3 weitverbreitete Überzeugungen, die uns blockieren

3 weitverbreitete Überzeugungen, die uns blockieren

Letzte Aktualisierung: 18. Mai 2017

Der Mensch ist eine verletzliche Spezies, von Geburt an sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene. Wir sind verletzlich in Bezug auf unser Umfeld, darauf, wie wir mit unseren Erfahrungen aus der Kindheit und Jugend und mit dem auf uns wirkenden Erziehungsstil umgehen. All das beeinflusst unsere Meinungen und grundlegenden Überzeugungen. Auf Basis dieser entstehen unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen.

Was sind Überzeugungen?

Laut Meinung des Professors für Sozialpsychologie Milton Rokeach umfasse das “Glaubenssystem” die Gesamtheit der Erwartungen, Hypothesen oder Überzeugen, bewusste und unterbewusste, welche ein Mensch als wahrhafte Erklärung der Welt, in der er lebt, akzeptiere.

Überzeugungen helfen uns, einen Teil der von uns wahrgenommenen Realität zu erklären. Oftmals führen sie uns in widersprüchliche Situationen, aufgrund dessen dass sie so sehr in unserer geistigen Landkarte verankert sind, dass es schwierig ist, sie zu hinterfragen oder gar anzuzweifeln.

„Es scheint so, als würde der Mensch lieber glauben als etwas kennenzulernen.“

Edward Wilson

Wie erschaffen wir unser Glaubenssystem? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wir wir diese gedanklichen Leitstrukturen entstehen lassen. Das beginnt schon mit direkten oder indirekten Erfahrungen in der Kindheit. Einerseits berücksichtigen wir die von uns gemachten Assoziationen und diese gelten dann für uns. Andererseits gibt es dann noch die sogenannten „informativen Überzeugungen“. Diese werden uns von einer Personengruppe übermittelt, nämlich vom kulturellen, politischen, religiösen oder sozialen Umfeld.

Überzeugungen sind im Allgemeinen fest verankert, sind uns eine Stütze. Sie helfen uns dabei, uns in der Welt zu bewegen und mit anderen Beziehungen zu knüpfen. Sie beschützen uns für gewöhnlich in Momenten der Unsicherheit, leiten uns und geben uns Stabilität und durch sie bleiben wir uns unseren Werten treu. Jedoch besteht das Risiko, dass eine Überzeugung, die wir hinsichtlich eines bestimmten Elements übernommen oder erschaffen haben, gegen uns arbeitet. Das betrifft so wesentliche Angelegenheiten wie Liebe, Gerechtigkeit, Verantwortung, Gesellschaft, etc. Daher ist es wichtig, ihren Einfluss zu kennen, ihm in Fällen, in denen wir denken, dass dieser negativ sei, Grenzen zu setzen oder gänzlich zu eliminieren.

Gibt es feindliche Überzeugungen?

Jahrelange Forschungen von Psychologen zu unseren Gedanken haben gezeigt, dass eine Reihe von irrationalen Vorstellungen und kontraproduktiven Überzeugungen unter Menschen besonders häufig vorkommen. Vor allen Dingen in den westlichen Kulturen treten diese sehr oft auf. In diesem Fall lassen wir einmal die „irrationalen Gedanken“ beiseite, um uns auf das zu konzentrieren, was man als kontraproduktive Überzeugungen kennt.

Es existieren feindliche Überzeugungen, die uns blockieren. Genauer gesagt nennt man sie „weitverbreitete kontraproduktive Überzeugungen“. Wir sollten uns nicht schuldig fühlen, weil wir sie vertreten und wir uns nach ihnen richten. Das Wort „weitverbreitet“ sagt uns, dass diese Art zu denken bei vielen Menschen auftritt, sowohl in unserer Kultur als auch in anderen Regionen der Welt. Wichtig ist es, diese Überzeugungen ausfindig zu machen, die sich in unserem Verhalten widerspiegeln, und an ihnen zu arbeiten, damit sie zu Ideen werden, die uns wirklich helfen.

