darüber bewusst werden, dass du Zeit brauchst und dich sehr mit dir selbst auseinandersetzen musst. Nimm dir also einen Moment nur für dich, um herauszufinden, was in deinem Verstand passiert. Dafür kannst du dir ein Blatt zur Hand nehmen und zwei Spalten aufzeichnen mit „was ich fühle“ und daneben „was hat zu diesem Gefühl geführt“.
  • Handle: Jetzt kennst du den Ursprung für dein Unwohlsein und deine Unruhe. Du weißt bereits, was dazu führt, dass du in deiner Gegenwart nicht über die Lebensqualität verfügst, die du gerne hättest. Jetzt ist die Zeit gekommen, zu handeln. Neben die zuvor aufgeschriebenen Spalten setzt du nun zwei weitere: die erste betitelst du mit „wie ich mich fühlen will“ und die zweite mit „welche Strategien muss ich in die Tat umsetzen, um mich so zu fühlen“.
  • Vorsicht: Beim dritten Schritt geht es darum, diese Vorgehensweise beizubehalten. Das ist der Schlüsselfaktor, den wir Tag für Tag pflegen sollten. Dieser Punkt beruht darauf, dass wir uns um uns selbst kümmern und unser Gleichgewicht und Wohlbefinden steigern sollen.

Um diesen letzten Schritt zu entwickeln, solltest du daran denken, dass es nicht gesund ist, etwas zu machen oder mit etwas zu beginnen, das gegen deine Werte oder Prinzipien geht. Vergesse niemals, dass jeder Kapitän tief in seinem Innern weiß, welche Route am besten ist, welches Meer lieber nicht durchquert werden sollte oder welche Winde für die Segel seines Schiffes am besten geeignet sind. Übe dich darin, auf deine innere Stimme zu hören, verstehe deine Denkweisen und lerne aus ihnen und aus jeder überwundenen Hürde.

Aus jeder Investition in deine eigene Person resultiert eine immer größere Fähigkeit, glücklich zu sein.

https://gedankenwelt.de/6-strategien-um-die-kraft-deines-geistes-zu-benutzen/”]

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Artyom Chebokha


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.