Bulimie bei Jugendlichen

Bulimie bei Jugendlichen

Letzte Aktualisierung: 20. Oktober 2017

Wenn es doch nur so einfach wäre, die Jugend zu überspringen und ein Erwachsener zu werden… Doch wir alle müssen diesen Lebensabschnitt, in dem Körper und Psyche große Veränderungen erfahren, durchlaufen. Sozialer Druck, Probleme mit dem Selbstwertgefühl und andere Faktoren können Heranwachsende so sehr belasten, dass sich psychische Erkrankungen wie Essstörungen einstellen, z.B. Bulimie bei Jugendlichen. In dieser Phase des Lebens entsteht die genannte Essstörung am häufigsten. Neun von zehn Menschen, die an Bulimie leiden, sind Frauen.

Bei der Bulimie handelt es sich um ein gestörtes Essverhalten, das Betroffene große Mengen an Nahrungsmitteln in kurzer Zeit verzehren lässt, bevor das unbedingte Verlangen aufkommt, diese wieder auszuscheiden. Dieses Verlangen wird durch provoziertes Brechen oder den Missbrauch von Abführmitteln gestillt.

Oftmals wird dieses Verhalten von lang anhaltenden Fastenzeiten, übermäßigem Sport oder Saunagängen begleitet, womit die Patienten versuchen, an Körperflüssigkeit und damit an Gewicht zu verlieren. Die Angst davor, zuzunehmen, ist der Auslöser dieses Verhaltens und geht einher mit depressiven Symptomen, Schuldgefühlen und der Angst, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren.

Im Laufe der Zeit kann diese psychische Erkrankung gravierende physische Konsequenzen nach sich ziehen, zum Beispiel Zahnschmelzdefekte, Verätzungen der Speiseröhre, Magenblutungen, anhaltende Übelkeit, Ohnmachtsanfälle, Anomalien der Menstruation, Haarausfall und schließlich schwere Herz- und Nierenschäden. Auf psychologischer Ebene sind die Langzeitfolgen dieser Krankheit ebenfalls verheerend. Bulimie bei Jugendlichen kann bis ins Erwachsenenalter hin zu Angstzuständen, Depressionen und Bindungsangst führen. Sogar Drogenmissbrauch und Selbstmordversuche können die Folge sein.

Nervöse Frau sitzt am Tisch voller Essen

Es ist wichtig, Bulimie bei Jugendlichen zu erkennen, denn je früher die Erkrankung diagnostiziert und behandelt wird, desto einfacher ist es, sie zu heilen. Andernfalls kann aus ihr eine chronische Störung werden: Schätzungsweise kämpfen 20% der Patienten 10 Jahre nach der Diagnosestellung immer noch gegen die Krankheit an. Wenn Bulimie diagnostiziert wird, ist das Essverhalten aber schon mindestens seit drei Monaten gestört.

Alle Anzeichen, die auf eine Essstörung hindeuten, sollten so früh wie möglich erkannt werden und zur Handlung motivieren. Wer an Bulimie leidet, versteckt diese meist sehr gut, denn Betroffene schämen sich für ihr Essverhalten. Sobald die Krankheit zu erkennen ist, ist sie bereits Teil des Lebensstils geworden.

Die Therapie der Bulimie bei Jugendlichen ist meist komplex. Zu Beginn wird der Patient häufig stationär behandelt, um seine Essgewohnheiten zu kontrollieren. Damit werden jedoch nicht die Ursachen des Problems behandelt und deshalb können auch die Symptome erneut auftreten, wenn der Betroffene in seine gewohnte Umgebung zurückkehrt.

Betroffene nehmen die Realität anders war als der gesunde Mensch: Sie haben ein verzerrtes Selbstbild und kein Gefühl für normale und gesunde Essensrationen. Oft wird Bulimie daher in einer Psycho- und Gruppentherapie und zusätzlich mit  Antidepressiva behandelt. 

Die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien lassen vermuten, dass eine erhöhte Ausschüttung von Testosteron (Hormon, das hauptsächlich im männlichen Organismus vorkommt, aber auch im weiblichen Körper zu finden ist) die Bulimie mitverursacht und die Einnahme der Pille (die dessen Gegenspieler Östrogen enthält) die Symptome lindern könne. Doch diese Behandlungsmethode ist noch umstritten.

Wir können uns den Veränderungen unseres Körpers in der Jugend nicht entziehen und uns auch nicht vor ihnen verstecken. Doch wir können unsere Augen für erste Anzeichen einer Bulimie bei Jugendlichen offen halten, damit eine gesunde Psyche in einem gesunden Körper heranwachsen kann.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Evil Erin


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.