„Eine Überzeugung ist etwas Unfreiwilliges. Nichts Unfreiwilliges ist lobenswert oder verdient eine Bestrafung. Ein Mensch kann wegen seiner Überzeugung nicht als besser oder schlechter betrachtet werden.“

Percy Bysshe Shelley

Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Art von „Anweisungen“ nur schwierig geändert werden können, dass sie in unserem Verhalten integriert sind und sogar auf anderen Überzeugungen beruhen können. Eine Überzeugung zu hinterfragen, bedeutet demnach, auch viele andere zu hinterfragen, die wir im Bezug auf sie rechtfertigten. Wenn eine Überzeugung im Zusammenhang mit der Grundlage unseres Glaubenssystems steht, wird es noch schwieriger sein, sich von ihr zu lösen.

Welche Überzeugungen uns blockieren

Sehen wir uns drei dieser Überzeugungen einmal genauer an:

Emetophobie

Ich soll niemals traurig sein, mich fürchten, mir darf niemals unangenehm sein und Eifersucht und Verletzlichkeit gehören sich auch nicht. Ich soll meine Gefühle unter den Teppich kehren und niemanden mit ihnen stören.

Heutzutage hören und lesen wir an jeder Ecke, dass wir an jeder Erfahrung das Positive sehen sollen. Oft wird der Lernprozess nach einem negativen Erlebnis allerdings damit verwechselt, sich selbst nicht zu erlauben, Schlechtes zu fühlen und zu verarbeiten.

Es tut uns nicht gut, vor negativen Emotionen zu fliehen. Körper und Verstand müssen miteinander im Einklang sein und zulassen, unangenehme Gefühle zu empfinden. Das ist wichtig, damit unsere Gedanken ausgeglichen bleiben und negative Ereignisse oder Erfahrungen einen Sinn ergeben.

Die Angst vor Zurückweisung

Wenn du mich zurückweist, zeigt mir das, dass etwas mit mir nicht stimmt. Wenn ich allein bin, fühle ich mich daher ungewollt und wertlos.

Wir haben uns sicherlich alle schon einmal zurückgewiesen gefühlt. Wir stellen uns dann sofort die Frage nach dem Warum. Unsere Antwort darauf ist gefährlich, sobald sie aus einer falschen Überzeugung heraus entsteht. Wir leiden, sobald wir uns selbst Erklärungen dafür liefern und glauben, dass unser geringer Wert der Auslöser sei. In vielen Fällen hören wir die ehrlichen Argumente unserer Mitmenschen nicht einmal. Wir konzentrieren uns direkt nur noch auf unsere Emotionen.

Die Sucht nach Liebe

Ich kann mich nicht glücklich und erfüllt fühlen, wenn ich nicht geliebt werde. Wenn man mich nicht liebt, ist es das Leben nicht wert, es zu leben.

Das ist eine wichtige Überzeugung, da sie sehr verheerende Folgen haben kann. Unseren Wert als Mensch an die Beziehung zu anderen Menschen zu koppeln, bedeutet, dass für uns Wichtigste in die Hände anderer zu geben. Sich aufgrund der Liebe anderer erfüllt zu fühlen, birgt viele Risiken und mentale Stolperfallen. Falls wir nur krankhaft auf der Suche nach Liebe sind, anstatt uns tatsächlich in einen Menschen zu verlieben, befinden wir uns am Abgrund der Abhängigkeit, wo es schwierig ist, den eigenen Wert ausfindig zu machen.

Diese drei Überzeugungen sind lediglich Beispiele dafür, wie unser Gedankengut unsere Verhaltensweisen beeinflussen kann – Verhaltensweisen, die gleichzeitig durch den Mechanismus der sich selbst erfüllenden Prophezeiung im Hinblick auf diese Überzeugungen nur noch verstärkt werden.

„Jeder Einzelne ist ein Glaubenssystem. Und dieses System ist der Filter, mithilfe dessen wir unsere Sichtweise auf die Welt erschaffen.“

Xavier Guix

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