Bescheidenheit - eine Kunst, die leider viel zu wenige beherrschen

Bescheidenheit - eine Kunst, die leider viel zu wenige beherrschen

Letzte Aktualisierung: 10. August 2017

Wir alle mögen gutmütige und bescheidene Menschen, die aufgrund ihrer Taten vermitteln, wie wichtig es ist, seine eigenen Grenzen zu kennen und nicht unnötig mit seinen Tugenden und Weisheiten zu prahlen.

Aufrichtige Menschen zeigen weder falsche Bescheidenheit, noch wirken sie aufgesetzt. Sie sagen nicht „ich kann alles besser“,  legen keinen narzisstischen Stolz und überzogenen Egoismus an den Tag. Es scheint so, als könnte ihnen aufgrund ihrer selbstlosen Art niemand das Wasser reichen.

Wie wir im Verlauf dieses Artikels sehen werden, kann es eine Schwäche, Leere oder Unzufriedenheit gegenüber dem eigenen Leben sein, zu viel zu reden, sich immer in den Vordergrund stellen und besser dastehen zu wollen als andere. Hierfür haben wir einen ganz bestimmten Ausdruck, den wir alle kennen: Große Worte und nichts dahinter.

Frau mit Loewenzahn in der Hand

Eine Lektion in Bescheidenheit

Ich lief neben meinem Vater, als dieser plötzlich an der Kurve eines Weges anhielt. Nach einer kurzen Zeit der Stille fragte er mich: “Was hörst du außer dem Gezwitscher der Vögel?”  Ich spitzte meine Ohren und antwortete ihm einige Sekunden später: „Ich höre den Lärm eines Karren.“  „Sehr gut“,  antwortete mein Vater. „Du hast recht. Wir laufen einem leeren Karren entgegen.“

Ich fragte ihn erstaunt: „Wie kannst du wissen, dass der Karren leer ist, wenn du ihn doch noch nicht gesehen hast?“  Und mein Vater entgegnete mir: “Wegen der Geräusche, die er verursacht, ist es sehr einfach, zu wissen, ob er beladen ist oder nicht. Je weniger sich im Karren befindet, desto mehr Lärm macht er.”

Ich wurde erwachsen und immer, wenn ich heute auf jemanden treffe, der damit prahlt, was er doch alles besitze und könne, überkommt mich das Gefühl, dass ich die Stimme meines Vaters sagen höre: „Je weniger sich im Karren befindet, desto mehr Lärm macht er.“

Die Bescheidenheit besteht darin, unsere Tugenden selbst für uns sprechen zu lassen und anderen die Möglichkeit zu geben, sie zu entdecken. Man ist nur leer, wenn man voll von sich selbst überzeugt ist.

Sich umarmendes Paar

Sag mir, womit du angibst, und ich sage dir, was dein Problem ist

Menschen, die sich vollkommen fühlen, sind die Angenehmsten, weil sie nicht das Bedürfnis verspüren, mit anderen in Wettstreits zu treten oder immer recht haben zu wollen. Sie wollen auch nicht vorgeben, jemand zu sein, der sie nicht sind, oder lügen, denn wer sie sind, zeigen sie mit ihren Taten, ihrem harmonischen und angemessenen Verhalten.

Deshalb ist die Grundlage der Bescheidenheit der Respekt und die Freundlichkeit anderen gegenüber. Genau das steckt hinter diesen ehrlichen Gesichtern – Gefühle, die im Herzen geboren werden.

Doch traurigerweise gibt es Menschen, deren Karren so leer ist, dass er viel Lärm macht. Sie müssen immer mit etwas angeben und über anderen stehen, aber das sind nicht ihre wahren Gefühle. Mit ihren leeren Worten und Halbwahrheiten wollen sie zeigen, wie wertvoll sie doch sind.

Hinter dieser anstrengenden Art steckt ein geringes Selbstwertgefühl, zu geringe Möglichkeiten der Selbstverwirklichung und eine kühle Erziehung in der Kindheit. Daher ist es immer angebracht und wichtig, an unserer inneren Leere, unseren Schwächen und Fähigkeiten zu arbeiten.

Maedchen auf Stern

Trotzdem ist es für uns wichtig, und auch vollkommen normal, stolz zu sein, wenn wir etwas erreicht haben. Dennoch gibt es einen großen Unterschied dazwischen, stolz zu sein, wegen der Bemühungen und dem erreichten Ziel, oder sich deshalb überlegen zu fühlen und arrogant zu sein.

In diesem Sinne sollten wir uns zwei Dinge ganz klar vor Augen führen – das Fundament der Bescheidenheit – um bescheiden mit unseren Erfolgen umzugehen:

  • Man muss nicht mit all seinen Erfolgen angeben, es reicht schon, wenn jemand deinem Beispiel folgt. Der wahre Erfolg liegt darin verborgen, sich selbst zu verbessern und anderen als Vorbild zu dienen.
  • Wir müssen dem Leben nicht vorwerfen, was uns fehlt. Wir sollten lieber für das dankbar sein, was es uns geschenkt hat.

Nichts von dem, was wir erreichen können, macht uns zu einem besseren Menschen als alle anderen es sind. Nur allein die Güte und die Bescheidenheit helfen uns dabei, anderen überlegen zu sein und sind wichtige Bestandteile eines glücklichen und erfüllten Lebens.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.