Lass nicht zu, dass deine Narben dich in etwas verwandeln, was du nicht bist

Lass nicht zu, dass deine Narben dich in etwas verwandeln, was du nicht bist
Raquel Aldana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Raquel Aldana.

Letzte Aktualisierung: 09. November 2021

Man muss sich stets darüber bewusst sein, wenn ein Kapitel im Leben endet. Wenn du darauf bestehst, länger als nötig auf einer Stufe zu verharren, verlierst du deine Freude und den Sinn für alles andere. Schließe die Kreise, Türen oder Kapitel, wie auch immer du sie nennen magst. 

Das Wichtige ist, sie schließen zu können und Momente des Lebens gehen zu lassen, die sich dem Ende zuneigen.

Wir können die Gegenwart nicht wahrnehmen, wenn wir uns nach der Vergangenheit sehnen. Nicht einmal, indem wir uns fragen warum. Das, was passiert ist, ist passiert. Man muss loslassen und sich davon lösen. Wir können nicht ewig Kinder sein, auch keine verspäteten Jugendlichen oder Angestellte in nicht bestehenden Unternehmen und wir sollten erst recht keine Verbindung mit Menschen eingehen, die nicht mit uns verbunden sein wollen.

Solche Dinge passieren und man muss sie gehen lassen.

Paulo Coelho

Selbst wenn wir oftmals unsere Vergangenheit revidieren und die Lehren, die wir aus ihr ziehen können auch annehmen, verlieren wir wegen unseren offenen Wunden häufig unsere emotionale Identität.

Dies bewirkt, dass sich aus der Wunde eine Zyste bildet, die sich mehr und mehr entzündet. Unsere Fähigkeit, wir selbst zu sein, verringert sich und wir können unsere Emotionen nicht mehr einordnen.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir es bereits gewöhnt sind, mit einem latenten Schmerz zu leben, den wir nicht beachten wollen und den sogar unser Gehirn schon ausgeschaltet hat, um Leid zu vermeiden.

Trotzdem wissen wir im Grunde, dass genau das uns das Weitergehen schwer macht und uns daran hindert, das, was wir haben zu genießen, geschweige denn die Gegenwart festzuhalten.

Obwohl man sagt, die Vergangenheit sei ein alter Freund, den man von Weitem grüßen sollte, müssen wir sie beachten und kräftigen, damit wir es vermeiden, in ihr zu leben.

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Wir müssen unsere Vergangenheit säubern, um unsere Wunden zu desinfizieren 

Dinge, denen wir einst frönten, verlieren wir niemals. Alles, was wir einst zutiefst liebten, verwandelt sich in einen Teil unserer Selbst. 

Bernardo Stamateas

Die entscheidende Frage ist: Wodurch entzünden sich die Wunden unserer SeeleDurch Aufopferung, durch Wut, durch die Angst, verlassen zu werden, durch Bitterkeit, durch Invalidität, durch die Einsamkeit, durch Verrat, durch mangelnde Unterstützung, durch Unverständnis, durch Traurigkeit, durch Unwahrheiten, durch Sehnsüchte und Schuldgefühle.

Eigentlich werden unsere Wunden durch den Großteil dieser Liste verursacht. Aber was können wir tun, um uns endgültig davon zu erholen?

  • Erforsche dein Inneres und mach deine Wunden ausfindig. Wo tut es weh? Stört es dich, von etwas oder jemandem zu reden? Macht es dich traurig oder jähzornig? Seit wann? Was denkst du, was das sein könnte?
  • Sprich über all das. Es kann sein, dass sich dies nicht als einfach erweist, denn unsere Wunden schränken uns neben dem Schmerz zusätzlich ein. Nimm nicht so wichtig, wie lange du es schon mit dir herumträgst, schütte dein Herz bei jemandem aus, dem du vertraust. Herauszulassen, was wir in uns tragen, ist ein wunderbares Heilmittel.
  • Pflege deine Wunden, bevor sie sich entzünden, damit sie heilen können. Die Narben unserer emotionalen Vergangenheit vereitern Gefühle, Emotionen und Gedanken, die uns weh tun. Deshalb müssen wir aufhören, ihren Verbleib in unserem Inneren aufrechtzuerhalten. Denn sie leben auf unsere Kosten und durch sie entzünden sich die schmerzenden Stellen über unverhoffte Grenzen hinaus.

Pflege deine Wunden, indem du weinst und deinen Schmerz ausdrückst. Mach, was du willst, aber missbillige deinen Kummer und verschließe ihm die Tür, damit er nicht wieder hereinkommt. Du wirst merken, dass du somit beginnst, deine Identität wieder herzustellen.

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Lass los!

Wenn sie dir keine Freude in dein Leben bringen… Lass los!

Wenn sie dich weder erhellen, noch aufbauen… Lass los!

Wenn sie verweilen, du durch sie aber nicht wächst… Lass los!

Wenn sie dir Sicherheit geben und somit dein Bestreben, dich zu entwickeln, blockieren… Lass los!

Wenn sie dir keine Anerkennung für deine Talente schenken… Lass los!

Wenn sie dein Wesen nicht liebkosen… Lass los!

Wenn sie dir keinen Impuls geben zu starten… Lass los!

Wenn sie viel sagen, aber nichts tun… Lass los!

Wenn sie für dich keinen Platz in ihrem Leben schaffen… Lass los!

Wenn sie versuchen dich zu verändern… Lass los!

Wenn sie dir ihr “ich” aufdrängen… Lass los!

Wenn es mehr Entfremdung als Begegnung gibt… Lass los!

Wenn sie einfach nicht zu deinem Leben passen… Lass los!


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.