Was macht das Verbotene eigentlich so attraktiv?

Was macht das Verbotene eigentlich so attraktiv?

Letzte Aktualisierung: 25. August 2017

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass etwas attraktiver ist, wenn es verboten, riskant, schwierig oder beinahe unmöglich zu erreichen ist? Wenn etwas jedoch zu einfach zu erreichen ist oder wir uns sehr sicher sind, dass wir es bekommen, sind wir davon gelangweilt oder verlieren das Interesse daran. Das ist der Mythos, dass das Verbotene so attraktiv ist.

Für jeden Menschen sind verbotene Früchte süß und das Ergebnis des menschlichen Verlangens, das Unbekannte kennenzulernen und die Konsequenzen einer gefährlichen Situation austesten zu wollen. Uns gefallen keine Verbote oder strikte Regeln, an die wir uns zu halten haben, weil wir uns dadurch in unserer Freiheit beraubt fühlen, in etwas, das für uns von großer Wichtigkeit ist.

„Ohne das Verbotene wäre alles ein einziges Chaos, und wenn alles verboten wäre, würde auch alles im Chaos versinken.“

Platon

Wenn demnach etwas verboten ist, wird bei uns sofort unser Interesse und unsere Neugier geweckt und wir wollen mehr als zuvor wissen, wie sich das Verbotene anfühlt. Wir wollen es entdecken, um uns selbst zu beweisen, dass wir frei sind und möchten unsere unbezwingbare Neugier befriedigen.

Wer sagt uns, was verboten ist und was nicht?

Seit unserer Kindheit vermitteln uns unsere Familie, unsere Lehrer und die Gesellschaft im Allgemeinen, was recht und was schlecht ist und dadurch werden uns von vornherein Grenzen gesetzt, die wir nicht überschreiten dürfen, denn andernfalls müssen wir mit negativen Konsequenzen rechnen.

Adam und Eva

Doch das menschliche Wesen möchte diese Konsequenzen, vor denen es gewarnt wird, selbst erleben, da die alleinige Tatsache, dass uns jemand sagt, dass es eine dunkle Seite dabei gibt, das Ausprobieren so attraktiv erscheinen lässt, und wir möchten herausfinden, wo die Grenzen liegen.

Diese von der Gesellschaft vorgegebenen Grenzen zu überschreiten ruft ein gewisses Interesse bei uns hervor, wofür der als „bewusste Angst“ bezeichnete Zustand verantwortlich ist. Das heißt, dass wir Angst vor den erwarteten Konsequenzen haben, uns dennoch bewusst darüber sind, dass wir die Situation kontrollieren und dass wir unser Abenteuer beenden und uns davon distanzieren können, wenn wir das möchten.

Das Glaubens wir zwar, aber im Nachhinein erscheint das Ganze nicht mehr so einfach, wie wir uns das vorgestellt haben. Doch dieses Gefühl von Kontrolle über etwas lässt es uns genießen, bestimmte Grenzen und Regeln auszureizen.

In welchem Kontext ist das Verbotene attraktiv?

Unser Gefallen an Verbotenem, Kompliziertem oder an Tatsachen, die schlimme Konsequenzen nach sich ziehen, ist in einer Vielzahl an Alltagssituationen wiederzufinden. Ein typisches Beispiel hierfür sind soziale Beziehungen.

Wenn wir jemanden erobern wollen, der nur sehr schwierig zu haben ist, wird er für uns unwiderstehlich. Doch sobald wir bemerken, dass dieser jemand „leichte Beute“ und verrückt nach uns ist, ist er längst nicht mehr so attraktiv, weil diese „zu kontrollierende Gefahr“ verschwindet, die bei uns Adrenalin ausschüttet und dafür sorgt, dass es attraktiv erscheint, diese Personen kennenzulernen.

