3 Dinge, die ich vom Leben mit der Depression gelernt habe

3 Dinge, die ich vom Leben mit der Depression gelernt habe
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Es war, als hätte mich die Depression so klein gemacht, dass ich mich letztendlich in einer leeren, kalten und dunklen Box vorfand. Von dort, aus den Tiefen meiner Einsamkeit, hörte ich dem Gemurmel der Welt zu. Ich hörte sogar das Geflüster derjenigen, die mich für meine angebliche Schwäche verurteilten. Derjenigen, die wollten, dass ich bessere Laune hätte, weil das Leben wie im Fluge vergehe. Aber meine Depression hielt mich fünf Jahre lang gefangen. Das war genug Zeit, um viel von ihr zu lernen. Hier ist mein persönliches Zeugnis dessen, was ich vom Leben mit der Depression gelernt habe.

Oft werden diejenigen, die eine geistige oder jede andere ernste Erkrankung überstehen, Helden genannt. Die Menschen loben ihren Mut dafür, sich einer solch schwierigen Zeit gestellt zu haben. Jedoch wissen diejenigen, die sie durchleben mussten, dass es Zeiten gibt, in denen man keine andere Wahl hat. Es gibt einfach keinen anderen Weg, als stark zu sein und sich nach Kräften zu bemühen, um dem schlimmsten Feind von allen nicht zum Opfer zu fallen, um nicht zu kapitulieren.

„Der Schmerz ist nicht dazu da, um dich leiden zu lassen. Der Schmerz macht dich bewusster. Und wenn du bei Bewusstsein bist, verschwindet der Kummer.“

Osho

Dabei warnen uns Berichte der Weltgesundheitsorganisation WHO immer wieder, dass die Zahl der depressiven Erkrankungen Jahr für Jahr ansteige. Jedoch teilen uns diese Berichte für gewöhnlich nicht mit, wie viele Menschen es schaffen, aus der traurigen Grube der Depression hervorzukommen.

Auf dem letzten Weltkongress der WHO wurde zudem hervorgehoben, dass 7 von 10 depressiven Menschen nicht die Behandlung erhalten, die sie benötigten. Aus diesem Grund kommt und geht der Schatten der Depression. Wenn er auftaucht, neigen Menschen dazu, zum einfachsten Mittel zu greifen, nämlich zu Arzneimitteln und vielleicht auch illegalen Drogen.

Liegende Frau, deren Wimpern Blütenblätter sind

Aufgrund der Tatsache, dass die Depression oft nicht fachgerecht behandelt wird, wird sie zu einem unerwünschten Gast. Sie schnürt uns die Luft ab und bringt Unordnung in unseren Geist. Sie schließt die Fenster und zieht die Vorhänge unserer Hoffnung zu. Damit will sie das erreichen, was ihr so sehr gefällt: uns zu Gefangenen in unserem eigenen Zuhause zu machen. Es ist nicht leicht, Ordnung in einem solchen Chaos zu schaffen. Ebenso ist es nicht leicht, den Schatten der Depression zu erhellen oder zumindest etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Jedoch kann selbst die stärkste Depression mit der richtigen Behandlung überwunden werden. Und wenn wir sie überwinden, hinterlässt sie für gewöhnlich wertvolle Lektionen für unser Leben.

1. Der Depression das Stigma nehmen

Der Depression haftet ein Stigma an. Es macht keinen Unterschied, dass wir im technologischen Zeitalter leben und dass wir Zugriff auf so viele Informationen haben. Nichts davon ist wichtig, weil die Depression etwas ist, worüber die Menschen für gewöhnlich nicht reden. Sie ist kein einfaches oder angenehmes Gesprächsthema. Manchmal kann sie sogar ein echtes Tabuthema sein. Wer möchte schon hören, dass eine Mutter an einer Wochenbettdepression leidet und mit dieser nicht umgehen kann? Dass sie sich überhaupt nicht dazu in der Lage fühlt, sich um ihr Neugeborenes zu kümmern? Wie können die Menschen um sie herum dieses Leiden verstehen, wo es doch die natürlichste Sache der Welt ist, sich glücklicher als nie zuvor zu fühlen, da nun das Baby da ist?

