Beim Sex an jemand anderen denken - ist das normal?

Beim Sex an jemand anderen denken - ist das normal?
Francisco Pérez

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Francisco Pérez.

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2022

Hast du schon mal an jemand anderen gedacht, während du Sex hattest? Viele Menschen tun das, um die Intensität der Erfahrung zu erhöhen. Diese sexuellen Fantasien geben einen Kick. Auf diese Weise hilft die Vorstellungskraft, den sexuellen Akt zu bereichern. Aber inwieweit können diese Fantasien als etwas Negatives oder gar als Krankheit wahrgenommen werden?

Im Gegensatz zu dem, was du vielleicht denkst, ist diese Art von sexueller Fantasie keine Krankheit, zumindest nicht, wenn du sporadisch fantasierst. Beim Sex an jemand anderen denken, zu dem man sich hingezogen fühlt, bedeutet nicht, dass man seinen Partner nicht lieben würde. Nach Meinung von Experten könne das sogar eine Alternative sein, um ein Sexualleben, das etwas von seiner Aufregung verloren hat, aufzupeppen. Allerdings kann es schädlich sein, wenn du es ständig tust, da es eine gewisse Distanz und Misstrauen in der Beziehung schaffen kann.

Welche sexuellen Fantasien werden als Störungen eingestuft?

Es ist normal, das du an jemand anderen denkst, während du mit deinem Partner Sex hast. Das ist ein übliches Mittel, um einen Grad an sexueller Erregung aufrechtzuerhalten, der sich mit anderen Mitteln nicht finden lässt.

Pärchen im Bett

Sexuelle Störungen hingegen sind sexuelle Handlungen oder Fantasien, die über mindestens 6 Monate bestehen und folgenden Definitionen entsprechen:

  • Voyeurismus: Menschen erreichen sexuelle Erregung, indem sie andere Menschen beobachten, die nackt sind oder Sex haben – ohne ihre Zustimmung einzuholen bzw. ohne dass diese es merken.
  • Exhibitionismus: Diese unkontrollierten sexuellen Fantasien und Wünsche treiben Menschen dazu, ihre Genitalien anderen Menschen zu zeigen.
  • Frotteurismus: Davon wird gesprochen, wenn Menschen sexuelle Erregung durch Berührung oder Reibung gegen eine andere Person ohne deren Zustimmung erreichen. Frotteuristen fantasieren über genau solche Taten.
  • Masochismus: In diesem Fall erreichen Menschen Begehren und sexuelle Erregung, wenn sie sich gedemütigt, geschlagen, angegriffen oder einem anderen unterworfen fühlen.
  • Sadismus: Anders als beim Masochismus werden bei dieser Neigung das sexuelle Verlangen und die Erregung durch physische oder psychische Verletzung einer anderen Person erreicht.
  • Pädophilie: Diese perverse Störung beinhaltet sexuelle Fantasien, Erregung oder Lust auf sexuelle Beziehungen zwischen einem Erwachsenen und einem Kind.
  • Fetischismus: In dieser Praxis wird der Mensch durch das Beobachten und Manipulieren unbelebter Objekte oder Körperteile angeregt. Die Körperteile beinhalten normalerweise nicht die Genitalien.

Fantasie im Sexualleben

Beim Sex an jemand anderen denken  – wie du selbst nachlesen kannst, ist diese Art von sexueller Fantasie nicht im Diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen zu finden. Mehrere Dutzend verschiedene Paraphilien werden hier beschrieben, und fast alle fallen in die Kategorie der paraphilen Störungen.

Der Hauptakteur ist deine Fantasie und da ist nichts Schlimmes dran. Viele Menschen fantasieren über Prominente oder Sportler, aber auch über Mitarbeiter oder Fremde. Es gibt Partner, die damit nicht einverstanden sind, weil sie annehmen, dass solche Gedanken schädlich für die Beziehung sein könnten. Manche halten diese Praxis sogar für eine Form der Untreue. Allerdings können sexuelle Fantasien über andere durchaus größere Nähe und Verbindung zwischen den Liebenden bringen!

Beim Sex an jemand anderen denken ist ein einfacher mentaler Prozess, der dir helfen kann, dich erregter zu fühlen. Es gibt keinen Grund, das als etwas Negatives oder als Tabu zu sehen. Dennoch offenbart es deine intimsten Wünsche.

Pärchen im Bett

Sexuelle Fantasien: Deine Lebenslinie

Es gibt viele Paare, die sich über ihr Sexualleben beschweren. Aus welchem Grund auch immer, sie stecken nach einiger Zeit in einem routinierten Trott fest. Am Anfang war sexuelle Leidenschaft und Feuer. Aber, während sich die Beziehung entwickelte, wurde der Sex in den Hintergrund gedrängt.

Im Bett an jemand anderen denken kann dazu dienen, sexuelles Verlangen zu erwecken oder einer langweiligen, leblosen Beziehung neue Würze zu verleihen. Es kann ein fantastisches Werkzeug sein, um sexuelles Verlangen wiederherzustellen. Wir sagen natürlich nicht, dass alle Paare einen Mangel an sexuellem Verlangen hätten und dass sie auf diese Art von sexuellen Fantasien zurückgreifen müssten, um Befriedigung zu finden – nur, dass es eine gültige Option ist.

Carolina Schwengel, Expertin für Sexualität, erklärt, dass diese Fantasien frei genutzt werden können. Sie behauptet, dass sie den Paaren helfen können, sich zu Beginn einer sexuellen Beziehung in Einklang zu bringen bzw. wieder Leben in fortgeschrittene Verhältnisse zu bringen. Natürlich, wie Carolina betont, seien diese Fantasien von Vorteil, solange sie sich nicht zu einer Krankheit entwickeln. Das könne passieren, wenn man ständig solche Fantasien habe und sie die einzige Möglichkeit seien, Erregung zu empfinden. Auf diese Weise würde das Paar weiter auseinanderdriften, sowohl sexuell als auch emotional.

Fühle dich nicht schuldig

Diese Praxis ist nur ein mentaler und symbolischer Prozess. Du sollst dich nicht schuldig fühlen, da dies eurem Sexualleben schaden könnte.  Schuldgefühle machen es schwierig, Freude zu erleben und können dich sogar daran hindern, einen Orgasmus zu erreichen.

Sexuelle Fantasien hingegen sind harmlos, solange sie das Paar nicht entfremden.

Frustriertes Paar im Bett

Wie du sehen kannst, können diese sexuellen Fantasien benutzt werden, um dein Sexualleben zu bereichern oder die Flamme erneut zu entzünden, die erloschen ist. Sie sind in keiner Weise eine Krankheit, solange sie keine persönlichen Probleme verursachen und du dich nicht von deinem Partner distanzierst.


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  • Asociación Estadounidense de Psiquiatría. Manual diagnóstico y estadístico de los trastornos mentales, 5ª ed.
  • Montejo, Á. L. (Ed.). (2005). Sexualidad, psiquiatría y cultura. Editorial Glosa, SL.

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