„Die beste Art und Weise, sich von der Versuchung zu befreien, ist ihr zu verfallen.“

Oscar Wilde

In Bezug auf das Thema Untreue verhält es sich ganz genau so. Den Reiz, den wir verspüren, wenn wir etwas tun, das moralisch gesehen nicht rechtens ist, ist für einige Personen sehr verführerisch. Den Pakt, den wir mit unserem Partner geschlossen haben, zu brechen, kann sehr gefährlich sein. Doch das Bewusstsein darüber, dass wir diejenigen sind, die uns in dieses gefährliche Abenteuer stürzen, macht diese Vorstellung so attraktiv.

Auch Diäten sind davon betroffen: Wenn man uns sagt, dass es komplett verboten sei, Schokolade, Erfrischungsgetränke oder einen bestimmtes anderes Nahrungsmittel zu uns zu nehmen, haben wir den gesamten Tag über das Bedürfnis, genau das zu essen oder zu trinken, was wir dann letztendlich auch tun.

Wie können wir mit dem Verbotenen so umgehen, damit es gut und nicht schlecht für uns ist?

Wenn wir wissen, wie wir mit dem Verbotenem umzugehen haben, kann das auch gewinnbringend für uns sein, sobald wir uns über seine bloße Existenz im Klaren sind und lernen, auf diese Situation richtig zu reagieren. Im Folgenden findest du dafür ein paar Ratschläge:

  • In sozialen Beziehungen solltest du niemanden zu etwas zwingen und nichts verbieten. Wir haben schlichtweg nicht das Recht, jemanden zu kritisieren, ihm Grenzen zu setzen oder etwas zu verbieten. Denke daran, dass es uns Menschen nicht gefällt, wenn uns jemand unsere Freiheit nehmen will. Doch du kannst natürlich immer liebevolle Ratschläge geben oder gut gemeinte Vorschläge machen, was mit einiger Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass deine Mitmenschen das ändern bzw. anpassen möchten, was dir nicht gefällt.
  • Wenn du dich binden möchtest, solltest du dich interessant machen. Wenn du jemanden erobern willst, solltet ihr zwei eine Zeit lang miteinander flirten und „spielen“, bevor ihr eine feste Bindung eingeht. Auch wenn du diesem Jemand gern eine süße Nachricht per WhatsApp schicken oder ihn anrufen möchtest, um ein Treffen zu vereinbaren, widerstehe der Versuchung und schalte einen Gang zurück, damit dich der andere angemessen vermissen kann. Es ist wichtig, dass die andere Person nicht denkt, dass alles bereits erreicht sei und sich sicher fühlt, dich schon zu haben, denn das mindert das Interesse. Vermittle also dem anderen, dass es nicht ganz so leicht ist, wie er vielleicht meint.

„Es gibt keine größere Versuchung als unerreichbar zu sein.“

Antonio de Guevara

Liebespaar am Strand
  • Falls du auf Diät bist, solltest du dir nicht zu strikte Regeln setzen, weil das nur dazu führt, dass du ein ständiges Hungergefühl besitzt und einer Versuchung dann doch nicht widerstehen kannst. Du solltest dir selbst nicht alles verbieten, sondern dir auch hin und wieder einen „Cheat-Day“ gönnen: etwas Süßes einmal pro Woche, ein Erfrischungsgetränk oder auch mal Pommes zwischendurch schaden dir nicht und führen dazu, dass die Versuchung kleiner wird.
  • Bei der Erziehung brauchen Kinder und Erwachsene Grenzen, aber wir sollten unseren Kindern immer erklären, wieso man etwas machen darf und wieso nicht. Wir Menschen brauchen es, Sachverhalte erklärt zu bekommen und diese zu verstehen, denn andernfalls verletzen Kinder diese Regeln aus purer Neugier. Es ist ebenfalls wichtig, ihnen Alternativen aufzuzeigen, anstatt ihnen etwas komplett zu verbieten.

Zu wissen, wieso das Verbotene für uns so attraktiv ist, ist notwendig, um uns mit unserem sozialen Umfeld oder uns unter bestimmten Umständen besser zu verhalten. Wir sollten uns auf jeden Fall darüber bewusst sein, dass es sowohl für uns als auch für alle anderen von großer Bedeutung ist, frei zu sein und jeder Einzelne von uns verfügt über seine eigene Entscheidungsfreiheit und über Selbstkontrolle.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.