Wu wei - ändere etwas, wenn du kannst, und wenn nicht, dann „fließe“

Wu wei - ändere etwas, wenn du kannst, und wenn nicht, dann „fließe“

Letzte Aktualisierung: 04. September 2017

Auf Chinesisch beschreibt der Begriff „Wu Wei“  einen Aspekt der daoistischen Philosophie, der ausdrückt, dass es die angemessenste Art zu handeln ist, nichts erzwingen zu wollen, doch dabei sollte beachtet werden, dass es nicht dasselbe ist, etwas nicht zu erzwingen oder erst gar nichts zu tun. Wu Wei bedeutet auch „Nicht-Eingreifen” und „Handeln durch Nicht-Handeln“.

Lasse auch du dich auf diese Vorstellung ein, dass eine Pflanze durch Wu Wei wächst, ohne gezwungen zu werden, zu wachsen – sie wächst einfach. Es geht also darum, die Dinge auf eine natürliche Art und Weise anzugehen, ohne sie erzwingen zu wollen und sie in ihrer Harmonie zu stören. Das soll heißen: Ändere etwas, wenn du kannst, und wenn nicht, dann „fließe“.

In vielen Fällen wollen wir, dass etwas auf die eine oder andere Weise geschieht oder wir erzwingen Situationen, anstatt sie in ihrem Rhythmus der Harmonie geschehen zu lassen. Wir sollten uns nicht gegen etwas auflehnen und schlichtweg durch das „Nicht-Handeln“ wachsen. Es ist menschlich, zu versuchen, sich gegen etwas zu wehren, das uns nicht behagt oder uns nicht gefällt, dennoch sollten wir uns von der Weisheit der Erfahrungen leiten lassen, bis wir akzeptieren, es einfach geschehen zu lassen.

„Jeder Konflikt bedeutet Widerstand. In einem Fluss, der schnell fließt, gibt es keinen Widerstand. Er fließt vorbei an großen Steinen, durch Dörfer und Städte. Der Mensch kontrolliert das für seinen eigenen Zweck. Doch das einmal außer acht gelassen, bedeutet Freiheit dann nicht das Ausbleiben dieses Widerstandes, den das Denken um sich herum selbst erschaffen hat?“

Krishnamurti

Glück als der Zustand „zu fließen“

„Zu fließen“ ist ein mentaler Zustand, in dem ein Mensch ganz in dem versinkt, was er gerade tut. Dieser Zustand zeichnet sich dadurch aus, dass jegliche Energie in eine Aufgabe gesteckt wird und man sich dieser Aufgabe voll und ganz hingibt. Das Konzept zu fließen wurde im Jahr 1975 vom Psychologen Mihály Csíkszentmihályi als Denkansatz aufgestellt.

Bluetenblaetter in der Luft

Mihály Csíkszentmihályi ist Leiter des Quality of Live Research Centers der Claremont Graduate University (Kalifornien, USA). Seine Arbeit besteht darin, die Grundlage und die Anwendung positiver Aspekte des Denkens, wie den Optimismus, die Kreativität, die intrinsische Motivation und das Verantwortungsbewusstsein zu untersuchen. Seine Theorien haben so viel Zuspruch gefunden, dass sie sogar von verschiedenen Staatsoberhäuptern benutzt wurden. Sein Buch Flow: The Psychology Of Optimal Experience  wurde zu einem Bestseller.

„Akzeptiere. Dadurch resignierst du nicht, aber nichts raubt dir so viel Energie wie der Widerstand und der Kampf gegen eine Situation, die du nicht ändern kannst.“

Dalai Lama

Laut Meinung von Csíkszentmihályi beinhaltet eine Wu Wei-Erfahrung des Fließens folgende Punkte:

  • Konzentration und Fokus: eine gute Konzentrationsfähigkeit in einem begrenzten Bereich der Aufmerksamkeit. Eine Person, die eine einzige Tätigkeit fokussiert, hat die Möglichkeit, sich darauf zu konzentrieren und sich ganz auf diese einzulassen.
  • Klare Ziele: Ziele sollten erreichbar sein und mit den Fähigkeiten und Stärken eines Menschen übereinstimmen. Auf diese Art sieht eine Person die Möglichkeit, ihre Träume zu erfüllen und strengt sich dafür an.
  • Direktes und sofortiges Feedback: Erfolge und Niederlagen sind bei der Ausführung einer Tätigkeit offensichtlich. Der Mensch soll ein Feedback erhalten, welches ihm erlaubt, zu verstehen, wann er die Tätigkeit richtig ausführt und wann nicht.
  • Ausgewogenes Gleichgewicht zwischen dem Grad der Fähigkeit und der Herausforderung: Die Aufgabe sollte nicht zu kompliziert sein, weil der Mensch sonst zu schnell aufgibt. Genauso wenig sollte sie zu leicht sein, weil er sonst das Interesse daran verliert und sie nicht mehr ausüben will. Es muss ein Gleichgewicht bestehen.
  • Die Tätigkeit ist grundsätzlich erfreulich: auf diese Weise wird die Ausübung der Tätigkeit nicht als anstrengend angesehen. Die Aufgabe sollte der Person ein gutes Gefühl geben, sodass sie die Bemühungen dabei nicht einmal bemerkt.
Frau malt eine glueckliche Frau

Ändere etwas oder lasse es fließen

Im Laufe seines Lebens begegnen dem Menschen schwierige Situationen, die er manchmal nicht ändern kann. Doch er kann die Art ändern, wie er dieser Situation begegnet. Hierbei geht es darum, die Schwierigkeiten als einen Lernprozess und persönliche Überwindung anzusehen. Es soll gelernt werden, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert, um uns eine wichtige Lektion zu lehren.

Jeder von uns reagiert verschieden auf die gleiche Situation und es ist wichtig, dass wir in ausweglosen Situationen die Hilfe unserer Mitmenschen suchen, die uns eine Stütze sein können. Das soll nicht heißen, sich in die Opferrolle zu manövrieren, sondern sich auf die Suche nach Hilfe zu begeben, wenn es notwendig ist; mit anderen zu reden und alles nach außen zu tragen, was uns Sorgen bereitet. Wenn es Aspekte in deinem Leben gibt, die du nicht ändern kannst, dann fließe und lasse zu, dass die Dinge ihren Lauf nehmen, ohne dass du dich dagegen wehrst.

„Es ist weder vergangen noch Zukunft, alles fließt in einem Umfeld der Gegenwart.“

James Joyce


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.