Das Single-Dasein ist meine Realität, im Guten wie im Schlechten

Das Single-Dasein ist meine Realität, im Guten wie im Schlechten

Letzte Aktualisierung: 13. Februar 2018

Wir sollten auf den berühmten römischen Senatoren und Autoren Petronius hören, der einst Folgendes formulierte: “Du kannst heiraten oder allein bleiben – aber bereuen wirst du es in beiden Fällen.”  Es ist also egal, was du tust – es wird immer schiefgehen. Vielleicht suchen wir auch immer nach den Dingen, die wir nicht haben? Für viele Menschen ist ihr Single-Dasein allerdings eine Realität, ob sie diese nun bewusst gewählt haben oder nicht.

Unser wahres Gesicht zeigt sich jedoch am ehesten in unserem Sozialverhalten. Selbst wenn wir die Schauspielkunst perfekt beherrschen, werden unsere Beziehungen zu anderen Menschen uns genau so beschreiben, wie wir wirklich sind. Natürlich nur für jemanden, der die Zeichen auch lesen kann.

Warum entscheiden sich einzelne Single-Typen für ein Single-Dasein?

In der Gesellschaft, in der wir leben, entscheiden sich immer mehr Leute dafür, Single zu bleiben. Andere Menschen trafen jedoch keine Wahl: Für sie ist das Single-Dasein ihre Wirklichkeit, weil sie (bisher) nicht in der Lage dazu waren, sich zu zweit zusammenzutun. Dann gibt es wiederum die Spezies, die einer Partnerschaft gleichgültig gegenübersteht. Wir könnten stundenlang die verschiedenen Beweggründe erläutern, weshalb man sich für einen Partner entscheidet oder nicht. Wir treffen ja unser ganzes Leben lang alle Arten von Menschen.

Vor einiger Zeit war das Alleinsein noch eine sehr wesentliche Angelegenheit. Mit jedem Tag, der ins Land geht, wird der Status des Single-Daseins in unserer Gesellschaft aber immer mehr akzeptiert. Oder sagen wir es so: Wenigstens sucht jemand, der keinen Partner findet, nicht unbedingt deswegen einen, um nicht gesellschaftlich ausgestoßen zu werden. Vor gar nicht allzu langer Zeit passierte das nämlich regelmäßig.

Der Psychologe und Soziologe Arturo Torres hat deshalb die schwierige Aufgabe übernommen, eine Liste der verschiedenen Single-Typen zusammenzustellen. Seine Einteilung ist nicht wissenschaftlich abgesegnet, aber es ist dennoch sehr interessant, einen Blick auf sie zu werfen. Wer weiß es denn schon so genau – vielleicht findest du deinen aktuellen Single-Status in der nachfolgenden “Typen-Liste” wieder (der Einfachheit halber hier durchgehend in der männlichen Form):

Der unabhängige Single

Torres fängt beim unabhängigen Junggesellen an. Menschen dieser Gruppe schätzen ein Leben ohne Ketten. Sie denken, dass sie unter diesen leiden müssten, wenn sie in einer Beziehung wären. Ihnen sind die eigene Zeit und der eigene Raum immens wichtig. Daher scheuen sie vor einer festen Bindung zurück, die sie als einengenden Faktor begreifen.

Ein junger Mann im roten Pullover lächelt sich im Spiegel zu.

Der selbstgenügsame Junggeselle

Zu dieser Gruppe gehören Leute, die sich nicht im geringsten vorstellen können, in einer Beziehung zu sein. Sie sind sich selbst vollkommen genug und brauchen ein hohes Maß an Abschottung. Ihr natürlicher Zustand ist der eines Einsiedlers. Diese Bezeichnung trägt aber keinen negativen Unterton. Sie haben einfach kein Interesse daran, ihre persönliche Welt mit jemandem anderen zu teilen.

Der isolierte Single

Torres bezieht sich in diesem Fall auf die Singles, die gern in einer Partnerschaft wären, obwohl sie durchaus unabhängig und selbständig sind. Sie fühlen sich daher auch nicht isoliert. Sie hegen den Wunsch, ihr Leben mit jemandem zu teilen und ihr Einzelgänger-Dasein zu beenden. Sie finden sich oft in dieser Gruppe wieder, weil gesellschaftliche Gepflogenheiten für sie ungewohnt sind. Oder sie haben Schwierigkeiten damit, sich neue Verhaltensweisen anzueignen.

