Für manche Menschen ist Nehmen seliger denn Geben

Für manche Menschen ist Nehmen seliger denn Geben
Raquel Aldana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Raquel Aldana.

Letzte Aktualisierung: 09. November 2021

Viele unserer Mitmenschen sind regelrecht davon abhängig, ständig um etwas zu bitten, ohne etwas im Gegenzug zurückzugeben. Hierbei handelt es sich um Personen, die aus gewissen Situationen Profit schlagen und glauben, dass ihre Interessen über allem stehen.

Normalerweise stellen sie sich nicht die Frage, ob ihre Bitten gerecht oder ungerecht sind, denn sie können nichts weiter als an ihr eigenes Interesse denken. Natürlich gibt es mehr oder weniger verkleidete Egoisten, doch im Allgemeinen können wir sagen, dass wir mit der Zeit hinter ihre Masken schauen und wir uns somit vor ihnen schützen können.

Trotzdem gibt es auch so manch Lächeln, hinter dem sich hin und wieder eine anmaßende Bitte versteckt. Denn wie auch bei allen anderen Forderungen in unserem Leben gibt es nicht nur schwarz oder weiß.

Für unsere emotionale Integrität ist dies besonders gefährlich, weil wir uns durch diese Menschen sogar schuldig fühlen können, wenn wir ihnen nicht das geben, wonach sie verlangen, obwohl wir könnten.

Um das zu vermeiden, sollten wir auf unser mentales Gleichgewicht hören, das uns erlaubt, auf eine objektivere Art und Weise abzuwägen, ob unsere Verhaltensweise auf Gegenseitigkeit beruhen wird oder ob wir am Ende immer als “Verlierer” dastehen werden.

Rothaarige Frau

Verwechsle Gutmütigkeit nicht mit Blauäugigkeit

Wie man so schön sagt, ist es eine Sache, gutmütig zu sein, aber man sollte nicht naiv sein. Oftmals passiert uns letzteres, weil wir gutmütig sein wollen. Doch leider ist die Konsequenz davon, dass wir dann von anderen ausgenutzt werden.

So geben wir über einen längeren Zeitraum hinweg alles von uns, ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. Jedoch kommen wir manchmal an einen Punkt, an dem uns auffällt, dass wir nicht das erhalten, was wir uns erhofften.

In solchen Situationen ist es ganz normal, dass wir uns traurig, enttäuscht, wütend und ausgenutzt fühlen. Wie kann es denn nur sein, dass wir von jemandem, für den wir alles gemacht haben, im Stich gelassen werden, wenn wir ihn brauchen?

Wieder einmal mehr stehen wir mit unserem Problem ganz allein da, denn wer viel erwartet, kann leider in selbem Maße auch enttäuscht werden.

Besorgte Frau

Manchmal geben wir alles und bekommen im Gegenzug rein gar nichts

Es liegt nur ein schmaler Grad zwischen dem Brauchen und dem Missbrauchen unseres Vertrauens. Wir sind erst glücklich, wenn wir es allen recht machen, weswegen wir aufpassen müssen, dass wir nicht den Fehler begehen und einfach alles geben, weil wir uns unter Druck gesetzt oder moralisch zu etwas verpflichtet fühlen.

Jede Beziehung sollte auf Gegenseitigkeit beruhen, damit dieses unsichtbare Band niemals ein- oder abreißt.

Wir fühlen uns natürlich nicht immer auf diese Art und Weise missbraucht, aber wir haben das Gefühl, dass andere nicht so reagieren, wie wir es tun würden, und das enttäuscht uns und wir fühlen uns ausgenutzt.

Am besten ist es, vorsichtig zu sein, die Situation gut einzuschätzen und uns in Geduld zu üben, bevor wir davon ausgehen, dass uns jemand schlichtweg das letzte Hemd vom Körper reißen will. Das soll heißen, dass es uns gelingen sollte, dass wir mehr die Taten als die Gefühle zählen lassen.

Maedchen im Mond

Lasse nicht zu, dass andere dich zu jemandem machen, der du nicht bist

Es gibt Menschen, auch emotionale Vampire genannt, die nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind. Sobald du sie entlarvt hast, distanziere dich von ihnen und setze emotionale Grenzen, damit sie deine Identität nicht zerstören. Dir sollte klar sein, dass jede Beziehung immer auf Gegenseitigkeit beruhen sollte, ohne dass dabei im Kleingedruckten dieses “Vertrages” steht: „Ich gebe dir nur so viel, wie du mir gibst“.

Zu geben, um zu bekommen, heißt nicht, dass wir auf dieselbe Art und Weise etwas zurückgeben sollten, aber es gehört doch immer die gegenseitige Bereitschaft und die Tatsache, dies gern für den anderen zu tun, dazu. Beide Seiten einer Beziehung sollten so fühlen und das auch dem Gegenüber zu verstehen geben, denn andernfalls zerstören wir bei diesem Austausch etwas.

Gib besonders darauf acht, dass du keine Beziehungen mit den oben beschriebenen Vampiren eingehst. Sage “Nein”, wenn du das Gefühl hast, einer Bitte einen Riegel vorschieben zu müssen. Aber sei dabei bestimmt, verschaffe dir Respekt und denk immer daran, dass alles, was du tust, auch seinen Preis hat. Und der Preis sollte immer sein, dass du dich im Gegenzug gut fühlst.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Nicoleta Ceccoli, Benjamin Lacombe, natalia_maroz


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.