Trauriges Gesicht, das mit Meereswellen verschmilzt

Wenn wir eine Befragung durchführen würden, um herauszufinden, was die Allgemeinheit über die Depression denkt, ist es sehr wahrscheinlich, dass ihr Schwäche und Aufgabe zugeschrieben würden. Diese vorurteilsbehafteten und unfairen Ansichten verdammen Betroffene oft dazu, im Gefängnis ihrer eigenen Stille eingesperrt zu bleiben. Sie fürchten sich vor der Verurteilung und den verständnislosen Blicken anderer. Auf diese Weise entsteht die Isolation. Menschen mit einer Depression fühlen sich missverstanden und haben sich einen Panzer umgelegt, um sich selbst zu schützen.

Wir müssen wissen, dass die Depression nicht unterscheidet. Sie kann uns unabhängig von Geschlecht, gesellschaftlichem Rang und Lebensweise treffen. Und eine Sache, die wir erkennen sollten, ist, dass es die stärksten Menschen sind, die dazu neigen, in diesen tiefen Abgrund zu fallen.

2. Die Depression kommt nie allein

Die Depression bringt oft noch weniger willkommene Freunde mit sich: Angst, Panikstörungen oder Stress. Viele Menschen beschreiben ihre Gefühlswelt, als befänden sie sich in einem Flugzeug, das in Kürze abstürzen wird. Ihre Herzfrequenz steigt und die ständige Angst verwandelt sie in jemanden, der nicht in der Lage ist, die Kontrolle über sein Leben zu übernehmen. In eine Person, die entweder kaum oder viel zu viel schläft. Eine Person, die kaum isst oder die einen unstillbaren Hunger erfährt.

Jeder Betroffene wird andere Symptome erfahren. Diese nehmen Stück für Stück die Form eines dunklen Kaleidoskops voller unendlicher Nuancen und bitterer Leiden an. Und dann nimmt die Person ganz plötzlich verschiedene Präparate ein. Antidepressiva, um die Angst zu behandeln, sowie Betablocker, um das Herz zu beruhigen. Oft werden ebenso Drogen eingenommen, die die Übelkeit reduzieren, und Schlaftabletten, um wenigstens in der Nacht etwas Ruhe zu finden.

3. Die Depression behandeln

Die Depression kann nicht in ein oder zwei Monaten geheilt werden. Manchmal braucht es Jahre. Jeder Patient erlebt die Therapie auf seine Weise. Jeder kommt in seinem eigenen Tempo aus seinem einsamen Panzer heraus. Es ist, als fände er den Weg nach Hause, nachdem er sich in der Wüste verirrt hat. Als wäre er ohne Karte, ohne Kompass und ohne Kraft blind umhergelaufen. Ohne Hoffnung, jemals wieder dazu in der Lage zu sein, ein Ziel anzusteuern.

Tunnel aus Bäumen

Zwar lernen wir von der Depression, doch wir müssen auch vergessen. Manchmal müssen wir Dinge hinter uns lassen, Gewohnheiten ändern und uns neue Ziele setzen. Diese Erkrankung zu überwinden hilft uns dabei, zu lernen, auf diese mitfühlende innere Stimme zu achten. Die Stimme, die uns sagt: „Halt, nimm dir Zeit für dich. Hör auf, so zu denken, denn es ist nicht nötig, so fordernd mit dir zu sein …”

„Ich möchte nicht frei von Gefahr sein. Ich möchte den Mut haben, mich ihr zu stellen.“

Marcel Proust

Ebenso, und damit werden wir enden, erlaubt uns diese Stimme, den Kontakt mit dem herzustellen, was aus unserem Inneren kommt. Dadurch können wir unsere Bedürfnisse und Grenzen verstehen. Und lernen, mit den Werkzeugen umzugehen, die wir brauchen, um den „schwarzen Hund der Depression”  fernzuhalten, wie Winston Churchill es einst gesagt hat.

Jeder wird sie so überstehen, wie es für ihn am besten funktioniert: schreiben, Sport treiben, spazieren gehen, ein Gespräch mit Freunden führen. Dies sind Strategien, die man täglich weiterentwickeln kann. Es sind emotional positive und heilende Gewohnheiten des Lebens, die uns über Wasser halten. Sie retten uns und bringen uns näher zu der Person, die wir wirklich sein wollen: zu der Person, die wieder lächeln kann.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.