“Der Tiger läuft in Gefangenschaft seinen einsamen Weg in Form einer liegenden Acht. Er geht nicht rückwärts, noch bewegt er sich vorwärts.”

Ramón López Velarde

Der Junggeselle mit geringem Selbstbewusstsein

Zu dieser Gruppe gehören laut Torres Menschen, die sich sehnlichst eine Beziehung wünschen. Sie sind allerdings nicht in der Lage dazu, auf Partnersuche zu gehen. Das liegt vielleicht an ihrem geringen Selbstwertgefühl, an ihren Gewohnheiten oder an einem Mangel an sozialen Fertigkeiten. Daher halten sie sich für unfähig, jemandem als attraktiv zu erscheinen. Diese Menschen können allerdings daran arbeiten, ihre Einstellung und ihre Gedankenwelt zu verändern, um sich nicht länger unglücklich und elend fühlen. Sie finden sich in einer Situation wieder, in der sie nicht sein möchten. Sie verurteilen sich jedoch selbst dazu und müssen auch selbst aus ihr herausfinden.

Der existenzielle Single

Die fünfte Gruppe besteht aus existenziellen Singles. Ihr Pessimismus ist charakteristisch für sie – darum glauben sie auch nicht an Partnerschaften. Diese Menschen haben eine eher kalte und leidenschaftslose Sicht auf die Welt. Aus diesem Grund lösen sie sich von Gefühlen der Intimität los.

Der Junggeselle aus ideologischen Gründen

Torres bildet eine weitere Gruppe, die er die “ideologischen Singles” nennt. Sie kommen sehr selten vor. Dazu gehören Menschen, die sich selbst gewisse Grenzen beim Vorgang des Kennenlernens setzen. Sie neigen dazu, die meisten verfügbaren Kandidaten systematisch abzulehnen. Man könnte sie für sehr anspruchsvoll halten. Wenn man ihre charakterliche Neigung ins Extreme zieht, könnte diese zu Situationen führen, die von Angstgefühlen und übermäßigem Druck gekennzeichnet sind.

Der Übergangs-Single

In dieser Abteilung finden wir die Singles, die auf Partnersuche sind. Sie sind sich der Tatsache im Klaren, dass sie auf kurz- oder mittelfristige Sicht jemanden an ihrer Seite möchten. Deshalb gehen sie ihre Möglichkeiten durch und versuchen, passende Kandidaten ausfindig zu machen. Sie befinden sich also in einem Übergangsstadium: Sie haben eine Beziehung beendet und werden wahrscheinlich zeitnah eine neue eingehen.

Der Junggeselle aus Lerngründen

In der letzten Gruppe spricht Arturo Torres über “Singles aus Lerngründen”. Dabei handelt es sich um Menschen, die vor einer Partnerschaft davonlaufen. Das liegt an ihren schlechten Erfahrungen in vergangenen Liebesbeziehungen. Die meisten von ihnen entwerfen dabei eine Rede im Geiste, die sie mit ihren Erinnerungen anreichern. Sie geben auch Gründe an, weshalb sie sich gegenwärtig in dieser Situation befinden. Traumatische Erinnerungen können dabei eine Art fast irrationaler Ablehnung auslösen angesichts des Gedankens, sich fest zu “verpartnern”. Das kann in der Tat zu Philophobie führen – der Phobie vor der Liebe.

Zeichnung zweier Frauen, von denen eine weint.

“Junggesellen sind Männer, die mit sich selbst verheiratet sind. Und in den meisten Fällen ist das eine Ehe, in der es fürchterlich zugeht.”

Miguel Mihura Santos

Wir leben in einer Welt, in der wir alles gern mit einem Etikett versehen. Ein besseres Verständnis der Dinge ist hier unser Antrieb. Darum ist es auch nicht verwunderlich, dass wir das Single-Dasein nach seinen Voraussetzungen und konkreten Einzelheiten sortieren. Es handelt sich bei der oben stehenden Liste nicht um eine offizielle Klassifizierung, die dennoch fast das ganze vorhandene Spektrum zu umfassen scheint. Wenn wir demnach zurückblicken oder unsere aktuelle Situation betrachten, könnten wir in eine oder sogar mehrere dieser Gruppen passen. Für mich, den Verfasser, trifft das durchaus zu. Wie sieht es da bei dir aus?


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.