3 Wege, wie das Internet unkritisches Denken fördert

3 Wege, wie das Internet unkritisches Denken fördert
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 17. Mai 2023

Mehrere Studien haben gezeigt, dass das ständige Surfen im Internet unkritisches Denken fördert. Dies ist keine Vermutung. Es ist vielmehr eine stichhaltige Schlussfolgerung, die auf Daten und Analysen beruht. Die Beziehung zwischen dem Internet und unserem Gehirn verläuft innerhalb bestimmter Grenzen, die Konsequenzen haben.

In diesem Sinne entspricht kritisches Denken dem Kriterium, nach dem wir Informationen auswerten und aus ihnen Schlüsse ziehen. Damit können wir die Gültigkeit und Relevanz von Informationen ermitteln. Es versteht sich von selbst, dass es Aspekte des Internets gibt, die weder gültig noch relevant sind. Deshalb fördert das Internet mitunter unkritisches Denken.

“Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas. Was auf Twitter passiert, bleibt für immer bei Google!“

Jure Klepic

Wie kann das sein? Viele Webseiten, zum Beispiel Suchmaschinen und soziale Netzwerke, arbeiten mit Algorithmen. Diese Algorithmen passen die Anzeigen und Seiten an die Vorlieben und Interessen des Nutzers an. Im Laufe der Zeit sehen wir deshalb weniger von dem, was wir nicht sehen möchten. Wir sehen nur noch, was uns Spaß macht und verweilen so in unserer Filterblase.

Drei Gewohnheiten hinsichtlich der Nutzung des Internets fördern diese Abgrenzung besonders. Schauen wir sie uns an.

1. Die Information, die wir sehen, bestätigt uns

Viele der Daten, die über uns gesammelt werden, werden benutzt, wenn wir eine Suchmaschine verwenden. Deshalb werden uns zuerst die Webseiten angezeigt, auf die wir normalerweise klicken, die wir für gewöhnlich konsultieren. Eine Menge an wichtigem Material, das nicht unserer Vorlieben entspricht, wird so von unserer Suche ausgeschlossen.

Ein Mann nutzt eine Suchmaschine.

Ähnliches passiert in sozialen Netzwerken. Wenn wir diese nutzen, merken sich die Netzwerke die Personen, mit denen wir am häufigsten Kontakt haben. Im Allgemeinen denken diese Leute wahrscheinlich ähnlich wie wir. Ohne es zu merken, verengen wir so das Spektrum an Informationen, die uns im Newsfeed angezeigt werden.

Das Problem dabei ist, dass man sich als Nutzer so unwissentlich in eine ideologische Welt begibt, die nur den eigenen Glauben bestätigt. Nutzer treffen hingegen kaum auf Informationen oder Meinungen, die sich von der eigenen unterscheiden. Sie werden somit in ihren Ansichten bestärkt. Dadurch entwickeln sie eine begrenzte Vorstellung von der Welt um sich herum. Sie nehmen dann an, dass diese ideale Welt Realität sei, ohne zu merken, dass ihnen ein Großteil an Informationen fehlt. Auf diese Weise fördert das Internet unkritisches Denken.

2. Das Internet fördert unkritisches Denken, da es Narzissmus begünstigt

Insbesondere die sozialen Netzwerke sind verantwortlich für eine neue Sucht, für die Sucht nach Likes. Es ist nicht so, dass wir unbedingt danach fragen, aber jedes Mal, wenn wir etwas posten, erwarten wir, dass andere darauf reagieren. Wenn dies nicht der Fall ist, fühlen wir uns möglicherweise frustriert oder zweifeln an unserem Freundeskreis, den wir im sozialen Netzwerk haben.

Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Dopamin freigesetzt wird, wenn wir eine Benachrichtigung im sozialen Netz erhalten. Benachrichtigungen werden so zunehmend als Belohnungen wahrgenommen. Sie helfen uns, uns gut zu fühlen, weil sie das Gefühl vermitteln, von der Gruppe angenommen zu werden. Dies kann problematisch werden, wenn eine Abhängigkeit entsteht. Denn diese kann unsere Meinungen und Aussagen beeinflussen, ohne dass wir es merken.

Viele Hände greifen nach dem Facebook-Like-Button.

Auch auf diese Weise verringert das Internet das kritische Denken. Es macht unser Ego zu einem Produkt des sozialen Konsums, das von anderen anerkannt werden soll. Eine Meinungsverschiedenheit in den sozialen Netzwerken könnte bedeuten, dass wir von unseren Online-Freunden öffentlich geächtet würden – und das bringt uns dazu, unser Denken zu konditionieren.

3. Das Internet fördert belanglose soziale Beziehungen

Es gibt viele Möglichkeiten, mit anderen Menschen in sozialen Medien zu interagieren. Zum Beispiel durch Social-Media-Apps, aber auch durch Foren, Chats und andere Medien. Auf diese Weise erzeugt das Internet ein falsches Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören. Es gibt eine endlose Konversation, die scheinbar weder Anfang noch Ende hat.

Unbemerkt wird der physische Kontakt mit unseren Mitmenschen immer weniger wichtig für uns. Bei den Interaktionen im Internet muss eine bestimmte Körperhaltung eingenommen werden, in der wir fast immer sitzen und auf einen Bildschirm starren. Dies hat Auswirkungen auf unseren Körper und unser Gehirn. Dabei erhöht Bewegung die Intelligenz. Außerdem fördert Körperkontakt und der reale Austausch mit unseren Mitmenschen, jenseits des Internets, Empathie und Zuneigung.

Ein Mann wird in den Bildschirm seines Laptops hineingezogen.

Wie man vielleicht durch diesen Artikel erfahren hat, kann das Internet unkritisches Denken fördern. Wir passen uns freiwillig an neue Lebensweisen an, die Einfluss auf unsere Beziehungen nehmen. Das Internet beraubt uns unserer direkten, realen Erfahrung. Am Ende sehen wir die Welt nur noch durch einen kleinen und begrenzten Bildschirm. Das ist ein ernstzunehmendes Risiko.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.